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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Plötzlich griff etwas nach meinem Hut. Erstaunt drehte ich mich um. Ein kleiner Affe saß in der Ecke auf seiner Stange, ein bißchen zusammengekrümmt, mit gelbem Fell und traurigem Gesicht. Er hatte schwarze, runde Augen und die bekümmerten Lippen einer alten Frau. Um den Bauch hatte er einen Ledergurt geschlungen, an dem eine Kette befestigt war. Die Hände waren klein, schwarz und erschreckend menschlich.
     Ich blieb stehen und verhielt mich ruhig. Langsam rückte der Affe auf seiner Stange näher. Er sah mich dabei dauernd an, nicht mißtrauisch, sondern mit einem merkwürdigen, verhaltenen Blick. Vorsichtig streckte er schließlich seine Hand aus. Ich hielt ihm einen Finger hin. Er zuckte zurück, dann nahm er ihn. Es war sonderbar, die kühle Kinderhand zu fühlen, wie sie meinen Finger umklammerte. Es war, als wolle sich ein armer, stummer, in diesen gekrümmten Körper verschlagener Mensch hinausretten. Man konnte die todtraurigen Augen nicht lange ansehen.
     Schnaufend tauchte Gustav aus dem Wald von Stammbäumen wieder auf. »Also abgemacht, Anton, du kriegst einen Dobermannrüden aus Hertha dafür. Das beste Geschäft deines Lebens!« Dann wandte er sich zu mir. »Willst du ihn gleich mitnehmen?«
     »Was kostet er denn?«
    »Nichts. Getauscht gegen den Dobermann, den ich dir
    vorhin geschenkt habe. Ja, Gustav muß man machen lassen! Gustav ist goldrichtig.«
     Wir machten ab, daß ich den Hund später holen sollte, wenn ich mit dem Taxifahren fertig war.
     »Weißt du, was du da gekriegt hast?« fragte Gustav mich draußen. »Ganz was Rares. Einen Irischen Terrier. Primissima. Ohne jeden Fehler. Und einen Stammbaum dazu, Mann Gottes, den darfst du dir gar nicht ansehen, sonst muß du dich immer erst verbeugen, bevor du das Vieh anredest.«
     »Gustav«, sagte ich, »du hast mir einen großen Gefallen getan. Komm, wir trinken jetzt den ältesten Kognak miteinander, den wir auf treiben können.«
     »Heute nicht!« erklärte Gustav. »Heute muß ich eine sichere Hand haben. Ich gehe abends in meinen Verein kegeln. Versprich mir, daß du mal mitkommst. Alles hochanständige Leute da, ein Oberpostsekretär sogar.«
     »Ich komme«, sagte ich. »Auch wenn der Oberpostsekretär nicht da ist.«

     Kurz vor sechs Uhr fuhr ich in die Werkstatt zurück. Köster erwartete mich. »Jaffé hat heute nachmittag telefoniert. Du sollst ihn anrufen.«
     Ich bekam einen Augenblick keinen Atem. »Hat er was gesagt, Otto?«
     »Nein, nichts Besonderes. Nur daß er bis fünf in seiner Sprechstunde ist. Nachher im Dorotheenkrankenhaus. Du wirst also dort anrufen müssen.«
     »Gut.«
     Ich ging ins Büro. Es war warm und stickig, aber ich fror, und der Telefonhörer zitterte in meiner Hand. »Unsinn«, sagte ich und stützte den Arm fest auf den Tisch.
     Es dauerte lange, bis ich Jaffé erreichte. »Haben Sie Zeit?« fragte er.
     »Ja.«
     »Dann kommen Sie doch gleich hier heraus. Ich bin noch eine Stunde da.«
     Ich wollte ihn fragen, ob etwas mit Pat passiert sei. Aber ich brachte es nicht fertig. »Gut«, sagte ich, »in zehn Minuten bin ich da.«
     Ich legte den Hörer auf und rief sofort zu Hause an. Das Dienstmädchen war am Apparat. Ich fragte nach Pat. »Weiß nicht, ob sie da ist«, sagte Frida brummig. »Will mal nachsehen.«
     Ich wartete. Mein Kopf war dick und heiß. Es dauerte endlos. Dann hörte ich ein Scharren und Pats Stimme. »Robby?«
     Ich schloß einen Moment die Augen. »Wie geht es, Pat?«
     »Gut. Ich hab bis eben auf dem Balkon gesessen und gelesen. Ein aufregendes Buch.«
     »So, ein aufregendes Buch«, sagte ich. »Das ist ja schön. Ich wollte dir nur sagen, daß ich heute ein bißchen später nach Hause komme. Bist du schon fertig mit deinem Buch?«
     »Nein, ich bin mittendrin. Ein paar Stunden reicht es noch.«
     »Bis dahin bin ich längst da. Und nun lies rasch weiter.«
     Ich blieb einen Augenblick sitzen. Dann stand ich auf. »Otto«, sagte ich, »kann ich Karl mal haben?«
     »Natürlich. Wenn du willst, fahre ich mit. Ich habe hier nichts zu tun.«
     »Ist nicht nötig. Es ist weiter nichts. Ich habe schon zu Hause angerufen.«
     Welch ein Licht, dachte ich, als Karl auf die Straße hinausschoß, welch ein wunderbares Abendlicht über den Dächern! Wie voll und süß das Leben ist!

     Ich mußte ein paar Minuten auf Jaffé warten. Eine Schwester führte mich in ein kleines Zimmer, in dem alte Zeitschriften umherlagen. Ein paar Blumentöpfe mit

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