Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
Kommaregeln bitte folgenden Satz …« Und dann diktierte er mir: Minnie Mouse, sieh dir mal die Augen von Bambi an, die sind echt toll. Meinst du, der will was von mir?
Ich schrieb es mit quietschender Kreide an die Tafel und dieses Mal setzte ich die verdammten Kommata dorthin, wo sie hinmussten. Es kochte in mir, aber ich legte ruhig die Kreide hin und blickte die Robbe an.
»Geht doch, Mathilda, setz dich«, sagte Herr Sägmeier. »Obwohl du ziemlich abgelenkt warst, hast du die Kommaregeln verstanden. Allen anderen rate ich, sich diese noch einmal genau anzusehen. Vor den Herbstferien werden wir darüber noch eine Klassenarbeit schreiben.« Dann schellte es und die Robbe rief laut, um die Schulklingel zu übertönen: »Übrigens, die nächsten Briefchen, die ich abfange, werde ich korrigieren und an das Schwarze Brett in der Klasse hängen. Dann habt ihr alle etwas davon!«
Mir reichte es auch so schon, ich musste einfach nur hier raus. Ich rannte die Treppen hinunter und mit gesenktem Kopf über den Schulhof. Jemand lief hinter mir. Bestimmt einer der Jungs, der eine blöde Bemerkung zu meiner Notiz machen würde. »Lass mich in Ruhe«, fauchte ich und fuhr herum.
Vor mir stand Scott. Jetzt machte er keine Witze, sondern sagte ganz ernsthaft: »Super, wie du das eben geschafft hast! Ich wollte dich etwas fragen …« Er sah auf seine Chucks, dann in meine Augen und fragte mit einem verlegenen Lächeln: »Mathilda, kannst du mir vor der Arbeit erklären, wann und wo im Deutschen Kommas gesetzt werden müssen. Das ist im Englischen ganz anders.«
Ich sah Scott sprachlos an. Bestimmt würden reihenweise Mädels aus unserer Klasse mit ihm die Kommaregeln und auch sonst was üben. Wieso fragte er ausgerechnet mich? Oder hatte das einen ganz bestimmten Grund? Etwa denselben, weshalb er morgens auf mich an der Bushaltestelle wartete? Nun war ich auch ziemlich verlegen. »Ach, das ist echt nicht schwer«, murmelte ich.
Scott strahlte und rief sofort. »Heißt das ›ja‹? Hast du heute Zeit? Nach der Schule bei mir?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, heute geht’s nicht, da habe ich Gitarre und morgen Jazzdance. Aber falls du übermorgen noch mit mir üben willst …«
Es zuckte um Scotts Mundwinkel. »Nein, Mathilda, in dem Fall frage ich lieber das Arsch von Sägmeier, ob er noch ein paar Übungsbriefchen hat. Hauptsache, so schön nah am Alltag. Oder hast du vielleicht noch ein paar in deiner Hosentasche?«
Da fing ich an zu lachen und Scott lachte mit. »Also dann übermorgen bei mir«, sagte er, als ihn jemand im Vorbeigehen anrempelte. Einen Kopf größer als ich, mit dunkelroten Haaren – und auf einmal fragte ich mich, ob das ein Zufall war oder ob Mats das mit Absicht getan hatte?
Und noch etwas wusste ich nicht: War das mit Scott nun Nachhilfe oder ein Date? Meine Freundinnen sahen das folgendermaßen:
Linn rief: »Wieso, er will Nachhilfe.«
Philippa meinte grinsend: »Ein Date!«
Und Hannah fragte nur: »Was ziehst du an?«
Nachhilfe oder ein Date?
I ch frage mich, ob es die Jungs auch so schwerhaben, etwas Passendes zum Anziehen zu finden. Mit »passend« meine ich etwas, das zur Stimmung, zum Anlass und zur Wetterlage passt. Alles drei gleichzeitig zu finden, das ist nämlich so gut wie ausgeschlossen! Ausgerechnet an dem Tag, als ich nicht wusste, ob ich nach der Schule zur Nachhilfe oder zu einem Date mit Scott gehen würde, regnete es in Strömen. Meine Mutter entschied, dass ich meine Chucks wegen dem Regen (Nein, Mathilda, es heißt wegen des Regens!) nicht anziehen durfte.
Mir blieben nur meine stylishen Stiefel aus Köln, die aber nur zu einem kurzen Rock richtig gut passen, was wiederum nicht geht, weil Röcke seit dem schlimmsten Tag aller Zeiten für mich grundsätzlich gestrichen sind. Und was sagte meine Mutter dazu: »Keine Diskussion!«
So trug ich zu den Stiefeln Jeans und Regenjacke. Ein echtes no go ! Und ich steckte mittendrin. Mütter können so grausam sein!
Auf der anderen Straßenseite übrigens auch. »Nein, Mats, du fährst bei diesem Wetter nicht mit dem Fahrrad zur Schule«, schallte es vom Haus der Quentins herüber. Wenig später drängte sich ein schlecht gelaunter Mats, die Kapuze seiner Regenjacke tief ins Gesicht gezogen, in den Schulbus.
Aber das war mir total egal. Ich drehte ihm den Rücken zu. Von mir aus hätte er ruhig mit seinem Fahrrad fahren können. Ich wollte ihn sowieso nicht sehen. Redete ich mir zumindest ein. Außerdem hatte ich heute
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