Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Versammlung nach vorn gedrängelt hatte. âDie findet Ihr mit ihrer Tochter auf dem königlichen Ball.â
âWas habt Ihr hier zu suchen?â, verlangte jetzt auch Pavel lauthals zu wissen.
âDie schöne Prinzessin.â
âPrinzessin?â Winzek starrte den Prinzen an, als habe er den Verstand verloren.
âWas, hier?â Rosie schüttelte nur den Kopf.
âSie ist gerade vor mir reingeritten!â Der Prinz hob die Stimme, um über dem aufklingenden Gelächter noch gehört zu werden.
âSoll er sie sich doch aussuchen, die Prinzessin!â Pavel breitete die Arme aus, als wollte er alle Versammelten umarmen, und das Lachen wurde noch lauter.
Der Prinz richtete das Wort erneut an das Gesinde. âIch weià nicht, ob sie eine Prinzessin ist, aber sie ist schön. Und sie ist mir hier verloren gegangen.â
âJa, freilichâ, sagte Winzek. âAber sicher, hier gibtâs âne ganze Fuhre Schönheiten, du brauchst dich nur zu bedienen!â
Wieder lachten sie alle.
Auch Aschenbrödel, die das Geschehen von ihrem Fenster aus beobachtete, musste schmunzeln.
âWarten wir bis zum Morgenâ, sagte ein Gefährte des Prinzen.
Der andere nickte. âDer Morgen ist klüger als der Abend.â
âWir finden sie bei Nacht sowieso nicht.â
Der Prinz schüttelte den Kopf. âNein, ich muss sie finden.â Er blickte Winzek entschlossen an. âIch will sofort alle Frauen und Mädchen sehen, die auf diesem Hof leben.â
âDas fehlt noch.â Winzek trat einen Schritt nach vorn. âMit welchem Recht?â
Da beugte sich Pavel nah zu dem Knecht. Zwar sprach er mit gesenkter Stimme, aber immer noch laut genug, dass er über den ganzen Hof zu hören war. âDas ist doch der Prinz!â
âDer Prinz?â Winzek lieà den Stock fallen und verneigte sich hastig. âEure Hoheit.â
âAlle Frauen und Mädchen, bis zur Letztenâ, sagte der Prinz ungeduldig.
âEure Hoheit, aber bitte, da sind sie.â Winzek wies auf die Umstehenden.
âUnsere hatte einen Schleierâ, sagte ein Gefährte des Prinzen.
âUnd ein rosenfarbenes Ballkleidâ, fügte der andere an.
Der Prinz blickte die Mägde zweifelnd an, die einander drängelten und schubsten, um näher an ihn heranzukommen.
Die Schuhprobe
Das Gelächter war Aschenbrödel vergangen, als sie gesehen hatte, wie traurig der Prinz dreinblickte.
Vorsichtig stieà sie das Fenster ein wenig weiter auf. Hufschlag drang leise an ihr Ohr und gleich darauf kam der Schlitten mit der Stiefmutter und Dora auf den Hof gefahren. Aschenbrödel erschrak. Nicht auszumalen, wenn die Stiefmutter sie in ihrem Ballkleid entdeckte! Doch da war immer noch der Prinz, und sie musste wissen, was er tun würde.
Genau unter Aschenbrödels Fenster brachte der Kutscher die Pferde zum Stehen.
âWie kommt er hierher?â, hörte sie Dora fragen.
âOffenbar sucht er jemandenâ, sagte die Stiefmutter.
Der Prinz schien die Ankunft des Schlittens gar nicht bemerkt zu haben. Er schritt die Reihe der Mägde ab, die vor ihm knicksten und wisperten.
Dora erhob sich von ihrem Sitz.
âWarte!â Die Stiefmutter drückte sie zurück auf die Bank, während sie selbst ausstieg.
Irgendetwas führte die im Schilde, und was es auch war, es konnte nichts Gutes sein. Aschenbrödel krampfte die Hand um den Fenstergriff. Der Prinz und seine Gefährten standen wieder dicht beisammen, ihre Stimmen waren nicht mehr als ein Flüstern an ihrem Ohr, gerade noch zu verstehen.
âSie kennen ja ihr Gesicht nichtâ, sagte der dunkelhaarige Gefährte.
âKeinen Namen und auch sonst nichts.â Der blonde zuckte mit den Schultern.
Der Prinz blieb stumm und sah unendlich traurig aus.
Aschenbrödel wünschte sich sein Lächeln zurück. Das Lächeln, mit dem er sie beim Tanz angeblickt hatte. Sie könnte laut pfeifen, dann würde er, statt auf die Mägde zu sehen, zu ihr hinaufblicken â und vielleicht wieder lächeln. Und die Stiefmutter würde toben.
Ãberhaupt, der Prinz suchte allein nach der schönen Prinzessin, das hatte er selbst gesagt. Und eine Prinzessin gab es hier nicht. Wenn er wüsste, wer sie in Wirklichkeit war, ergriffe er mit Sicherheit die Flucht. Ein Prinz und eine wie sie â unmöglich!
Und doch konnte Aschenbrödel den
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