Drei Mal täglich
verlockend”, gab Bennett zu.
“Ja.” Viel zu verlockend, dachte Lacy.
“Wenn wir noch ein bisschen dableiben, können wir außerdem sicherstellen, dass es deiner Urgroßmutter wirklich gut geht.”
Lacy musste sich auf die Zunge beißen, um ihm nicht knallhart zu beichten, dass der alten Dame absolut nichts fehlte. Dass Urgroßmama log wie ein Politiker und nur so tat, als habe sie Herzschmerzen. Doch wenn Lacy ihm die Wahrheit sagte, musste sie auch erklären, warum ihre Verwandte zu diesem Trick gegriffen hatte.
Das aber würde bedeuten, der harten Tatsache ins Auge zu sehen. Jener Tatsache, dass Bennett ihre Liebe nicht erwiderte. Und dazu war sie nicht bereit. Noch nicht.
“Dylan kann sich um dein Auto kümmern, wenn er von der Landwirtschaftsmesse zurückkommt. Ich bin sicher, dass er den Schaden beheben kann”, meinte Geneva Calder zu ihrer Tochter, während sie Lacy und Bennett jeweils eine Portion Rührei mit Speck auffüllte.
Blauweiß bemaltes Porzellan von Wedgwood. Bennett erkannte das Design, weil Nanna einst das gleiche besessen hatte. Diese blauweißen Porzellanteller brachten eine Menge guter Erinnerungen zurück.
Er warf einen Blick auf den gedeckten Frühstückstisch. Es gab Würstchen und französischen Toast, Roggenbrot, mit Buttermilch zubereitete Brötchen und Kartoffelpuffer. Dazu Salat von frischen Früchten. Auf dem Tisch standen außerdem eine Kanne mit Milch, eine Karaffe mit Orangensaft und eine Kanne mit frisch gebrühtem Kaffee. Bennett hatte so eine riesige Auswahl bisher nur bei Hotelbuffets erlebt. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, und sein Magen knurrte vernehmlich.
“Aber die Landwirtschaftsschau ist doch erst heute Abend um zehn vorbei”, beschwerte sich Lacy.
“Bis dahin könnt ihr euch ausruhen. Dann seid ihr fit für die Heimfahrt.”
Lacy seufzte. Bennett fragte sich nicht zum ersten Mal, warum sie es so eilig hatte, nach Hause zu kommen. Sicher, ihrer Urgroßmutter schien es gut zu gehen. Doch warum Lacy vor einer Familie floh, die offensichtlich Spaß daran hatte, sie zu verwöhnen, die ihren neuen Bekannten zwanglos aufnahm und alles tat, damit sie beide sich wohlfühlten – das verstand er nicht. Warum gönnte sich Lacy die Fürsorge nicht einfach? Er selbst hätte seinen rechten Arm dafür gegeben, zu solch einer harmonischen Großfamilie zu gehören.
Lacy saß neben ihm. Ihre Krücken hatte sie gegen die Wand gelehnt. Ab und zu schaute sie wie prüfend zu Bennett. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann musste er zugeben, dass auch er immer wieder ihren Blick suchte.
Hier, inmitten ihrer Verwandten, hatte sich Lacy erneut in eine andere Person verwandelt. Sie war weder die schüchterne Krankenschwester noch die Femme fatale aus dem Club. Zu Hause war sie verantwortungsbewusst, fast mütterlich. Sie war ja auch die älteste Tochter.
Es herrschte eine lebhafte Unterhaltung an der langen Frühstückstafel, die fast die gesamte Küche einnahm. Das Stimmengewirr, das Klappern der Bestecke auf den Tellern und das leise Klirren der Kaffeetassen waren anheimelnd. Bennett wurde umstandslos in die Gespräche einbezogen, obwohl er nicht viel dazu beitragen konnte, denn es ging natürlich um die jährlich stattfindende Leistungsschau der landwirtschaftlichen Betriebe. Mr. Calder und Dylan, sein ältester Sohn, waren bereits vorausgefahren, um den Stand zu eröffnen. Dort gab es handwerkliche Erzeugnisse und Nahrungsmittel aus eigener Herstellung zu sehen und zu kaufen. Die anderen Familienmitglieder wollten nach dem Frühstück aufbrechen. Nur Großmutter Nony hatte sich bereit erklärt, zu Hause zu bleiben, um sich um Urgroßmama zu kümmern.
Bennett fühlte sich wohl in dieser Runde – bis auf den kleinen Zweifel, den jeder Außenseiter hat. Sie gaben ihm alle das Gefühl dazuzugehören. Doch er wusste genau, dass er keinen Anspruch auf ihre Zuneigung hatte.
Dass er hier war, war bloßer Zufall. Wenn er nicht gerade in Lacys Apartment gewesen wäre, als sie den Anruf ihrer Mutter erhielt, dann säße er jetzt nicht hier.
“Sagen Sie, Bennett”, begann Mrs. Calder, “wie lange sind Sie und Lacy schon zusammen?”
“Mom”, schaltete Lacy sich ein, um weiteren indiskreten Fragen vorzubeugen, “Bennett ist nur ein guter Freund.”
Ja, klar, schien Mrs. Calders Gesichtsausdruck zu sagen. Sie ging felsenfest davon aus, dass Bennett und Lacy ein Paar waren. Und er begriff, dass er von Anfang an recht gehabt hatte mit seiner Vermutung, dass Lacy
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