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Drei Seiten für ein Exposé

Drei Seiten für ein Exposé

Titel: Drei Seiten für ein Exposé Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Peter Roentgen
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Schreiben keinen Spaß macht, lassen Sie es. Wer schreibt, bleibt nicht, wie das Sprichwort behauptet, die meisten Bücher überstehen nicht mehr als eine Saison. Wer schreibt, wird weder reich noch berühmt, denn in Deutschland dürften nicht mal fünfzig Autoren tatsächlich vom Schreiben leben. Regale bei Aldi füllen ist weit profitabler. Und selbst berühmte Autoren können völlig unerkannt durch die Stadt gehen, erkannt werden höchstens Schauspieler und Politiker.
    Vergessen Sie aber auch all die albernen Gedanken, dass alle unveröffentlichten Autoren Nichtskönner und untalentiert sind, die das Schreiben möglichst bald aufgeben sollten. Schreiben oder nicht schreiben, das ist hier die Frage, aber es ist Ihre Frage. Die Antwort sollte von Ihnen kommen, nicht aus Verlagsstuben.
    Schreiben kann furchtbar sein, frustrierend, berauschend, erleichternd, erhellend. Manchmal wird es sogar gedruckt. Aber davon sollten Sie Ihre Selbstachtung nicht abhängig machen. Tennis spielen macht Spaß, auch wenn Sie nie nach Wimbledon kommen. Warum sollte Ihr Schreiben nur dann eine Berechtigung haben, wenn Sie veröffentlicht werden?
    Das heißt nicht, dass Sie alle Hoffnung fahren lassen müssen. Verlage suchen gute Manuskripte, und weil deutscheAutoren immer besser, amerikanische Lizenzen aber immer teurer werden, werden vermehrt deutsche Autoren veröffentlicht.
Originalität oder im Genre bleiben?
    Habe ich gesagt, Ihr Text sollte etwas Besonderes haben, etwas, das alle anderen Texte nicht haben? Richtig. Aber ich habe nicht gesagt, dass Sie alles ganz anders machen sollen als die Autoren, die im selben Genre schreiben. Ein Krimi mit einem ungewöhnlichen Mord ist immer eine gute Idee. Ein Krimi ganz ohne Mord ist es nicht. Genres haben ihre Gesetze, und diese Gesetze haben Gründe. Soll sich ein Autor an diese Gesetze halten?
    Wohlgemerkt, ich kann Ihnen hier nur ein paar Hinweise geben. Erst einmal sollten Sie Ihr Genre kennen. Bücher zu schreiben, die Sie selbst nicht gerne lesen würden, funktioniert nie. Für ein Genre zu schreiben, das Sie gar nicht kennen, auch nicht. Der Perry-Rhodan-Leser, der unbedingt Literatur schreiben will, ist so absurd wie der Literat, der Heftchen-Romane verachtet, aber glaubt, er könne einen schreiben.
    Die Art Bücher, die Sie gerne lesen, sind die Bücher, die Sie schreiben können.
    Bleibt die Frage: Wie originell darf ich sein? Überall gibt es Leute, die einem erzählen: Du musst in dem Genre dies oder jenes schreiben. Nicht alle diese Ratschläge sind sinnvoll, nicht alle stimmen. Viele Leute haben persönliche Vorlieben, viele Lektoren auch, und sagt einer dieser Wundertiere mal etwas zwischen Tür und Angel, wird schnell ein ehernes Gesetz daraus. Fantasy braucht einen bösen Lord, ein historischer Roman ein Love-Interest, nie einen Roman in Ich-Perspektive schreiben, im Thriller muss auf jeder zweiten Seite eine neue Überraschung kommen, nie im Kinderbuch ironisch werden.
    Dabei gibt es mittlerweile ganze Heerscharen von Fantasy-Bücher, bei denen „Böse“ und „Gut“ nicht klar zwischen Antagonist und Protagonist verteilt sind, Bücher ohne Love-Interestgibt es auch (wenn auch weit weniger) und wenn „Bartimäus“ nicht ironisch ist, was dann?
    Also all diese Ratschläge in den Wind schlagen?
    Nein. Überlegen Sie sich, was der Sinn der Ratschläge ist. Es gibt Fantasy, in der Gut und Böse klar verteilt sind, in der es um die Rettung der Welt vor dem Bösen geht. Vielleicht ist Ihre Geschichte so eine? Dann müssen Sie sie so schreiben. Auch wenn Sie hundertmal versichern, dass Sie solche Heldengeschichten hassen. Oft sind die Geschichten die besten, in denen genau das passiert, was Ihrer Meinung nach nie in Geschichten passieren darf. Auch Autoren haben Vorurteile, auch Autoren weichen ihren Geschichten aus. Gerade Autoren weichen ihren Geschichten aus. Meist sind die Geschichten, denen sie ausweichen, die Geschichten, die interessant sind.
    Eine Autorin erzählte mir, dass sie Geschichten hasst, die mit einem großen Knall beginnen, sie liebe vielmehr die, die langsam begännen. Gut gesagt, weit verbreitet unter Autoren mit Anspruch. Leider begann ihre Geschichte mit einem Knall, einem Überfall am Hochzeitstag, und der Bräutigam wurde ermordet. Da nützt es nichts, die Geschichte ganz ruhig anfangen zu lassen. Die ehemalige Braut führt jetzt ein ruhiges Leben und …
    Tja, so kann’s gehen. Wenn die Geschichte mit einem Knall beginnt, dann beginnt sie eben mit

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