Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Titel: Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
nicht mit sich reden! Was weißt du auch schon, wo du doch geschieden bist.«
    Mama zuckte zusammen. So als hätte ich sie geschlagen.
    In diesem Moment tat mir fast schon leid, was ich gesagt hatte.
    Mama sprang auf. Ihre Stimme zitterte. »Das war nicht fair, Mathilda.« Sie knallte meine Zimmertür hinter sich zu und lief die Treppen hinab. Ich hörte, dass unten im Haus ihre Bürotür mit einem Knall ins Schloss flog. Dann war es still, was bestimmt auch daran lag, dass Friederike gleich nach der Schule mit zu ihren Freundinnen, den Zwillingen, gegangen war. Selbst als sie zurückkam, war es bei unserem Abendessen schrecklich still. Sonst reden wir drei immer wild durcheinander.
    Heute hörte man nur die Gabeln, die auf dem Teller kratzten. Friederike blickte von Mama zu mir und sagte nichts. Obwohl es mein Lieblingsessen, Nudeln mit viel Parmesan gab, kriegte ich nichts runter. Es ging einfach nicht. Mein Hals war wie zugeschnürt. Schließlich stieß ich hervor: »Entschuldigung. Mama, es tut mir wirklich leid, was ich heute Nachmittag gesagt habe«, und bin von meinem Stuhl aufgesprungen und schluchzend aus der Küche gerannt.
    Mama ist auch aufgesprungen und wir haben uns umarmt. So standen wir eine Weile vor der Küche, bis Friederike laut und deutlich sagte: »Jungs machen nichts als Stress!« Und zum ersten Mal fand ich, dass meine kleine Schwester recht hatte.
    Der Streit mit Mats verfolgte mich bis in den Schlaf. Oft schreckte ich nachts auf und dann grübelte ich und grübelte. Was sollte ich getan haben, dass Mats mich nicht mehr sehen will? Hatte jemand ihm eine gemeine Lüge über mich aufgetischt? Mir fiel nichts ein.
    An einem Nachmittag rief Papa über Skype an. Er war noch immer in Hongkong und bei ihm war es bereits nach Mitternacht. Papa sah müde aus, als er mich von dem Laptopmonitor anblickte und fragte: »Mathilda, sind wir nur zu zweit?«
    Ich nickte.
    »Ähm, Krümel …« Papa räusperte sich. »Sag, ist das ein neues Augen-Make-up, das du da trägst? Oder hast du so dunkle Ringe unter den Augen?« Mein Vater sah mich besorgt an.
    »Nein, ich«, stammelte ich, »also es gab einen Streit mit Mats …« Meine Stimme zitterte, »… und das Schlimmste ist, ich weiß gar nicht, warum.« Fast wünschte ich mir, ich wäre wieder klein, könnte auf Papas Schoß klettern und Papa würde über meine Haare streichen und etwas sagen wie: »Ach, das wird wieder gut.« Aber er war furchtbar weit weg und sogar schon einen Tag vor mir.
    Papa nickte, dann stützte er den Kopf auf die Hände und fragte: »Und dein Freund, er sagt dir nicht, was passiert ist?«
    »Papa«, sagte ich energisch, »Mats ist doch nicht mein Freund, er ist – nein, er war einfach nur mein bester Freund.«
    »Ja, natürlich«, sagte Papa und dann spielte er gedankenverloren mit einem Stift. Plötzlich hörte er damit auf. »Wenn du gar nicht weißt, was passiert ist, Mathilda, könnte es nicht jemand Drittes gewesen sein, der den Streit ausgelöst hat?«
    Ich zuckte zusammen. »Genau das hat meine Freundin Philippa auch schon gesagt, Papa. Aber wer soll das nur gewesen sein? Und wie hat er das angestellt?«
    Mein Vater überlegte einen Moment. »Was ist mit deinem Passwort auf dem alten Laptop? Ist das sicher? Du weißt schon, mindestens acht Stellen, eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen.«
    Ich nickte. »Ist alles okay, Papa.«
    Mein Vater nickte. »Gut, was ist mit den Netzwerken, in denen du bist?«
    »Da bin ich nur bei Schüler- VZ .«
    »Und was ist mit deinem Passwort dort? Ist das sicher? Oder kennt das vielleicht jemand?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß nicht einmal Hannah.«
    »Hm«, machte Papa und stützte wieder sein Kinn auf die Hände, wie immer wenn er ganz konzentriert nachdenkt. »Im Moment fällt mir da nichts weiter ein, Krümel. Aber es wird herauskommen. Es ist nur eine Frage der Zeit … wobei ich weiß, dass die für dich schwer ist. Du kannst mich immer anrufen und in den Herbstferien sehen wir uns dann in Frankfurt.«
    Ich nickte automatisch, während ich mich fragte, was ich nur bis dahin machen sollte? Immerhin saß ich jenseits der Zivilisation in einem winzigen Dorf fest, wo einer der wenigen Bewohner mich nie mehr sehen wollte. Wo nur zweimal am Nachmittag ein Bus kam und – ich schnupperte – wo es mal wieder nach Gülle stank. Ich knallte mein Fenster zu. Draußen wurde es schon langsam dunkel. Der Wind fuhr durch die hohen Hecken und zerrte an den Ästen der Bäume, Blätter

Weitere Kostenlose Bücher