Drei Hände Im Brunnen
das.
»Wie heißt du, mein Freund?«
»Das würde ich lieber nicht sagen.«
»In Ordnung.« Manchmal zahlt es sich aus, ihnen ihre Heimlichtuerei zu lassen. Ich wollte wissen, was er gesehen hatte, ganz egal, wer er war. »Hast du gehört, was Asinia Schreckliches zugestoßen ist?«
»Entsetzlich!«
»Ich bin an deiner Seite der Geschichte interessiert. Pia sagte, ihr beide hättet sie etwa hier verlassen, sie dann aber noch mal in der Straße der Drei Altäre gesehen?«
»Wir müssen sie eingeholt haben. Sie hat uns nicht bemerkt.«
»War zu dem Zeitpunkt noch alles in Ordnung mit ihr?«
Er blickte zu Pia. »Hast du ihm nichts von dem Kerl erzählt?«
»Oh«, log Pia schamlos, »ich glaube, das hab ich vergessen.«
»Was war das für ein Kerl?« Ich wünschte, Petro wäre bei mir. Skrupelloser als ich, hätte er ihr auf Vigilesmanier den Arm verdreht, während er sie mit der anderen Hand um ihren Hals zum Sprechen ermutigt hätte.
»Ach«, hauchte Pia, als wäre es unwichtig und ihr sowieso gerade erst wieder eingefallen. »Ich glaube, wir haben einen Mann mit Asinia reden sehen.«
XXXVIII
Ich war so wütend, dass ich die beiden voller Wonne dem öffentlichen Folterer zum Fraß vorgeworfen und mit Haken traktiert gesehen hätte. Ich glaube, Pia merkte, dass die Atmosphäre stickiger wurde, als ihr lieb war. Selbst jetzt hatte sie nicht vor, es mir zu erzählen, aber als ihr lausiger Bettgenosse es ausspuckte, sah sie ihn nur finster an und ließ ihn reden. Was sie später mit ihm machen würde, ging nur sie beide was an.
»Wir haben diesen Kerl gesehen«, erzählte er mir mit hilfreicher Miene. Ich hätte ihn mehr dafür bewundert, wenn ich nicht den Verdacht gehabt hätte, dass Pia ihn zum Mundhalten verpflichtet hatte. Ich war zornig. Er hatte uns diese lebenswichtige Information über eine Woche lang verschwiegen, obwohl er wusste, dass es uns hätte helfen können, einen Perversen zu fassen und das Leben anderer Frauen zu retten.
»Du sagst, du hast den Kerl gesehen?«
»Er redete mit Asinia.«
»Hat er sie bedrängt?«
»Nein, schaute nicht danach aus. Wir bemerkten es nur, weil Asinia nie was mit Männern zu tun hatte. Aber er schien freundlich genug. Sonst wären wir natürlich eingeschritten.«
»Natürlich.« So wie er sich auch jetzt noch um Pia herumwand, war anzunehmen, dass er sich eine Fummelei nicht so schnell entgehen ließ. »Und was passierte dann?«
»Sie antwortete ihm, und er ging weg.«
»Ist das alles?«
»Ja, Legat.«
»Du bist sicher, dass Asinia allein weiterging?«
»O ja.«
»Was war das für ein Mann?«
»Nichts Besonderes. Wir haben ihn nur von hinten gesehen.«
»War er groß?«
»Nein, klein.«
»Körperbau?«
»Ganz gewöhnlich.«
»Alter?«
»Keine Ahnung.«
»Jung oder schon älter?«
»Älter, vermutlich.«
»Viel älter?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Irgendwelche nationalen Charakteristika?«
»Was?«
»Sah er römisch aus?«
»Wie meinen Sie das?«
»Vergiss es. Haare?«
»Weiß ich nicht.«
»Hut?«
»Ich glaub nicht.«
»Was trug er?«
»Tunika und Gürtel.«
»Welche Farbe hatte die Tunika?«
»Keine besondere.«
»Weiß?«
»Könnte sein.«
»Nichts, was dir aufgefallen ist?«
»Nein, Legat.«
»Stiefel oder Schuhe?«
»Könnte ich nicht sagen, Legat.«
»Ist dir auch egal, was?«
»Wir haben ihn nicht sonderlich beachtet. Er war ganz gewöhnlich.«
»So gewöhnlich, dass er ein bestialischer Mörder sein könnte. Warum ist keiner von euch beiden früher damit herausgerückt?«
»Ich hielt das nicht für wichtig«, versicherte mir der Mann ernsthaft. Pia versuchte nicht zu bluffen. Ich verstand ihr Problem; sie hatte Angst, dass Caius Cicurrus ihr vorwerfen würde, sie hätte seine Frau ihrem Schicksal überlassen, während sie damit beschäftigt war, diesen Wurm in ihr Bett zu zerren.
»Na gut. Ich möchte, dass ihr beide mit in die Straße der Drei Altäre kommt und mir genau zeigt, wo dieses Gespräch mit Asinia stattgefunden hat.«
»Wir haben noch was vor!«, protestierte der Kotzbrocken. Pia, die immer noch so tat, als würde sie ihn kaum kennen, schaute nur sauer.
»Das ist schon in Ordnung«, sagte ich liebenswürdig. »Ich habe auch was vor. Ich gedenke euch beide
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