Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
er hier war.
     
    Inzwischen kam ein langsamer, aber stetiger Zuschauerstrom aus dem Stadion. Die Leute trotteten dahin, waren müde von den fünfzehntägigen Spielen, der Aufregung und dem Geschrei, das sie heiser gemacht hatte, hatten das pappige Essen der Imbissverkäufer und den billigen, klebrigen Wein satt und waren bereit, ihr normales Leben wieder aufzunehmen. Es war Mitte September. Bald würde es kühler werden. Der lange heiße Sommer näherte sich seinem Ende. In zwei Wochen stand das traditionelle Ende der Kampfsaison bevor. Im Oktober fing auch die Schule wieder an. Nach dreieinhalb Monaten würde das für viele eine Erleichterung sein (einschließlich der Lehrer, die verzweifelt auf neue Einnahmen warteten). Gleichzeitig würden auch die nächsten Spiele beginnen, aber so weit waren wir noch nicht. Da war immer noch diese Nacht, die letzte Gelegenheit, diese Spiele denkwürdig zu machen, einige Stunden für simple Freuden oder hemmungslose Ausschweifungen.
     
    Drinnen im Circus konnte ich die Cornu-Kapelle hören, die auf ihren riesigen, fast kreisförmigen Bronzehörnern mit den auf der Schulter abgestützten, quer verlaufenden Griffstangen nur durch Hineinblasen unterschiedliche Töne erzeugen sollte. Vielfach trafen die Musiker daneben, was kein Wunder war nach einem langen, ereignisreichen Tag.
     
    Ich entschied, dass wir eine Gruppe als Verdächtige ausschließen konnten. Kein Cornu-Spieler würde die Kraft haben, eine Frau zu überwältigen, nachdem er sich das Herz aus dem Leib geblasen hatte.
     
    Schwacher Applaus, der über die Länge des Tals hallte, beendete schließlich die Ludi Romani für ein weiteres Jahr.
     
    Bis dahin waren diejenigen, die froh über das Ende der Spiele waren, längst verschwunden. Jetzt schlurften die restlichen Zuschauer aus dem Stadion, angetrieben von den Platzanweisern, die die Tore schließen wollten, aber noch nicht zur Heimkehr bereit. Draußen blieben sie in Grüppchen stehen. Junge Leute hofften auf weitere Aufregung. Besucher verabschiedeten sich von Freunden, die sie nur während der Festtage sahen. Burschen riefen kichernden Mädchen nach. Musiker standen herum, falls sie jemand auf einen Becher Wein einlud. Imbissverkäufer packten langsam zusammen. Glutäugige Hausierer aus Transtiberim gingen von Gruppe zu Gruppe, um noch in letzter Minute schäbigen Plunder loszuwerden. Ein Zwerg, an dem rund um die Taille billige Sitzkissen hingen, watschelte in Richtung des Merkurtempels davon.
     
    Tief im Schatten des Stadions hingen die Nachtfalter herum. Die Röcke geschürzt, viel Bein zeigend, staksten sie allein oder zu zweit auf hochhackigen Korksandalen auf und ab und beäugten die Männer durch rußgeschwärzte Wimpern. Falsches Haar oder echtes, so lange malträtiert, bis es falsch aussah, türmte sich über ihren kalkweißen Gesichtern, jede maskenähnliche Visage durchschnitten von blutrot angemalten Lippen. Männer näherten sich ihnen in regelmäßigen Abständen. Ein paar Worte wurden gewechselt, dann verschwanden sie leise im tieferen Schatten, nur um kurz darauf für eine weitere geschäftsmäßige Vereinigung wieder aufzutauchen.
     
    Hinter mir, in der Dunkelheit des Tempeleingangs, hörte ich Geräusche, die darauf hindeuteten, dass auch hier Geschäfte im Gange waren. Oder vielleicht war der Spaß auch ohne Bezahlung, und irgendein Bursche hatte einen Glücksgriff getan unter den schlimmen, lauten Mädchen, die sich mit ihren frechen Freundinnen herumtrieben, lange nachdem ihre Mütter sie zu Hause zurückerwarteten. Einst hätte ich ihnen Beifall gespendet. Jetzt war ich Vater.
     
    Das ganze Szenario wirkte verkommen. Von den Betrunkenen, die gegen geschlossene Läden taumelten und den verängstigten Passanten grässliche Angebote machten, bis hin zu den zerquetschten Melonen im Rinnstein, deren Inneres so rot wie frisches Blut war. Von den Taschendieben, die mit einem zufriedenen Grinsen heimwärts schlenderten, bis zu dem Uringestank in den Gassen, in denen sich unsoziale Taugenichtse, die nicht warten konnten, erleichtert hatten. Es wurde immer schlimmer. Die wenigen Lampen, die noch vor geöffneten Läden hingen oder in weiter oben liegenden Wohnungsfenstern standen, machten die Abstände dazwischen nur noch dunkler und gefährlicher. Zwei Tragestühle schwankten mit hin und her pendelnden Hornlaternen an den Haken vorbei. Jemand sang ein obszönes Lied, das ich aus meiner Armeezeit kannte.
     
    Zwei Männer klammerten sich auf dem

Weitere Kostenlose Bücher