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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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handgeschriebene Liebeserklärungen und Lippenstiftabdrücke in
Himbeerrot von einem halbgeöffneten, sinnlichen Mund. Das Ganze war auch noch
parfümiert.
    »Was die Plattenhülle alles kann«, staunte Karlchen
und legte sie zu den andern zurück, »sogar duften. Anna sieht fabelhaft aus.
Fabelhaft dünn«, fügte sie neidisch hinzu. »Hat’s eigentlich lange gedauert?«
    »Mit Anna? Fast drei Jahre.«
    »War sie der Grund, weshalb Sie von Berlin weg
sind?«
    »Auch einer. Es war eben alles auf einmal aus.
Der Job, der Erfolg und das mit Anna. Die ganze lustige Zukunft plötzlich im
Eimer.«
    Eine Weile war Karlchen tief in Gedanken. Dann
sah sie auf Benedikts Zigarette. »Kann ich mal ziehen?«
    »Sie können auch eine ganze haben.«
    »Nein, danke. Ein Zug reicht.«
    Nach einem tiefen Inhalieren gab sie sie ihm
zurück.
    »Was schreibt Anna?«
    »Lauter sentimentales Zeug.« Er hatte keine
Lust, darüber zu sprechen.
    »Schreibt sie«, fragte Karlchen sanft, aber
beharrlich weiter, »daß Sie wieder nach Berlin kommen sollen?«
    »Ja. Woher wissen Sie?«
    »Ich hab’s mir beinah gedacht. — Wer hat damals
Schluß gemacht, Sie oder Anna?«
    »Sie hat sich in einen andern verliebt.«
    »Und jetzt ist das aus und die Reue groß«, ahnte
Karlchen. »Werden Sie nach Berlin zurückziehen?«
    »Irgendwann bestimmt, aber nicht, bevor ich den
Hof hergerichtet und verkauft habe.«
    »Wenn Sie in dem Tempo weiterrenovieren, sind
Sie noch Jahre hier.«
    »Bis zum Herbst bin ich fertig«, versicherte
Benedikt. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich mich hier einschneien
lasse.«
    »Mag keiner mehr Salat?« fragte Karlchen nach
dem Mittagessen. »Dann eß ich ihn auf.« Und angelte sich die Schüssel vom Tisch.
    »Karlchen ißt immer alles auf«, murmelte Peter
schläfrig, während Benedikt seine Nachtischzigarette anzündete.
    »Salat macht ja nicht dick«, tröstete sie sich
selber.
    Sie saßen in der Sonne vorm Haus, streckten alle
zwölfe von sich und schwiegen satt und zufrieden.
    Karlchen verschob den Gedanken an die Fahrt nach
Nürnberg noch für eine Weile. Sie mochte nicht weg. »So schön bei Ihnen.«
    Benedikt stieß Peter an. »Warum sagt Karlchen
eigentlich Sie zu uns?«
    »Versteh ich auch nicht. Vielleicht sind wir
alte Herren für sie.«
    »Ja, warum sag ich eigentlich Sie?« wunderte
sich Karlchen selber. »Ihr seid ja nicht Herr MüllerMallersdorf.« Und hielt
erst Benedikt und dann Peter die Wange hin zum Küssen, und danach hingen sie
wieder leblos in der Sonne.
    »Was euch hier fehlt, sind Hühner.«
    »Warum? Wir kriegen doch jede Woche zwanzig
frische Eier vom Bichler.«
    »Ich mein ja nicht wegen der Eier, sondern wegen
der Ansprache. Es ist doch arg still hier auf die Dauer«, meinte Karlchen.
    Benedikt verteilte den Rest Bier auf seins und
Peters Glas und fragte ihn dabei: »Vermißt du gackern?«
    Peter dachte nach. »Langsam bin ich soweit. Soll
sie meinetwegen gackern, wenn sie nur einigermaßen proper ausschaut.«
    »Jetzt denkt er schon bei Hühnern an Girls«,
lachte Karlchen. Aber ein bißchen ärgerte sie sich schon, denn schließlich war
sie ja auch ein Mädchen.
    Das fiel ihnen nur nicht auf. Karlchen war ja
Kumpel.
    Bei aller schönen Kumpelei — ab und zu könnten
sie ihr ruhig mal etwas Nettes über ihr Außeres sagen. Die einzigen Komplimente,
die sie ihr machten, galten ihrem guten Appetit und ihrer Hilfsbereitschaft.
    »Post gekommen?« gähnte Peter.
    »Nicht für dich.«
    »Anna Mallersdorf hat geschrieben«, erzählte
Karlchen. »Benedikt soll wieder nach Berlin.«
    »Mach keine Witze!« erschrak Peter. Auf einmal
wurde ihm klar, wie gern er inzwischen auf dem Schmalzlerhof hauste. »Ich
dachte, das wär aus, Anna hätte dich abgejubelt wegen ’nem andern.«
    »Aber
nun möchte sie wieder«, sagte Karlchen. »Und du, Benny?«
    »Keine Bange, du mußt dir noch keine neue Wirtin
suchen.«
    »Na, denn Prost.« Peter trank sein Bier aus. »Um
noch mal auf Anna zu kommen — und das sage ich jetzt nicht bloß, weil ich Angst
habe, daß du hier abhaust — ich meine — was wollte ich denn noch sagen — jetzt
habe ich den Faden verloren — « Benedikt half ihm auf die Sprünge: »Du wolltest
wahrscheinlich sagen, daß ich ein ausgemachter Trottel wäre, wenn ich wieder
springen würde, wenn sie pfeift.«
    »Genau...«
    »Ist man wirklich ein ausgemachter Trottel, wenn
man dem Menschen, den man sehr lieb hat, verzeiht, daß er einen großen Fehler
gemacht hat? Wenn er zu einem

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