Drei Seiten für ein Exposé
erschrickt, er will die Heimat nicht verlassen. Livia scheint nicht böse zu sein, als er trotzig bei Rigunda bleiben will, und geht
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Rigunda fordert Loyalität von Claudius, was er verspricht, denn er mag sie sehr. Sie entdecken aber, dass Edeco die Plünderer mit römischen Waffen und Rüstungen unterstützt. Was will er? Sie fliehen zu der weisen Frau, doch die wurde ermordet, und sie verkriechen sich in dem aufgelassenen Weiler, froh, einander zu haben
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Im Garnisonsort verdienen sie Geld, um Livia nachzureisen. Sie wohnen bei einer Frau, deren Kinder kürzlich gestorben sind, leben von der Hand in den Mund und von der Müllhalde am Stadtrand
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Die Frau, nach einem Unfall von Rigunda gepflegt, vermittelt ihnen Arbeit auf einem Gutshof, wo man sie aber in Knechtschaft nimmt – die Frau hat sie gegen Geld verraten
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Monate später, am Ende der Erntezeit, verkauft der Gutsherr Rigunda an die Großküche in einem Kastell, dessen Besatzung gerade verstärkt wurde. Claudius flieht, will sich zu ihr durchschlagen, muss auch sein Leben verteidigen. Römer und Germanen fliehen vor den Kämpfen
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Claudius träumt eines Nachts von Italien: Meer, Tempel, Ölbäume, Sonne, Frieden
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Er findet Rigunda – und auch seine Mutter. Erste kühle Tage. Die Garnison rückt gegen die Markomannen aus, wird aufgerieben. Die Erstürmung des Kastells überleben die drei, in den Hypokausten der Kastell-Thermen versteckt
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Rückkehrer und Flüchtlinge leben in den Ruinen. Rigunda, Claudius und Livia betreiben eine schäbige Taverne, den „Bleiernen Vogel“
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Im Frühjahr ist Livia eines Tages verschwunden – nach Italien? Claudius beginnt die Wände in der Taverne neu zu verputzen
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Lektorat
Das Land hinter dem Limes, das römische Germanien in der Krise. Immer öfter fallen die Germanen von außen in Raubzügen darüber her. Also ein ungewöhnlicher Hintergrund. Doch was ist genau die Geschichte? Die Liebe zwischen einem jungen Römer und einer jungen Germanin in unsicheren Zeiten, vermute ich. Doch so steht es nicht im Exposé.
Ist denn das, was der Vogel aus Blei erzählt, überhaupt ein Exposé?
Nein, es ist eine Ansammlung von Szenen.
Die Szenenfolge (Storyboard)
Die Szenen eines Romans oder eines Romanprojekts beschreibt eine Szenenfolge, manchmal auch Storyboard genannt. So eine Szenenfolge ist nützlich, weil sie eine Übersicht gibt, was wo passiert. Weil sie bei der Überarbeitung hilft, insbesondere, wenn mehrere Leute damit befasst sind. Weil der Lektor dem Autor sagen kann: In Szene X stimmt was nicht. Weil man bei Änderungen einer Szene leicht überprüfen kann, ob auch die nachfolgenden Szenen geändert werden müssen.
Weil sich auch der Spannungsbogen damit kontrollieren lässt. Ruhige Szenen sollen sich mit Action abwechseln, nach aufregenden Verfolgungsjagden soll der Leser in einer Liebesszene entspannen können. Wer will, kann den Szenenplan auch grafisch kontrollieren: Liebe rot, Action gelb, Dialoge blau. So lässt sich leichter überprüfen, ob für genügend Abwechslung gesorgt ist.
Wer einen Verlag gefunden hat, wird für die Arbeit mit dem Lektorat einen Szenenplan brauchen. Aber ein Szenenplan ist nichts, was man einem Verlag als Erstes zusendet. Er ist kein Exposé. Keine gute Idee, ihn einer ersten Manuskripteinsendung beizulegen.
Schauen wir uns die Handlung dieses Romans einmal an. Für genügend Action ist gesorgt, Claudius und Rigunda sind immer wieder in Lebensgefahr, verlieren ihre Freiheit, am Schluss betreiben sie eine schäbige Kneipe.
Nur, wie sieht es um die beiden aus? Sie lieben sich. Und was halten die anderen davon, dass ein römischer Gutsbesitzersohn mit einem Germanenmädchen anbandelt? Was halten vor allem Claudius’ Eltern davon? An einigen wenigen Stellen blitzt das auf: der korrupte Offizier, der die Germanen hasst. Das römische Pärchen, das Rigunda angreift.
Doch es blitzt nur auf. Die Ereignisse prasseln auf die beiden herab, sie selbst werden getrieben. Und was halten sie voneinander? Was denkt Claudius von den Germanen? Von denen, die plündern, und von denen, die hinter dem Limes leben? Was denkt Rigunda von den Römern, die ihr Land besetzt haben, von Germanen, die plündern? Was sagenFreunde und Freundinnen, wenn sie mitbekommen, dass die beiden miteinander gehen?
Versucht niemand, sie zu trennen? Durch Intrigen, durch freundliche Ratschläge („Lass dich nicht mit einem Römer ein, für den bist du nur ein Spielzeug“)?
Dabei ist es das, was die
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