Drei Seiten für ein Exposé
es, nichts von Jerewan zu erzählen. Stattdessen erwähnt er die anderen beiden Mitreisenden auf dem Floß. Seinetwegen geraten Prinzessin Elea und ihr Begleiter in die Gewalt der Blutelfen
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Maneek ist entsetzt, was für einen Schaden er durch seine Unwissenheit angerichtet hat. Auf dem Weg ins Lager der Blutelfen erfährt er außerdem, dass sein Vater seinetwegen in Lebensgefahr schwebt. Maneeks ungewöhnlich große Begabung für Luftmagie, die er am Anfang noch nicht verbergen konnte, hat einen Blutelfenspion neugierig auf seine Familie gemacht
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Sallidal ist ein Drache. Diese Wesen sind Gestaltwandler, und sie verfügen über wesentlich mehr Magie als Elfen. Naroon hat vor, Sallidal zu töten, um an seine wertvollen Körperteile zu kommen
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Im Lager der Blutelfen ist alles für die Schlachtung des Drachen vorbereitet. Maneek schafft es, Naroon einen Moment lang abzulenken, indem er sich Prinzessin Elea greift und droht, sie umzubringen. Dieser Moment reicht Sallidal, um seine wahre Gestalt anzunehmen. Er brennt ihr Lager nieder. Maneek, Jerewan, Elea und ihr Wächter können fliehen. Sallidal ist rechtzeitig bei ihnen, um die Prinzessin davon abzuhalten, den „Verräter“ Maneek umzubringen
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Endlich erzählt Sallidal mehr über ihre Familie. Maneek ist ein Halbdrache, er ist der Sohn von Sallidals Schwester. Sein Vater ist unbekannt. Maneek beschließt, auch Heiler zu werden, wie Sallidal. Bei ihm wird er in die Lehre gehen
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Lektorat
Wie oft „erfährt“ Marc in diesem Exposé etwas, wird „überzeugt“, wird ihm etwas „erzählt“?
Ziemlich oft, finde ich. Nämlich mindestens fünf Mal:
Marc erfährt, dass er eigentlich Maneek heißt und aus Dragunlaor stammt
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Der Vater schafft es, seinen Sohn davon zu überzeugen, dass er fest zu ihm hält
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Auf dem Weg ins Lager der Blutelfen erfährt er außerdem …
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Endlich erzählt Sallidal mehr über ihre Familie …
Sallidal ist ein Drache …
Wie wirken solche Aussagen? Passiv. Dem Held wird etwas mitgeteilt. Aber er selbst trägt nicht aktiv dazu bei, das herauszubekommen. Für einen Lektor ein rotes Tuch, und für Leser auch.
Sind alle diese Informationen überhaupt nötig? Welche davon tragen zur Geschichte bei?
Schauen wir uns mal den Anfang an.
Marc findet es uncool, dass er nie jemanden zu sich einladen darf, weil seine Familie wie im Mittelalter lebt. Klingt interessant. Obwohl, was sollen wir unter „wie im Mittelalter“ verstehen? Gibt es keine Elektrizität in der Wohnung, kein fließendes Wasser? Muss man bei Betreten der Wohnung nicht nur die Schuhe abstreifen, sondern auch den MP3-Player abgeben und das Handy ausschalten? Hier fehlen konkretere Angaben.
Und dann? Bitte lassen Sie ihren Helden nichts „erfahren“. Marc erfährt, dass sein Vater ein Elf ist. Das klingt nach langweiligen Monologen, nach Infodump, danach, dass der Autor die Hausaufgabe nicht gemacht hat und, statt eine Geschichte zu erzählen, in der Marc nach und nach die Wahrheit aufdeckt, den gesamten Hintergrund am Stück dem Leser auf dem Tablett vorsetzt. Das lässt sich spannender gestalten. Ganz so einfach soll man es seinen Helden nicht machen.
Dann materialisiert sich der Monsterhund plötzlich beimAbendessen im Wohnzimmer. Der ist nun wirklich nicht passiv, sondern ein höchst aktives Element. Und ungewöhnlich obendrein. Das sollte man nutzen.
Der elfjährige Marc sitzt mit seinen Eltern beim Abendessen, als sich ein riesiger Monsterhund auf ihn stürzt. Sein Vater kann ihn im letzten Moment durch einen Karatehieb unschädlich machen, der Hund verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Aber er nimmt Marcs Mutter mit
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Merken Sie etwas? Ich habe es konkreter, sinnlicher beschrieben. Natürlich weiß ich nicht, wie die Szene tatsächlich abläuft, und habe Karatehieb und das Verschwinden der Mutter frei erfunden. Was ich damit zeigen will: Diese Szene hat als Anfangsszene Potenzial, das man nutzen sollte.
Aber was ist dann mit der Mutter? Sie taucht im Exposé nie mehr auf, es wird nur erwähnt, dass die Blutelfen sie auf dem Gewissen haben. Versucht Marc nie, den Verbleib seiner Mutter zu klären? Ist er nicht böse, dass der Vater eine andere Frau hat und sich nicht mehr für das Schicksal der Mutter interessiert? Das böte nämlich reichlich Stoff und würde obendrein die Geschichte klammern, wenn das Schicksal der Mutter nicht nur am Anfang auftaucht, sondern auch im Laufe der Geschichte geklärt würde. Dass die Blutelfen sie auf dem
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