Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
Ziege. Doch jetzt konnte sie nicht mehr das Zicklein ans Euter halten.
»Ich mache das!«, sagte ich wild entschlossen und öffnete die Boxentür. Ruhig nahm ich Philippa das schwarze Zicklein ab und bückte mich vor das Euter, während die Ziege einen Bocksprung nach vorne machte und Philippa am Oberschenkel traf.
Die Arme, das tat bestimmt weh, doch Philippa ließ sich nichts anmerken. » JETZT !«, rief sie entschieden.
Hannes hielt den Hals der Ziege fest, Philippa drückte sie gegen die Boxenwand und ich hielt das schwarze Zicklein ans Euter. Die Zitze war genau vor seinem Maul, aber es fing nicht an zu saugen. Ich drücke es mit der Nase gegen das Euter und sah, wie helle Milchtropfen hervorschossen und auf seine schwarze Nasenspitze tropften. Plötzlich kam eine kleine rosa Zunge aus seinem Mäulchen und schleckte die Milchtropfen ab. Wieder stupste ich das Zicklein gegen die Zitze – und dieses Mal fing es an zu saugen! Es saugte und saugte, sein kleiner Schwanz wackelte und mir taten nach einer Weile vom Knien meine Beine weh. Aber ich hielt das Zicklein, bis es satt war.
»Gut so«, lobte Hannes die Ziege.
Philippa richtete sich stöhnend auf und sagte nur zu ihr: »Jetzt lässt du aber die Rumzickerei!«
Darüber mussten wir alle lachen. Den Rest des Nachmittags hielten wir abwechselnd die Kleinen zum Trinken ans Euter. Zwischendurch schliefen sie erschöpft vom Trinken im Stroh, während wir den Picknickkorb leer futterten.
Hannah nahm ihren ganzen Mut zusammen, traute sich in die Box zu der zickigen Ziege mit den spitzen Hörnern und streichelte die Kleinen. Danach war es um meine abf geschehen. Sie rief ihre Mutter an und erklärte, dass sie die Patentante von zwei neugeborenen Zicklein sei und im Stall Nachtwache halten wolle. Aber Hannah musste abends zurück nach Köln. »Ich werde die Kleinen schrecklich vermissen«, schluchzte sie auf dem Bahnsteig. »Sag sofort Bescheid, wenn es etwas Neues von ihnen gibt! Oder von Mats.«
Am nächsten Morgen schrieb ich AUSGEZICKT ! an Hannah und machte ein Beweisfoto. Die Ziege ließ ihre Jungen friedlich trinken, während Hannes und Philippa nach der Nachtwache aneinandergelehnt auf einem Strohballen schliefen. Doch mir ließ etwas keine Ruhe – Caras Kindergeburtstag!
Blinde Kuh und Herzklopfen
E s war eine Stunde vor Beginn der Party. Zum hundertsten Mal hielt ich die rosa Einladungskarte zu Caras 5. Geburtstag in der Hand und fragte mich: Sollte ich hingehen? Oder nicht? Vor allem gab es keine ideale Lösung, ganz egal was ich tat. Würde ich zu Caras Geburtstag hingehen, würde ich natürlich Mats begegnen. Doch der war mir heute im Treppenhaus der Schule entgegengekommen und hatte durch mich hindurchgesehen, als sei ich Luft. Auf keinen Fall konnte ich das einen ganzen Nachmittag lang aushalten.
Ginge ich nicht, wäre Cara bestimmt sehr enttäuscht. Sie hatte sicherlich schon allen Kindergartenfreundinnen erzählt, dass ihre große Freundin von gegenüber zu ihrer Party kommen würde. Was sollte ich jetzt nur machen? Ich wusste es immer noch nicht und hatte schon mehrmals nach der Schule Hannah angerufen, aber bei ihr ging nur die Mailbox dran. Wen konnte ich sonst fragen, überlegte ich, während der Wecker neben meinem Bett ungerührt tickte. Soll ich hingehen? Tick. Soll ich nicht hingehen? Tick. Am liebsten hätte ich den Wecker aus dem Fenster geschleudert. Oder gegen das Fenster von … Ich setzte mich mit einem Ruck auf. Es gab nur eine Person, die meine Frage beantworten konnte. Und das war Mats höchstpersönlich!
Ich holte tief Luft, nahm mein Handy und wählte seine Nummer. Am liebsten hätte ich nach dem ersten Klingeln wieder aufgelegt, aber ich hielt durch, bis ich seine Stimme hörte.
» DU ?«, sagte er knapp und so ablehnend, dass die Traurigkeit wie eine Welle über mich schwappte. Sonst hatten wir immer ganz anders miteinander telefoniert.
Ich schnappte nach Luft. »Ja, ich bin es«, erwiderte ich und stieß mühsam hervor: »Nur eine Frage: Soll ich heute nicht zu Caras Geburtstag kommen?«
»Nein.« Mats’ Antwort kam sofort, aber seine Stimme klang traurig, als er hinzufügte: »Cara redet schon seit Tagen davon, dass du zu ihrer Feier kommst.«
»Okay«, murmelte ich. Dabei war gar nichts okay. Nicht ein bisschen. Weder für mich noch für Mats. Weshalb konnten wir nicht endlich diesen Streit beenden? Ich wollte so sehr, dass es wieder so wie früher war. Und wenn Mats das nicht wollte, dann … dachte ich, dann
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