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Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Stein
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verlor gleich darauf den Boden unter den Füßen. Die rote Bärin presste ihn an ihren Busen, drückte ihn, dass ihm die Luft wegblieb, und wirbelte weiter durch den Saal.
    Nur sein Vater schien sich prächtig zu amüsieren. „Wie ich sehe“, hörte ihn der Prinz sagen, als der rote Wirbelsturm ihn am königlichen Podest vorbeitrug, „habe ich bisher den Geschmack des Prinzen überhaupt nicht gekannt.“
    Der Prinz biss die Zähne zusammen und lächelte. Irgendwann würde dieser Tanz vorübergehen und auch der nächste und schließlich der ganze elende Ball.

Wie ein Husar zum Ball
    Aschenbrödel galoppierte mit Nikolaus durch die Nacht. Der Mond schien hell und brachte den Schnee zum Leuchten. Die kühle Luft strich scharf an ihren Wangen vorbei und ließ sie glühen. Ihr langer Mantel flatterte hinter ihr im Wind – es ging zum Schloss! Ganz wie ihr Vater gesagt hatte: Sie ritt wie ein Husar zu ihrem ersten Ball.
    Kaum hatte sie die Treppe erreicht, die zum Schloss hinaufführte, sprang sie aus dem Sattel. Sie warf Nikolaus’ Zaumzeug über das steinerne Treppengeländer und strich dem Schimmel über den Hals. Jetzt, da das Schloss so mächtig über ihr aufragte, kamen ihr doch heftige Zweifel. Schließlich war sie gar nicht eingeladen.
    Was, wenn sie drinnen Dora begegnete, und die sie erkannte – oder schlimmer noch, wenn die Stiefmutter sie enttarnte! Aschenbrödel wagte gar nicht, sich auszumalen, welche Strafen ihr drohen würden.
    Und was würde der Prinz sagen, wenn er herausfände, dass sie nur eine einfache Magd vom Gutshof war? Aschenbrödel straffte die Schultern. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Die Treppenstufen waren zahlreich und mit jeder einzelnen schwand ihr Mut ein wenig mehr. Sicher, sie trug ein Diadem und ein Kleid durchwirkt mit Silberfäden, ja, ihre Schuhe waren rosenfarben ebenso wie ihr Mantel, ja, es war keine Spur von Asche mehr an ihren Wangen oder Händen oder in ihrem Haar – und doch steckte unter all diesem Putz immer noch das Aschenbrödel.
    Sie drehte sich zu Nikolaus um. Wenn sie sich jetzt wieder in den Sattel schwang und wie der Wind zurück zum Gutshof ritt, würde niemand ihren Ausflug bemerken. Ihre Freundinnen, die Tauben, hätten längst den Mais und die Linsen voneinander getrennt, und ihr bliebe noch genug Zeit, die anderen Arbeiten vor dem Morgengrauen zu erledigen.
    Noch war die Stube nicht aufgeräumt, Stoffballen, Kleider, Perlen, Knöpfe, Nähzeug, Schmuckschatullen, alles lag kreuz und quer darin verteilt, so wie die Stiefmutter und Dora es hinterlassen hatten. Nicht einmal die Bügelwäsche hatte Aschenbrödel angefeuchtet, so ungeduldig war sie gewesen, zur Scheune und zu ihren Schätzen zu kommen.
    Nikolaus schnaubte und scharrte mit den Hufen im Schnee. Aschenbrödel sah wieder hinauf zum Schloss. Warmes gelbes Licht fiel durch die Fenster des Ballsaales. Nur wenn sie dort hineinginge, würde sie den Prinzen wiedersehen. Aschenbrödel raffte ihren Rock und erklomm die letzten Stufen.
    Auf dem Vorplatz des Schlosses hatte jemand den Schnee gekehrt. Nur ein Hauch von Weiß lag auf den großen Steinplatten. Es war ein langer Weg bis zum Eingang, und vor diesem standen zwei Wächter. Stur blickten sie geradeaus, als bemerkten sie Aschenbrödel gar nicht.
    Aschenbrödel schluckte und wagte den ersten Schritt. Solange es ihr nur gelang, sich wie eine der fürstlichen Töchter zu benehmen, würden die Wächter sie auch dafür halten. Sie setzte einen Schritt vor den anderen, doch der Weg wollte und wollte kein Ende nehmen.
    Aschenbrödel senkte den Kopf. Was hatte sie sich bei alldem nur gedacht? Die Zaubernüsse konnten ihr ein schönes Kleid schenken doch keinen Einlass ins Schloss.
    Aber wenigstens einen Blick auf den Prinzen wollte sie erhaschen, wenn sie schon einmal bis hierher gekommen war. Und wenn die Wächter ihr das gestatteten, sie nicht aufhielten, dann, nun, dann würde sie möglicherweise den Mut finden, es mit der Eingangstür zu versuchen.
    Ihr Herz schlug so heftig wie die Flügel eines jungen Vogels vor dem ersten Flug. Kein Laut kam von den Wächtern, als sie sich einem der Fenster näherte. Und sie schwiegen auch, als sie die Hand ausstreckte und ein Loch in das Eis rieb, das die Glasscheiben überzog.
    Aschenbrödel beugte sich nah an das Guckloch im

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