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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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sind die Aufträge.«
    Er begann sofort eine Suche durch all seine
Taschen nach der Brille.
    »Was ist zu Hause los?« wollte sie von Marianne
wissen. »Sind alle gesund?«
    »Lauterbach macht sich Sorgen, weil du gar nicht
schreibst.«
    »Ich habe ihm eine Karte geschrieben«, erinnerte
sie sich.
    »Hast du sie auch eingesteckt?«
    »Nein, leider. Ich hatte keine Marke.«
    Vor dem Tisch stehend legte Onkel Ernst —
langsam lesend — Auftrag für Auftrag ab. Die Brille hing kurz vorm Absturz auf
dem äußersten Ende seines Nasenplateaus.
    »Sag mal, ist das wirklich alles?« fragte er
erschüttert.
    »Ich habe mich irre bemüht«, versicherte Karlchen.
    »Hör dir das an, Marianne: sechs Rosamunde — 11
Westerwald — 21 Milchtöpfe — dreimal Montabaur für sechs Personen — acht Emser
Teller und 15 Bischofskrüge.« Er nahm die Brille ab und sah anklagend auf. »Das
ist die Ausbeute von zehn Tagen! Das deckt ja nicht einmal die Unkosten!«
    »Die Gegend ist nicht die reichste«, erinnerte
Karlchen.
    »Warum bleibst du dann da?«
    »Ich gehe systematisch Ort für Ort vorwärts. Ich
besuche jedes Kaufhaus, jedes Haushaltswarengeschäft, jeden Supermarkt und jede
Boutique...« Marianne betrachtete sie nachdenklich: »Wen besuchst du eigentlich
noch?«
    »Ich? Wie kommst du ’n darauf?«
    »Du wirst ja rot, Puppchen«, amüsierte sie sich.
Karlchen lief prompt rot an und ärgerte sich darüber. »Wen soll ich denn noch
besuchen? Kennst du einen im Bayerischen Wald? Na also. Und selbst wenn
— ist ja schließlich mein Bier! Bin ja alt genug, oder?«
    »Warum schreit sie so?« erkundigte sich Ernst
bei Marianne.
    »Weiß auch nicht. Nehme an, sie kriegt ihre
Tage, dann ist sie immer so gereizt.«
     
    Am selben Abend betrat Peter, dem die Decke
seiner trostlosen Untermiete auf die Stimmung gefallen war, das Gasthaus am
Markt in der Hoffnung auf irgendeine Ansprache. Das Wetter war seit zwei Tagen
ungewöhnlich warm, auch die Abende — in München saßen seine Spezis vielleicht
schon im Biergarten... Mann, hatten die es gut.
    Selbst gefestigte Frohnaturen mit ausreichendem
Innenleben wie Peter verloren an Frohnatur, wenn sie Abend für Abend mit sich
selber schweigen mußten. Und das am A... der Welt ohne Auto.
    Peter betrat also die Gaststube und fühlte sich
sogleich rundum von neugierigen Blicken angefaßt: der neue Lehrer auch mal
hier.
    Auf der Suche nach einem Platz kam er am Honoratiorentisch
vorüber, wo die Karten zwischen Bierkrügen und Aschenbechern, aus denen es
qualmte, auf die Tischplatte knallten. Ein Spiel war gerade zu Ende, Oberlehrer
Schlicht schob mit der flachen Hand die Blätter zusammen und erkannte Peter:
»Ach, sieh da, Herr Melchior!« Nanu, dachte Peter, über die Maßen irritiert
durch einen Anflug von Freundlichkeit in Schlichtens Stimme. Und blieb stehen.
    »Mein frischgebackener Kollege Melchior — Herr
Bauunternehmer Finkenzeller, Herr Apotheker Frischler, Herr Hirn vom Kaufhaus
Hirn«, stellte Schlicht vor.
    Finkenzeller, schwarzkräuselig, stiernackig, in
ländlich vornehmes Loden gekleidet, dröhnte jovial: »Na, wie gefällt Ihnen
unser liebes Nebel? Schon umgeschaut?«
    Seine Frage erwartete diktatorisch eine positive
Antwort.
    »Oh, danke«, sagte Peter, was an sich keine
Antwort war.
    »München ist es natürlich nicht«, sagte
Apotheker Frischler. »Aber auch wir haben kulturell was zu bieten. Zum Beispiel
unser kleines Orchester. Wir geben regelmäßig Konzerte. Spielen Sie ein
Instrument?«
    »Leider nein«, bedauerte er. »Musik ist nicht
meine Stärke...«
    Worauf der Stammtisch das Interesse an ihm
verlor und Schlicht die Karten mischte, bevor er sie an Apotheker Frischler
weitergab.
    Peter wartete noch einen Augenblick ab, aber es kümmerte
sich keiner mehr um ihn. Da ging er weiter auf der Suche nach einem freien
Platz und entdeckte Benedikt Kreuzer. Die Striche auf seinem Bierfilz zeigten
an, daß er auf dem direkten Wege war, sich abzufüllen.
    »Hallo, Professor«, schaute Benedikt hoch und
wies auf die drei leeren Stühle an seinem Tisch. »Wenn Sie rasch — hick —
zugreifen, kriegen Sie hier noch ’n Platz.«
    Peter setzte sich, aber es kam zu keiner
Unterhaltung, weil Benedikt mit einem fein unterdrückten Schluckauf beschäftigt
war.
    »Haben Sie schon den Trick mit dem Glas
probiert?«
    »Nee — hick — wie geht der?«
    »Also — Sie müssen das Glas mit dem äußeren Rand
an den Mund setzen und beim Trinken die Nase zuhalten.«
    Benedikt sah ihm

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