Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
Vom Netzwerk:
Karlchen
nahm ihre Tasche und hängte sie über ihre Schulter. »Einzeln seid ihr so
manierlich, aber gemeinsam — muß man sich richtig genieren. Ich gehe was essen.
Bis nachher.«
    Onkel Ernst setzte sich auf das
Biedermeierstühlchen und untersuchte die neue Uhr auf seinen Knien.
    »He! Wart mal!« rief Marianne Karlchen
hinterher. »Hast du inzwischen was verkauft?«
    »Ja. Das zweite Stühlchen. Für
zweihundertfünfzig. Es gefiel einer Frau so gut.«
    »Töpfe sollst du verkaufen!« rief Onkel Ernst
aufgebracht. »Keine Stühle! Th — verkauft sie das zweite Stühlchen! Und worauf
soll Marianne jetzt sitzen?«
    Marianne lächelte. Auf die Idee, selbst
aufzustehen und ihr den nunmehr einzigen Stuhl anzubieten, kam er natürlich
nicht.
     
    Wenig später schlenderte Karlchen an den
Trödelständen entlang, abwechselnd von einer riesigen Bockwurst und von einer
Lachssemmel abbeißend.
    Vor einem Stand blieb sie stehen. Zwischen
Stahlhelmen, Schellackplatten und vergilbten Seidenpumps hatte sie ein altes,
blaßgrüngepolstertes Puppensofa mit güldenen Fransen entdeckt. Die Lehnen
liefen in kleinen Löwenköpfen aus Messing aus. Wenn man den Sitz anhob, wurde
unter den Fransen ein rotsamtenes Kästchen sichtbar. So was Schönes hatte
Karlchen schon lange nicht mehr gesehen.
    »Das möchte ich kaufen«, sagte sie zu der
Händlerin, die sie vom Sehen kannte. »Aber es darf nicht zu teuer sein.«
     
    Die Küche des Schmalzlerhofes war der zentrale
Raum des Hauses, auf einem großen, verzogenen Bauerntisch vor der Sitzbank
wurden alle Arbeiten verrichtet — vom Essen bis zum Heftekorrigieren. Dabei war
seine Platte zur Hälfte mit Teedose, Zucker, Marmelade, Brotbüchse,
Schmalztopf, Radio, Gewürzen, Toaster und Schreibzeug vollgestellt — alles, was
sie ständig brauchten, wurde niemals abgeräumt. Eine praktische Junggesellenorganisation,
die Nachdenken beim Aufdecken und Abräumen und mehrmaliges Aufstehen während
der Mahlzeit überflüssig machte. Die elektrischen Geräte auf dem Tisch, zu
denen auch eine Rührliesel gehörte, endeten an einem Zwischenstecker, dessen
Schnur durch einen Teil der Küche halbhoch bis zur Steckdose hing. Um nicht
alles ab- und runterzureißen, mußte diese Schnur vorsichtig überstiegen werden.
Benedikt und Peter taten das schon ganz automatisch. Auf dem noch freien Teil
des Tisches hatten die Pfanne mit den Spiegeleiern, zwei Teller und zwei
Tassenköpfe Platz — sie benutzten ein Minimum an Geschirr, um den Abwasch klein
zu halten.
    Peter joggte vor dem Frühstück, Benedikt nahm an
dem sportlichen Gehechel nur selten teil, er kochte inzwischen den Tee. An
diesem Morgen hatte Peter von seinem Lauf zahlreiche Laubblätter mitgebracht.
Bevor er unter die Dusche eilte, warf er seine Ausbeute auf den Küchentisch,
sehr zum Ärger von Benedikt.
    »Muß das sein?«
    »Ja. Die brauche ich für den Unterricht. Muß sie
noch einkleben.«
    »Ich warte auf den Augenblick, wo ihr Kröten
durchnehmt. Die schmeißt du mir dann auch auf die Butter.«
    Das
Frühstück verlief wie immer für Peter hastig und arbeitsreich — für Benedikt
vorwurfsvoll. »Du hast noch nicht deinen Tee getrunken. Wozu koche ich
überhaupt Tee? Dein Spiegelei wird kalt.«
    »Ja doch.«
    »Was ist das für ’n Blatt, das du da grade
einklebst?«
    »Vom Löwenzahn.«
    »Löwenzahn«, erinnerte sich Benedikt an seine
noch nicht allzuferne Jugend. »Solange er blühte, nannten wir ihn Butterblume,
wenn er nicht mehr blühte, hieß er Pusteblume. — Und wozu brauchst du das
Blatt?«
    »Wegen der Form«, brummte Peter, dem Benedikts
Gefrage auf den Wecker ging.«
    »Was hat es denn für eine Form?«
    »Eine schrotsägeförmig-fiederteilige.«
    »Dacht ich’s mir doch. Schrotsägeförmig-fiederteilig...
sag bloß, das hast du auswendig im Kopf!«
    »Nein. Ich muß mich auf jede Stunde neu
vorbereiten.«
    »Und die Kinder sollen das behalten?«
    »Wer
sagt denn, daß sie überhaupt zuhören.«
    Benedikt
hatte Begriffsschwierigkeiten. »Wozu dann der ganze Umstand?«
    »Er gehört zum Pensum.«
    »Das ist allerdings ein Grund.«
    Und dann kamen sie zum ökonomischen Teil der
gereizten Frühstücksunterhaltung, 1. Wer braucht wann den Wagen? 2. Was müssen
wir alles besorgen? Benedikt hatte schon eine längere Liste. Darauf stand auch
Buttermilch.
    »Wozu Buttermilch? Wer trinkt denn so was?«
    »Karlchen — falls sie mal wieder vorbeikommt.«
    »Und wenn sie nicht kommt?«
    »Buttermilch kann warten. Die ist ja

Weitere Kostenlose Bücher