Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
… Ja, was dann?
Dann würde ich zumindest nicht wie ein Häufchen Elend zu Caras Geburtstagsparty gehen. Mit einem Satz sprang ich auf und riss die Türen von meinem Einbauschrank auf. Hektisch schob ich Kleiderbügel um Kleiderbügel zur Seite, bis ich fand, was ich so dringend suchte: Mein dunkelrotes Kleid!
Es war das einzige, das ich hatte! Ich hielt es mir an. Mittlerweile war es vielleicht etwas kurz für mich. Oder andersrum gesagt, war ich ein Stück zu groß für das Kleid. Aber Cara hatte sich gewünscht, dass alle Mädchen in einem Kleid kommen sollten, und das würde ich auch! Nun brauchte ich unbedingt dazu … Wieder wühlte ich mich durch den langen Einbauschrank, fand aber zum Glück meine schwarzen Leggings und die Ballerinas ziemlich schnell.
Als Nächstes stürmte ich die Treppe hinunter ins Bad. Wie gut, dass Mama ein ganz tolles Rouge hat (das ich natürlich nicht benutzen darf), dazu noch etwas Wimperntusche und ein bisschen Lipgloss. Fertig!
Mit Caras Geschenk lief ich zu den Quentins hinüber. Frau Quentin machte die Tür auf und sagte herzlich: »Mathilda, wie schön, dass du kommst. Du siehst bildhübsch aus.«
Verlegen murmelte ich ein Dankeschön, während Cara schon auf mich zustürmte. Sie trug eine Geburtstagskrone und war aufgeregt für drei. Hinter ihr kam Emmi. Sie fasste meine Hand und rief: »Komm mit in die Küche, Mathilda. Zuerst gibt es Kuchen und danach machen wir Spiele!«
Und dann sah ich ihn. Mein Herz schlug dumpf. Mats stand an dem langen Geburtstagstisch in der Küche über einen Kuchen gebeugt und zündete kleine Kerzen an. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir, bis mir Linn den Kakaokrug in die Hände drückte. Dann hatten wir Großen alle Hände voll zu tun, während die Kleinen Kuchen aßen. Ich wusste gar nicht mehr, dass bei einem Kindergeburtstag ständig etwas schiefgeht. Es kippten Becher mit Saft oder Kakao um, Emmi verschluckte sich und ein Junge heulte, weil er nicht das größte Kuchenstück bekam. Aber Cara strahlte und sie strahlte noch mehr, als wir mit den Spielen anfingen.
»Ihr Großen müsst auch mitmachen«, verlangte sie und zog mich ins Wohnzimmer. Sie wünschte sich als erstes Spiel »Blinde Kuh«, wo man die Augen verbunden bekommt und »blind« erraten muss, wen man ertastet.
Nach ihr kam Mats dran. Er tappte mit ausgestreckten Händen durchs Wohnzimmer, stieß erst gegen den Sessel und dann kam er genau auf mich zu. Ich hielt den Atem an und die Kleinen quietschten, als Mats meinen Arm berührte.
Er räusperte sich. »Das ist jemand Großes. Entweder Linn oder Mathilda.« Seine Stimme klang rau und sofort ließ er meinen Arm los.
»Aber wer ist es?«, kreischte Cara. »Los, das musst du herausfinden!«
Auf einmal schlug mein Herz schneller. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Kinderspiel so nervös machen könnte.
Mats stand mit verbundenen Augen dicht vor mir. Ich sah, dass er schnell atmete. Erst schien er zu zögern, dann streckte er beide Hände aus und tastete nach meinem Arm. Stattdessen berührte er meine Taille und zog sofort seine Hand zurück. Obwohl es nur eine kurze Berührung war, kribbelte es ganz eigenartig. Ich musste mich wirklich bemühen, ruhig stehen zu bleiben.
Wieder tastete Mats nach meinem Arm und fuhr bis zu meiner Schulter hinauf, berührte erst leicht meinen Hals und dann meine Haare. »Es ist Mathilda«, sagte er sofort und drehte sich von mir weg, bevor er das Tuch von seinen Augen abnahm. Das war gut so. Ich war sowieso viel zu durcheinander, um ihn ansehen zu können. Mats war so nah und gleichzeitig unerreichbar. Und ich ärgerte mich über mich selbst, dass mir das so zu schaffen machte.
Es gab noch mehr Spiele, zum Abschluss die »Reise nach Jerusalem«. Ich glaube, das kennt jeder noch aus dem Kindergarten. Sobald die Musik aufhört, muss man sich auf einen freien Stuhl setzen, aber es gibt immer einen Stuhl weniger, als Spieler da sind. So weit klingt das ja ganz harmlos. Doch als einmal die Musik endete, ließ ich mich schnell auf einen Stuhl fallen und landete mitten auf dem Schoß von Mats. Mir war das schrecklich peinlich, meine Wangen brannten und ich sprang sofort wieder auf, ohne Mats anzusehen.
Das musste ich auch nicht, denn die Kleinen riefen: »Mats ist ganz rot geworden.«
»Mathilda auch«, stellte Cara fest und fachkundig fügte sie hinzu: »Aber die Großen werden ständig rot.«
Am Ende von Caras Kindergeburtstag war ich auch ziemlich am Ende. Linn fasste meine Hand und lief
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