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Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Titel: Drei Minuten mit der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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geringfügigste seiner Bewegungen. Die Minuten vergingen still. Sie hörte ihren eigenen Atem. Ihre Stirn begann zu schmerzen. Sie unternahm eine bewusste Anstrengung, die Furchen dort zu glätten, und stellte dabei fest, dass ihr ganzes Gesicht völlig verkrampft war. Sie entspannte ihren zusammengepressten Kiefer und spürte einen ziehenden Schmerz in ihren Backenzähnen. Noch eine Minute würde sie warten. Nicht länger. Die Erinnerung an ihren Vater schoss ihr durch den Kopf. Vielleicht hatte er doch Recht gehabt? Wollte er sie nur davor bewahren, ihr ganzes Leben zu verpfuschen wegen diesem armen Menschen da vor ihr?
    Damián rührte sich nicht. Als sie sich erhob, raschelte die Decke. Erst dieses Geräusch ließ ihn aufschauen. Mit zwei Handgriffen fixierte sie ihr gelöstes Haar. Sie schaute zu ihm herab und wartete noch einen Augenblick. Worauf? Auf ein Wort, ein Zeichen, einen Hinweis? Aber da war nichts. Nur dieses ausdrucksleere Gesicht.
    Sie ging zur Tür und zog die Kette zurück. Dann drehte sie nacheinander die zwei Schlösser auf und griff nach der Klinke. In diesem Augenblick spürte sie, wie sich seine Arme um ihren Körper legten. Er stand hinter ihr, hielt sie fest gegen sich gepresst. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Hals, seine Lippen auf ihrem Nacken. Sie erstarrte. Dann machte sie zwei schroffe Bewegungen, vermochte sich jedoch nicht zu befreien. Er hielt sich an ihr fest.
    »Lass mich los«, sagte sie leise. Er reagierte nicht, umschloss sie nur fester. Sie spürte seine Erektion. »Damián. Bitte lass mich los«, wiederholte sie.
    Seine bisher geschlossenen Lippen auf ihrem Nacken öffneten sich, und sie spürte die Feuchtigkeit seiner Zunge auf ihrer Haut. Dann floss diese Empfindung über ihren Hals und Nacken, und sie knickte leicht ein, als sich seine Zähne behutsam in ihre Haut gruben. Sie versuchte erneut, Spielraum zu bekommen, doch er ließ ihr keine Bewegungsfreiheit. Stattdessen fuhren plötzlich seine Hände an ihr hinauf und rissen ihre Bluse auf. »Nein«, sagte sie mit belegter Stimme und schaute verstört an sich herab auf ihre Brüste und die beiden Hände, die sich soeben über sie legten. Die Berührung machte sie hilflos. Sie schloss die Augen. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Jetzt nicht. Ihr Verlangen nach ihm war so groß, dass er überhaupt keine Mühe hatte, ihren halbherzigen Widerstand zu brechen. Während seine rechte Hand ihre Brüste streichelte, wanderte seine linke langsam ihren Körper hinab. Ihre Beine glitten wie von selbst auseinander, um seine Liebkosungen zu empfangen. Ihr Körper erkannte seine Berührungen mit einer Intensität wieder, als habe er wochenlang danach gehungert. Nichts zwischen ihnen war wie früher, außer dieser völligen Vertrautheit ihrer Körper. Sie schaute an sich herab und spürte, wie ihre Weichheit und Empfangsbereitschaft seine Erektion steigerte. Sie presste ihr Gesäß gegen seinen Schoß, und dann spürte sie ihn. Seine Hände gaben sie frei und umfassten ihre Hüfte. Sie stützte sich gegen die Tür und überließ sich seinen Bewegungen.
    Seine Energie hatte sich im ersten Anlauf recht schnell erschöpft. Seine Bewegungen wurden langsamer. Sie waren auf den Boden gesunken, und irgendwie war es ihm gelungen, sie auf sich zu ziehen, ohne sie zu verlassen. Er hatte sie angeschaut, während sie auf ihm sitzend die angenehmste Position für ihre Erfüllung zu suchen begann. Er fixierte sie während der ganzen Zeit, da sie in allmählich eindringlicher werdenden Bewegungen ihre Lust steigerte. Als die Erlösung kam, schloss sie die Augen, ließ die wundervolle Anspannung durch ihren Unterkörper pulsieren, öffnete leicht den Mund und gab sich begleitet von genussvollen Atemzügen ihren Empfindungen hin.
    Als sie die Augen wieder öffnete, schaute er sie noch immer an. Es war völlig still. Keiner sprach ein Wort. Die Sprachlosigkeit dieser Vereinigung hatte etwas Erlösendes. Er küsste sie sanft, zog sie an sich und bettete ihren Kopf an seine Brust. Wie lange mochten sie da gelegen haben? Sie wusste es später nicht mehr. Ihre Erinnerungen an diesen Nachmittag und Abend waren diffus. Nur ihr Körper erinnerte sich an jede Einzelheit. Sie hatten sich wieder und wieder geliebt, bis zur völligen Erschöpfung. Einmal hatte sie Angst bekommen, Angst vor ihrer eigenen Lust, von ihm verletzt, von ihm misshandelt zu werden. Die Grenze dessen, was sie mit ihm erleben wollte, verschob sich in Giuliettas Fantasie in Bereiche, vor

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