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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Rücken eines Esels aneinander, beide so betrunken, dass sie kaum wussten, wo sie sich befanden; ihr graufelliges Reittier trottete mit ihnen die Via Piscinae Publicae hinab und wählte seinen Weg selbst. Vielleicht kannte es eine nette Weinschenke an der Servianischen Mauer, unten an der Porta Raudusculana. Am liebsten wäre ich ihm gefolgt.
     
    So viele Leute sahen aus, als ob sie nichts Gutes im Schilde führten, dass die Entscheidung schwer fiel, wen von ihnen man beobachten sollte. Überall verhielten sich Frauen so unverschämt dämlich, während finstere Männer sie hoffnungsvoll beäugten. Es widerte mich an, hier zu stehen, als gehörte ich dazu. Meine Nerven waren so angespannt, dass ich fast das Gefühl hatte, jeder, der sich in diese grässliche Szenerie begab, verdiente, was er bekam.
     
    Die Menge löste sich erst nach zwei Stunden auf. Am Ende war ich so betäubt, dass meine Gedanken zu wandern begannen. Plötzlich kam ich wieder zu mir und merkte, dass ich die letzten zehn Minuten vor mich hin gestarrt und meinen Plan ausgefeilt hatte, einen Saal für den öffentlichen Vortrag meiner Gedichte zu mieten. (Das war ein Traum, den ich schon seit einiger Zeit hegte; bisher war ich durch die guten Ratschläge enger Freunde davon abgehalten worden, besonders jener, die meine Oden und Eklogen gelesen hatten.) Mit einem schuldhaften Zusammenzucken kehrte ich in die Gegenwart zurück.
     
    Vor einem nahe gelegenen Tor des Circus stand ein junges Mädchen ganz allein. Sie war weiß gekleidet, und der Saum ihrer Stola glitzerte golden. Ihre Haut war zart, ihr Haar hübsch frisiert. Geschmeide, das sich nur eine reiche Erbin leisten konnte, war unschuldig zur Schau gestellt. Sie schaute sich um, als wäre sie Teil einer unberührbaren Prozession der Vestalinnen in hellem Tageslicht. Man hatte sie in dem Glauben erzogen, dass ihr stets Respekt entgegengebracht werden würde – und doch hatte irgendein Idiot sie hier stehen lassen. Selbst wenn man sie nicht kannte, sah sie vollkommen fehl am Platze aus. Und ich kannte sie. Es war Claudia Rufina, das scheue junge Wesen, das Helena und ich aus Spanien mitgebracht hatten. Während sie allein dort stand, konnten sich alle möglichen üblen Charaktere auf sie stürzen.
     

XXXVII
    »Claudia Rufina!« Es gelang mir, vor allen Straßenräubern, Vergewaltigern und Entführern neben ihr aufzutauchen. Verschiedene zwielichtige Gestalten zogen sich etwas zurück, blieben aber in Hörweite, falls ich ein Windhund war, den Claudia zurückweisen würde, und ihnen die Beute überließ.
     
    »Wie schön, dich zu sehen, Marcus Didius!«
     
    Claudia war fügsam und wohlmeinend. Ich versuchte meiner Stimme die Schärfe zu nehmen. »Darf ich fragen, was du um diese späte Stunde in einer so verkommenen Gegend tust?«
     
    »Ach, das macht mir nichts aus«, versicherte mir das dumme Gänschen liebenswürdig. »Ich warte darauf, dass Aelianus und Justinus mit der Sänfte zurückkommen. Ihre Mutter besteht darauf, dass ich damit abgeholt werde, aber bei diesem Gedränge ist sie schwer zu finden.«
     
    »Das ist kein Ort zum Herumstehen, junge Dame.«
     
    »Nein, er ist nicht schön, aber dieser Ausgang liegt der Porta Capena am nächsten. Wir könnten zu Fuß nach Hause gehen, doch davon will Julia Justa nichts hören.«
     
    Zu dritt nach Hause zu marschieren wäre verdammt viel sicherer gewesen, als die Jungs auf der Suche nach der Familiensänfte loslaufen zu lassen, während Claudia hier wie ein lebender Köder zurückblieb.
     
    Justinus tauchte auf, während ich noch schäumte. »Oh, Claudia, ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht mit fremden Männern sprechen.«
     
    Mir riss die Geduld. »Tu das nie wieder! Ist dir denn nicht klar, dass hier in der Nähe das letzte Opfer des Aquäduktmörders verschwunden ist? Ich stehe hier und warte darauf, dass irgendeine dusslige Frau von einem Wahnsinnigen verfolgt wird – und es wäre mir wesentlich lieber, wenn es nicht ausgerechnet jemand wäre, den ich selbst nach Rom gebracht habe, jemand, der meine zukünftige Schwägerin ist!«
     
    Er hatte nichts davon gewusst. Aber er hatte ein feines Gespür für Gefahr, sobald man ihn auf den Bösewicht der Gegend hingewiesen hatte. »Wir waren Dummköpfe. Ich entschuldige mich.«
     
    »Lass es gut sein«, erwiderte ich barsch. »Solange ihr, du und dein Bruder, bereit seid, eure Dummheit Helena gegenüber zu rechtfertigen! Ganz zu schweigen von eurer edlen Mutter, eurem illustren

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