Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
mit einem kühnen Schwung hinauf auf den schmiedeeisernen Kronleuchter flüchtete, dessen fünf Kerzen schon lange herab gebrannt und erloschen waren.
In seinen kleinen Vorderpfoten hielt es einen der Ohrringe, mit welchem sich die Diebe seiner Gilde schmückten. Die Wut war aus den Augen des Wesens gewichen. Mit einem gewissen Interesse besah es sich, dass der Dieb ein Tuch aus dem Gürtel zog, um die Blutstropfen aus dem Ohrläppchen abzutupfen.
Insgeheim betete Jurac zum Diebesgott Mano, dass dieses kleine Wesen still bleiben möge. Bis jetzt war Churasis noch nicht erwacht. Im Gegenteil. Über das Gesicht des schlafenden Zauberers glitt ein seliges Lächeln.
Noch einmal fuhr Juracs Hand in die Tasche. Seine Hand schloss sich um etwas Festes. Mit angehaltenem Atem zog er sie hervor.
Der bläuliche Schimmer des Khoralia-Kristall erhellte für einen kurzen Augenblick den ganzen Raum. Ungefähr drei Atemzüge gönnte sich Jurac Zeit, sich am Anblick des Kristalls zu weiden und Mano zu danken, dass die Metall-Legierung des Handschuhs ihn tatsächlich vor der Macht des Khoralias schützte.
Dann schob er den Kristall in eine speziell dafür vorbereitete Tasche, die außen aus Leder, innen jedoch aus Metall gearbeitet war, das die Strahlung des Steins unschädlich machte.
Interessiert beobachtete das kleine Pelzwesen immer noch den Dieb, der sich langsam zurückzog und sich dabei bemühte, keinen Lärm zu machen. Jurac sah noch, wie sich der faustgroße Kerl von seinem sicheren Platz auf dem Leuchter herabfallen ließ und zum Boden zu schweben schien. War es Zufall oder narrten ihn seine Augen, dass das seltsame Wesen direkt zurück in die Tasche des Churasis schwebte?
Jurac, der Dieb, konnte nicht ahnen, dass der kleine, putzige Kerl, den er für ein Tier gehalten hatte, intelligent war und sich einen tückischen Plan zurechtgelegt hatte.
Die kleinen Finger des Schrates umklammerten den erbeuteten Ohrring des Diebes, während es sich wieder in der Tasche zum Schlaf zusammenrollte.
Wulo, wusste, dass ihm der Eindringling nicht entkommen konnte...
* * *
»Hörst du mich, Sohn der Lüfte?« vernahm Sowai den Ruf in seinem Inneren. »Ändere deinen Flug, und erscheine vor mir! «
Sowai verharrte unschlüssig in der Luft. Seine Schwingen schlugen langsamer, und der lange Schweif wirbelte so, dass ihn der Sog des Windes nicht weiter vorwärts riss. Diese Stimme hatte er noch niemals zuvor vernommen. Doch es war eine Stimme, aus der befehlende Macht sprach.
Sowai war ein junger Drache, der über die Welt flog, um zu sich selbst zu finden.
Wenn ein Drache aus den Schuppen des Drachenvaters von den Zwergen und Riesen geschaffen ist und die Elfen mit ihrem Zauber den Hauch Dhasors in sein Inneres senken und ihm so das Leben geben, dann bringt man ihn zur Drachenburg Coriella. Dort wächst er heran bis zu dem Tag, da er das innere Bedürfnis erkennt, auf die Wanderschaft zu gehen, um sich selbst zu erkennen. Kehrt er zurück, ist er ein vollwertiges Mitglied der Hohen Versammlung der Drachen.
Vor fast zwei Monden hatte Sowai das Innere Drängen in sich verspürt. Ziellos war er über die Lande geflogen und hatte etwas gesucht, das er nicht beschreiben konnte.
Über Decumania war er dahin geschwebt, . Mohairedsch hatte unter seinen Schwingen gelegen, und nun breitete sich unter ihm das mächtige, gezackte Gebirge von Cabachas aus.
»Ich rufe dich Sohn der Lüfte!« erklang wieder die Stimme. »Antworte mir bei den Namen und den Erinnerungen von... !«
Es folgten einige Worte, welche der junge Drachen noch nie vernommen hatte. Es war eine Sprache, welche die Menschen weder sprechen noch aufschreiben können und die auch von den Drachen nur auf der Brücke des Gedankens geredet werden kann. Obwohl Sowai diese Worte niemals zuvor vernommen hatte, wurde er von ihrer Kraft überwältigt.
Diesem Ruf konnte er sich nicht entziehen. Er musste antworten.
»Wer ruft Sowai? Wessen Stimme dringt zu mir?« fragte er auf der Brücke des Gedankens. Denn seine Augen erspähte keinen Drachen in seinem Gesichtsfeld, und Drachen sehen weiter als selbst ,die gewaltigen Greifvögel, die am Himmel ihre Kreise ziehen.
»Ich bin Dhaytor, der Vater des Drachengeschlechts!« grollte es in Sowais Innerem auf. »Du suchst die Erkenntnis. Ich bin der Weg dorthin. Folge meinem Ruf, Sowai, und ich werde
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