Drei Hände Im Brunnen
die Schnauze voll von uns. »Da war nichts.«
Wenn sie Recht hatte, konnte es dafür verschiedene Erklärungen geben. Die Begegnung, die sie gesehen hatten, hatte möglicherweise nichts mit Asinias späterer Entführung zu tun. Oder vielleicht hatte der Mörder das Mädchen belästigt, dann so getan, als würde er sie in Ruhe lassen, war ihr aber – unbemerkt von Pia und Mundus – gefolgt, um sie sich zu schnappen, wenn sie allein war, und sie später zu seinem Transportmittel zu bringen. Oder er hatte den ersten Kontakt hergestellt – hatte sie sich angesehen und beschlossen, dass sie seinen Erwartungen entsprach –, dann sein Transportmittel, das sich in der Nähe befand, geholt und ihr in einer ruhigeren Straße aufgelauert. Wenn das erste Gespräch freundlich verlaufen war, konnte es das Mädchen bei einer zweiten Begegnung zu einer leichteren Beute gemacht haben.
»Er war es«, entschied ich.
»Höchstwahrscheinlich«, stimmte Petro zu.
Wir sagten den triefäugigen Liebenden, sie könnten gehen. Sie verschwanden die Via Latina hinunter; Mundus besabberte Pia von oben bis unten, doch die hatte nur barsche Flüche für ihn übrig.
»Sie will uns immer noch belügen – aus Prinzip.« Ich war dran, ein Urteil abzugeben. »Wenn sie damit durchkommen könnte, würde sie es tun. Aber der Holzkopf sagt die Wahrheit.«
»Ach, der ist ein echtes Schätzchen«, stimmte Petronius niedergeschlagen zu. »Durch und durch. Und sein Mangel an Mitgefühl für Asinia ist fast so herzerwärmend wie das von Pia. Was täten wir nur ohne die Hilfe solcher aufrechten Bürger?«
Die Menge hatte sich inzwischen größtenteils zerstreut. Nur Nachtschwärmer würden noch so lange herumwanken, bis sie in den Rinnstein kippten. Petro hatte vor, die Überwachung die ganze Nacht fortzusetzen. Ich hatte genug Durchhaltevermögen dafür, aber mir war die Lust daran vergangen. Ich sagte, ich würde den Weg abgehen, den Asinia wahrscheinlich genommen hatte, und dann noch hinunter zum Fluss schauen, bevor ich mich nach Hause begab. Da ich Frau und Kind hatte, die auf mich warteten, war Petro einverstanden. Er brauchte niemanden, der ihm Händchen hielt. Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen, was seine Arbeit betraf. Genau wie ich. Vielleicht war das die beste Methode, unsere Partnerschaft fortzuführen.
Ich ging bis zu Caius Cicurrus’ Haus. Unterwegs sah ich nichts Ungewöhnliches. Das Haus war verschlossen und dunkel. Zypressenbäumchen flankierten die Haustür als Zeichen der Trauer. Ich fragte mich, wie lange sie wohl dort stehen würden, bevor Cicurrus ein Begräbnis würde abhalten können.
Auf einem etwas anderen Weg schlenderte ich zum Forum zurück. Ich entdeckte immer noch nichts außer den üblichen Fassadenkletterern und Bordsteinschwalben, die Männer in Nebengassen stehen hatten, um ihre Kunden auszurauben. Ich erwog, sie zu fragen, ob sie beobachtet hatten, wie ein hübsches dunkelhäutiges Mädchen auf offener Straße entführt worden war. Aber sie anzusprechen setzte mich dem Risiko aus, mir den Schädel spalten zu lassen. Ich weiß, wann ich besser Fersengeld gebe.
Ich erreichte das Forum nördlich vom Tempel der Venus und Roma, bog auf die Via Sacra ein und hielt Augen und Ohren offen wie ein Raubtier, das jeden Schatten auf Bewegungen hin absucht. Ich blieb mitten auf der Straße und tappte so leise wie möglich über die unebenen alten Pflastersteine.
Beim Tempel der Vesta gab ein Mädchen geräuschvoll den Inhalt ihres Magens von sich. Eine zweite Frau stützte sie. Als ich mich vorsichtig näherte, kam ein Fahrzeug aus einer Seitengasse angeklappert – unbeladen, ohne Passagiere, ein nur von einem Pferd gezogener ländlicher Karren. Die eine Schlampe, die mehr oder weniger aufrecht stand, rief den Fahrer unverfroren an. Er duckte den Kopf, hatte offenbar Angst, belästigt zu werden, trieb das Pferd an und verschwand eilends wieder vom Forum in Richtung der Basilica Julia.
Ich seufzte leise. Dann, obwohl es normalerweise gegen mein Prinzip verstieß, zwei angetrunkenen Hexen auch nur nahe zu kommen, ging ich direkt auf sie zu. Diejenige, die den Fahrer angerufen hatte, war Marina, die Mutter meiner kleinen Nichte Marcia. Ich hatte ihre Stimme erkannt.
XXXIX
Vermutlich befanden sich mehr Menschen in unserer Nähe, als uns klar war, aber sie schlichen bei der Regia herum, huschten zwischen den Tempelsäulen hindurch oder verbargen sich im tiefen
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