Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
mit mir in ihr Zimmer hinauf. Sie schloss die Tür hinter uns und setzte sich neben mich auf ihr Bett. »Mathilda, gibt es etwas, das ich tun kann? Soll ich noch mal versuchen, mit Mats zu reden?«
Ich schüttelte nur stumm den Kopf. Dann legte ich meinen Kopf an ihre Schulter und weinte.
Linn legte ihren Arm um mich und hielt mich fest, bis ich nicht mehr schluchzte. »Ich bin sicher, ihr werdet das klären«, sagte sie leise. »Mats ist genau so fertig wie du. So kann das ja nicht bleiben.«
Ich lief erst nach Hause, als wir keine Schritte im Treppenhaus der Quentins hörten, denn so verheult wollte ich Mats garantiert nicht über den Weg laufen und am liebsten auch Mama nichts erzählen.
Es war schon fast dunkel. Die Lampe brannte über unserer Haustür und bei uns in der Eingangshalle lag ein Zettel auf der Kommode: »Bin joggen« , stand in der geschwungenen Schrift meiner Mutter darauf. Dafür war es schon etwas spät, aber das schien Mama nicht zu stören.
Ich ging in die dunkle Küche und zuckte zusammen. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, brannte in der Küche der Quentins Licht. Mats saß allein an dem langen Küchentisch und hatte den Kopf in den Händen vergraben. Was war nur zwischen uns passiert?
Eiskalt erwischt!
G uck mal, wer da wartet«, wisperte mir Philippa ins Ohr und deutete mit dem Kinn auf die Bushaltestelle vor der Schule, wo Scott stand. Unser Schulbus bog gerade mit Schwung in die Haltebucht ein, während wir uns an den Haltegriffen festklammerten.
Linn wurde gegen mich gedrückt. »Macht der das jetzt jeden Tag?«, rief sie kichernd.
Das fragte ich mich auch! Wieso stand Scott, lässig gekleidet, in den letzten Tagen immer an der Bushaltestelle? Und das, wo er doch gar nicht mit dem Bus zur Schule kam? War es Zufall, dass Scott immer wartete, bis ich ausgestiegen war? Oder was war es sonst? Auch heute ging er mit mir zusammen auf den Schulhof und brachte mich dabei oft zum Lachen. Scott kann unheimlich gut die Stimmen von Leuten nachahmen oder eine Situation so erzählen, dass sie richtig witzig wird. Im Unterricht fiel mir etwas auf. Ich spürte manchmal einen Blick. Und dann, in einer Deutschstunde, merkte ich, wer es war.
Scott saß mir gegenüber und blickte mich versonnen mit seinen dunklen Augen an, schaute dann aber schnell in sein Heft. Auf einmal kam mir ein Verdacht – und der konnte unmöglich bis zur nächsten Pause warten! Ich riss ein Stück Papier aus meinem Hausaufgabenheft und schrieb darauf: Philippa sieh dir mal die Augen von Scott an die sind echt toll. Meinst du der will was von mir?
Doch diese wichtige Frage erreichte Philippa nie. Unser Klassenlehrer, der mir immer wie eine unförmige Robbe vorgekommen war, sprang blitzschnell vor und schnappte sich meine Notiz. Aber er warf sie nicht in den Papierkorb, oh nein, er faltete sie vor der ganzen Klasse betont langsam auseinander, während er genüsslich sagte: »Nun, Mathilda, dann wollen wir doch mal sehen, womit du dich beschäftigst, während wir uns im Unterricht mit den Kommaregeln befassen!«
Mir wurde heiß. Das würde mehr als peinlich werden. Ich senkte den Kopf. »Herr Sägmeier, das ist privat.«
»Mal sehen«, rief unser Klassenlehrer und überflog meine Notiz. Dann schüttelte er den Kopf. »Privat? Nein, so sehe ich das überhaupt nicht. Das sind ganz wunderbare Übungssätze und wirklich schön nah an eurem Alltag. Mathilda, komm gleich mal nach vorne zur Tafel.«
Philippa warf mir einen entsetzten Blick zu. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Meine Jeans rutschte, obwohl ich einen Gürtel trug. In letzter Zeit hatte ich einfach keinen Hunger gehabt. Hätte ich nur ein zusätzliches Loch in den Gürtel machen lassen! Meine Knie waren weich, aber ich würde mich von der Robbe nicht unterkriegen lassen. Mit erhobenem Kopf ging ich zur Tafel.
Linn meldete sich. Ihre Stimme klang ganz ruhig, aber ich wusste, dass sie richtig geladen war, denn ihre Augen funkelten, als sie fragte: »Herr Sägmeier, in Politik haben wir letztens über das Briefgeheimnis gesprochen. Wird das nicht in so einem Fall verletzt?«
Die Robbe grinste: »Nein, da sehe ich keinerlei Gefahr.«
Sogar Alexander, der mir an den ersten Schultagen das Leben schwer gemacht hatte, meldete sich. »Wenn Namen von Personen enthalten sind, ist das …«
Herr Sägmeier unterbrach ihn. »Traut mir ruhig etwas Fantasie zu. Also, Mathilda, schreibe jetzt unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der gültigen
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