Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
immer mehr dunkle Wolken auf, und als wir durch den Wald weiterradelten, fing es an zu nieseln. Wir fuhren mit gesenkten Köpfen und schwitzten in den Regenjacken, aber aufmunternd verkündete Linn: »Gleich sind wir an der Picknickhütte!«
Schon bevor wir dort ankamen, hörten wir lautes Gegröle und Gelächter. Eine Gruppe junger Männer mit Bierdosen in der Hand und blöden Seppelhüten auf dem Kopf war vor uns angekommen. So betrunken wie sie aussahen, schon lange vor uns! Wir fuhren schnell an ihnen vorbei.
»Wohin jetzt?«, fragte Hannah und wischte sich mit dem Handrücken die Regentropfen aus dem Gesicht. »Gut, dass ich heute wasserfeste Wimperntusche genommen habe.« Sie grinste mich von der Seite an. »Mathilda, du bist übrigens ziemlich gestreift!«
Bevor ich Hannah zwicken konnte, klingelte Philippas Handy und sie fischte es aus ihrer Hosentasche. Unter einem Baum hielten wir alle vier an, so hörten wir genau, wie Philippa rief. »Hannes! Was ist los? Oje! Zeit, also eigentlich nicht. Wir machen heute … Warte kurz, ich rufe dich gleich zurück!«
Philippa nahm das Handy vom Ohr. »Bei Hannes auf dem Hof gibt es ein Problem, niemand sonst hat Zeit, er bräuchte meine Hilfe«, sagte sie uns ernst. »Die Stallziege hat Zwillinge bekommen, aber sie lässt die Kleinen nicht ans Euter. Wenn die nicht bald trinken können, dann …« Philippa sprach nicht weiter und wir wussten auch so, dass die Zicklein dann sterben würden.
»Oh, die armen Kleinen«, rief Hannah bedauernd und bekam ganz große Augen.
Philippa blickte Linn und mich an. »Natürlich ist heute unser Überraschungstag. Ich will nicht, dass ihr denkt, dass ihr mir nicht wichtig seid.« Sie sah richtig verzweifelt aus.
»Aber das wissen wir doch, Philippa«, sagte ich.
Linn nickte. »Die Zicklein brauchen doch alle paar Stunden Milch, könnten wir nicht auch helfen?«
Hannah sagte leise: »Sie sind doch ganz klein, oder?«
Philippa nickte. »Nicht so lang wie ein Dackel, aber etwas größer.«
Ich lachte und rief: »Worauf warten wir noch?«
Zu Hannes Hof war es nicht weit, trotzdem waren unsere Jeans und Chucks durchweicht, als wir dort ankamen. Hannes lief durch den Nieselregen gleich mit uns zum Stall. »Ich könnte sie umbringen!«, rief er grimmig.
»Die Zicklein?« Hannah sah Hannes entsetzt an und trat in eine Pfütze.
»Nein, diese alte Zicke!« Hannes schob im Laufen seinen Pullover hoch. Sein ganzer Ellbogen war ein einziger blauer Fleck.
»Ich weiß Bescheid«, sagte Philippa nur, während Hannes die Tür zum Pferdestall aufschob.
Es roch richtig gut, nach Heu und Pferd, und wärmer als draußen im Regen war es auch. Einige der Pensionspferde ließen die Köpfe in die Stallgasse hängen und kauten so gemächlich auf einem Büschel Heu, wie Menschen auf Kaugummi. Das sah echt lässig aus. Für Hannah wohl eher bedrohlich, denn sie fasste schnell nach meiner Hand und hielt so viel Abstand wie möglich von den Pferdeköpfen.
Die Jeans klebten an den Beinen, aber das war jetzt egal. Denn am Ende der Stallgasse blökte es aus einer Box. Eine schwarzweiß gefleckte Ziege mit spitzen Hörnern und einem langen Bart lief darin hin und her, während im Stroh ein schwarzes und ein weißes Zicklein lagen. Sie sahen allerliebst aus, so flauschig, und ihre Hufe waren höchstens so groß wie Eineurostücke.
»Oh, sind die aber süüüüüß«, rief Hannah entzückt.
»Shhh«, machte Philippa. Die Ziege sprang unruhig umher. Fast wäre sie dabei auf ihre Jungen getreten. Ich zuckte zusammen und hätte fast aufgeschrien. Die Kleinen taten mir so leid, wie sie da kraftlos im Stroh lagen, während sich ihre Mutter kein bisschen um sie kümmerte. Ob sie überleben würden? Vielleicht war es schon zu spät?
Philippa hatte unsere Blicke bemerkt. »Es kommt immer mal vor, dass Tiere die Jungen nicht annehmen«, sagte sie. »Meistens legt sich das.« Sie ging mit Hannes in die Box.
»Ruuuhig«, sagte Hannes zu der Ziege, »ruuuhig!« Doch die stieß mit ihren Hörnern nach ihm. Mit einer schnellen Bewegung umfasste er ihren Hals. »Ich hab sie!«
Philippa nahm behutsam das schwarze Zicklein auf und hielt es an das Euter der Mutter. Doch die Ziege sprang sofort mit den Hinterbeinen zur Seite. Wieder hielt Philippa das Zicklein ans Euter, erneut sprang die Ziege zur Seite.
»Hannes, anders geht’s nicht, wir müssen sie gegen die Boxenwand drängen, damit sie nicht mehr wegspringen kann«, rief Philippa und lehnte sich gegen die
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