Drei Seiten für ein Exposé
einem Knall, und kein Autor kann sie daran hindern. Er kann sich höchstens um seine Geschichte drücken, so tun, als gäbe es den Knall nicht. Was die Geschichte scheitern lässt, jede Wette! Sträuben Sie sich nie gegen Ihre Geschichte. Das tut ihr nicht gut. Damit bringen Sie sie um.
Eine andere Autorin mochte keine Liebesgeschichten. Ich will keine Liebesszenen schreiben. Leider begann Ihre Geschichte mit einer sehr tragischen Liebes- und Sexszene. Ihre Versuche, mit einer anderen Szene zu beginnen, scheiterten infolge Langweile. Geschichten tun nicht immer, was ihre Autoren wollen. Oft verhalten sie sich wie bockige Teenager und wollen genau das, was der Autor nie schreiben wollte.
Was das mit Originalität zu tun hat? Ich verrate es Ihnen.Wenn jemand mit einer „Genreregel“ kommt, sagen Sie nicht: „Ja. Mach ich so“ oder „Nein, auf keinen Fall.“. Überlegen Sie: Wenn Sie die Regel beherzigen, was würde sich an der Geschichte ändern?
Verspüren Sie starkes Unbehagen dabei? Gerade die Dinge, die einem Autor peinlich sind, sind oft die besten Geschichten. Wir werden nicht gelesen, weil wir lieb und nett sind, weil wir immer schreiben, was sowieso alle meinen. Wir werden auch nicht gelesen, weil wir all das erfüllen, was nach Meinung unseres Deutschlehrers eine gute Geschichte ausmacht. Auch nicht deshalb, weil wir „keinen Kitsch“ schreiben, was immer darunter zu verstehen ist.
Wir werden gelesen, weil wir eine Geschichte erzählen, die den Leser packt. Die nicht vorhersehbar ist, wie der Feuilletonartikel über Kitsch und warum Fantasy schlecht sei. Die sich auch nicht darum kümmert, ob der Autor das eigentlich nicht schreiben wollte, „weil das ja Kitsch ist“.
Verwerfen Sie also nicht jede Genreregel, weil die angeblich Ihre Phantasie einengt. Oder Sie zwingt, Kitsch zu schreiben. Sondern prüfen Sie die Regel. Wenn Sie nützlich ist (oder Sie ein unangenehmes Gefühl dabei bekommen, als ob Sie etwas Verbotenes tun würden, wenn Sie sie befolgen), dann nutzen Sie die Regel für Ihren Roman.
Und sonst? Wie gesagt, Sie brauchen etwas, das Ihre Geschichte von anderen unterscheidet. Das muss nicht das Genre sprengen. Ihre Geschichte ist ein ganz normaler Krimi mit Mord, einem Kriminalkommissar, mehreren Verdächtigen und der Festnahme des Täters am Schluss? Nichts dagegen. Trotzdem sollte es etwas haben, das nur Ihr Krimi hat. Vielleicht den Ort? Vielleicht den Zeitpunkt? Der Bräutigam wird bei der Hochzeit ermordet? Vielleicht das Leben des Kommissars, der gläubiger Mohammedaner ist, und ausgerechnet er muss in einem Ehrenmord ermitteln? Was auch immer, egal, wie eng oder weit Sie Ihr Genre auslegen, etwas Bemerkenswertes sollte Ihr Text haben. Von daher benötigt Ihre Geschichte Originalität.
Ob Sie sich aber eng an den üblichen Genretexten orientieren oder das Genre ganz neu definieren, ist eine ganzandere Sache.
Natürlich finden Romane, die sich am „Üblichen“ orientieren, leichter einen Agent oder Verlag. Aber die Romane, die das nicht tun, sind diejenigen, die eher das Zeug zum Bestseller haben. No Risk, no fun. Der Bestsellerautor Frank Schätzing (Der Schwarm, Limit) hat das so formuliert:
„Sie müssen erzählerische Risiken eingehen. Vor allem aber: niemals versuchen, anderen zu gefallen. Sie müssen als Autor bereit sein, im wirklich großen Stil zu scheitern. Sie müssen so hoch zielen, dass Sie ganz tief fallen können. Dann, vielleicht, haben Sie Erfolg. Oder man scheitert. Das ist der Preis.“
(SZ vom 1.10.2009)
Womit wir wieder beim Thema wären. Ihr Roman kann sich an alle Genregrenzen halten. Oder sie sprengen. In beiden Fällen braucht er etwas, das ihn von anderen ähnlichen Romanen unterscheidet. In beiden Fällen bestimmt die Geschichte, wie weit Sie Grenzen des Genres einhalten.
Was Sie nie tun sollten: Originalität um der Originalität willen verwenden. Ein Roman ohne den Buchstaben „i“ wäre zwar originell, dürfte aber nur wenige Leser finden. Für den Krimi, in dem der Kommissar statt zu ermitteln, nur in den Zähnen pult, gilt das Gleiche. Nehmen Sie sich nicht vor, originell zu sein. Nehmen Sie sich nicht vor, alle Genreregeln zu beachten. Nehmen Sie sich vor, eine gute Geschichte zu schreiben!
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