Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
verneigte er sich vor seiner Tanzpartnerin und trat dann zum König und der Königin.
Aschenbrödel stand in Hörweite, aber die königlichen Herrschaften hatten sie nicht bemerkt.
âDu bist doch am Ende nicht auÃer Atem?â, fragte der König den Prinzen. âIch lasse dir etwas Flotteres spielen.â
Der Prinz wischte sich mit einem Tuch über die Stirn. âLass spielen, was du willst. Ich tanz nicht mehr.â
Aschenbrödel zupfte an ihrem Schleier. Das durfte sie nicht zulassen. Sie war doch gerade erst gekommen, der Prinz musste einfach weitertanzen!
Schon verstummte die Musik. Das Wispern und Murmeln im Saal wurde lauter.
âKehr zurück!â, befahl der König und wies auf die Tanzfläche.
âLieber werde ich Bäume fällen.â
âIch nehme dich beim Wort, du kannst sofort beginnen!â
âBitte!â Der Prinz stürmte vom Podest und eilte Richtung Tür.
Aschenbrödel straffte die Schultern. Jetzt oder nie!
Sie trat dem Prinzen in den Weg und knickste. âGuten Abend, Hoheit.â
Der Prinz blieb stehen und starrte sie an.
âVielen Dank für die freundliche BegrüÃungâ, sagte Aschenbrödel.
âWieso denn? Ich hab Sie ja ⦠Verzeihen Sie, aber Sie haben mich so überrascht.â
âUnd ich dachte, Sie wollten mir entgegenkommen.â
âGanz im Gegenteil, ich wollte gerade gehenâ, sagte der Prinz.
âDann â¦â Sosehr sie sich auch den Kopf zerbrach, es wollte Aschenbrödel nichts einfallen, was ihn zum Bleiben bewegen könnte. Sie senkte den Kopf und drehte sich halb vom Prinzen weg. âDann darf ich Sie wohl nicht aufhalten.â
âWarum denn nicht?â
Der Prinz war so nah an sie herangetreten, dass Aschenbrödel seine Wärme auf der Haut spüren konnte. Sie atmete tief ein und wandte sich zu ihm um.
Der Prinz verneigte sich. âDarf ich bitten?â Er streckte ihr eine Hand hin.
âWäre es nicht besser mit Musik?â Sie legte ihre Hand in seine.
Der Prinz sah sich um, als bemerkte er erst jetzt, wie still es war. âWarum spielt die Musik nicht, Präzeptor? Musik!â
Der Präzeptor hob den Stock und schon setzte die Musik wieder ein.
Die geheimnisvolle Tänzerin
Der Prinz hatte nicht gewusst, dass Tanzen so leicht sein konnte. Er schwebte geradezu über das Parkett. Hatte er sich zuvor wie ein Narr gefühlt, so war ihm nun, als hätte er Flügel. Und das lag einzig und allein an der unbekannten Tänzerin, die ihr Gesicht hinter einem Schleier verbarg.
Zuerst war es ein Duft gewesen, der ihn aufgehalten hatte. Ganz anders als all seine Tanzpartnerinnen dieses Abends duftete sie nach Wald. Als wäre sie geradenwegs durch die frische Nachtluft über einen mit Kiefern gesäumten Weg hierhergeritten. Aber das war natürlich ein unsinniger Gedanke, keine adelige Dame würde so etwas tun.
Als Nächstes hatte ihn ihre Stimme verzaubert. Ja, verzaubert. Wie sonst sollte er sich erklären, dass er sie zum Tanz gebeten hatte, gerade als er doch eigentlich fliehen wollte? Jetzt allerdings lag ihm nichts ferner. Er wollte die ganze Nacht hindurch tanzen. Die Anmut der unbekannten Schönen schien ansteckend zu sein. Der Prinz wusste mit einem Mal um alle Tanzschritte, ja, er musste nicht einmal mehr über den Tanz nachdenken, er tanzte ihn einfach. Mit ihr.
âWer sind Sie?â Er musste ihren Namen wissen.
âWollen Sie tanzen oder mich ausfragen?â Sie drehte sich von ihm weg, lieà sich aber sogleich wieder einfangen.
So dicht bei ihr verschlug es dem Prinzen die Sprache. Und für den Moment war es auch genug, mit ihr über das Parkett zu schweben, ihre Hand in seiner zu spüren. Er führte sie durch die Tanzfiguren, die ihm kurz zuvor noch solche Rätsel aufgegeben hatten, und fragte sich, warum er jemals etwas anderes hatte tun wollen als tanzen. Es war so leicht und so wunderbar. Solange nur sie an seiner Seite tanzte.
Der Prinz wirbelte mit ihr am Königspodest vorbei.
âWer ist sie?â, hörte er seinen Vater erstaunt die Königin fragen.
âWir werdenâs erfahrenâ, antwortete die. âWie schnell unser Sohn die Bäume vergessen hat!â
âSieh sie dir doch einmal anâ, sagte der König. âDiese Haltung! Sollte ich sie nicht hierher einladen?â
âLass sie zuerst miteinander tanzenâ, erwiderte die
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