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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Schrecken
fest, daß er einen Busen kriegte. Und auch sein Magen wölbte sich leicht.
    »Lumpi, wir sind zu fett. Wir müssen dringend
was dagegen tun.«
    So brachen sie denn gemeinsam zu einem Waldlauf
auf, immer mit Päuschen dazwischen zum Verschnaufen und Stöckchenschmeißen, und
als Benedikt eins aufhob und schleudern wollte, spürte er einen heißen Schmerz
oberhalb des Steißbeins. Nanu nanu —? Er ertastete mit prüfendem Fingerdruck
die Quelle seines Wehs und humpelte vorsichtig nach Hause...
    Peter packte gerade seine Tasche fürs Prager
Wochenende, als sich Benedikt mit zwei dicken Büchern unterm Arm in die Küche
schleppte. Er ließ sich damit sehr, sehr vorsichtig am Tisch nieder, schob das
Frühstücksgeschirr beiseite und begann zu blättern.
    Es handelte sich um sein Medizinbuch, Band 1 und
2.
    Peter: »Ja ja, der Arzt im Buch heilt jeden
Bruch.«
    »Ist gar nicht zum Lachen. Ist hier!« Benedikt
zeigte auf die Ischiasgegend. »Beim Laufen fing’s an.«
    »Wo?«
    Er zeigte noch einmal auf seinen Rücken. »Na,
hier.«
    »Ich meine, wo unterwegs?«
    »Wo es rechts zur Chaussee abgeht.«
    »Ja, das ist eine verflixte Stelle.«
    Benedikt blätterte in Band i vor und zurück, las
hier ein Stück und dort einen Absatz.
    »Es könnte der Ischias sein. Oder aber die
Bandscheibe.«
    »Oder die Plattfüße«, warf Peter ein.
    »Grins nicht. Es ist durchaus möglich, daß man
auch davon Rückenschmerzen kriegt.«
    Er nahm Band 2 und blätterte darin herum,
stutzte plötzlich und klappte das Buch zu.
    »So ein Quatsch. Ich hab ja gar keine Plattfüße.«
    »Auf alle Fälle würde ich an deiner Stelle heute
nur Haferschleim futtern. — Servus.«
    In
der Tür drehte Peter sich noch einmal um. »Du kommst doch trotzdem mit nach
Prag, oder?«
    »Wenn es irgend geht — «
    »Notfalls nimmst du dein Rotlicht mit!«
    Solche geradezu ordinär-gesunden Typen wie Peter
konnten leicht höhnen, die wußten ja nicht, wie weh so was tat.
    »Was mich viel mehr besorgt — wir haben nichts
von Karlchen gehört«, sagte Peter. »Seit gestern abend ist sie überfällig. Da
kann doch nichts passiert sein. Nein, Karlchen passiert nichts«, beruhigte er
sich selber. »Also dann bis heute mittag.«
    Kaum war Peter vom Hof gefegt, hörte Benedikt
den Bichlerschen Traktor näher tuckern. Er fuhr bis vors Küchenfenster.
    »Herr Kreuzer, schnell, das Fräulein hat
angerufen. In einer Viertelstunde ruft sie wieder an. Wenn S’ wollen, können S’
mitfahren«, rief die schrille Stimme der Bichlerbäuerin.
    Die Vorstellung, einen Traktor zu besteigen,
erschien Benedikts Rücken verlockender als der Liegesitz in seinem Sportwagen.
Aus dem kam er ja nie wieder hoch.
    Kaum hatten sie den Hof erreicht, hörten sie das
Telefon läuten. Die Bichlerin sprang ab und rannte zwischen Hühnern, Enten und
Katzen ins Haus.
    »Sofort, Fräulein«, brüllte sie in den Hörer,
»er kommt — er kann nur net so schnell — er hat’s ja so im Kreuz — Moment! Da
ist er schon!« kommentierte sie Benedikts humpelnde Ankunft. »Karlchen, hallo?
Wo bist du? Wir wollen doch heute fahren! Warum kommst du nicht?«
    »Ich hab Pech gehabt. Ich hab schon gestern
abend bei Bichlers angerufen, aber da hat sich keiner gemeldet!«
    »Ich hab auch so ’n Pech gehabt, heute früh«,
rief Benedikt zurück. »Stell dir vor, ich lauf mit dem Hund in den Wald...«
    »Benny, ich hab bloß noch ’ne Mark zwanzig.«
    »Okay, ich mach’s kurz. Also — «
    Manchmal brach Karlchen mit einem »Oh« und »Du
Armer« in seine Leidensschilderung ein, das Schild »Bitte zahlen« leuchtete in
ihrer Zelle auf — »Benny! — ich bin — ja ja, ein ABC-Pflaster ist immer gut am
Rücken — hör doch mal zu — meine Kardanwelle ist im Eimer — ich komm um — «
Aus. Da klickte nichts mehr in der Leitung.
    Benedikt wartete einen Augenblick, ob sie noch
einmal anrufen würde.
    Aber Karlchen rief nicht mehr an. Sie brauchte
jeden Groschen für die Fahrkarte nach Nebel.
     
    Karlchen wartete am Bahnhof Nebel auf den
Omnibus, als Gumpizek auf seinem Moped vorüberkam.
    »No, Freilein, heit mit der Eisenbahn? Und so
spät? I denk, Sie wollen nach Prag?«
    »Wollen wir auch. Aber meine Kardanwelle ist
gebrochen.«
    Gumpizek hatte keinen blassen Schimmer, was eine
Kardanwelle ist, zeigte sich aber empfänglich für den dramatischen Ton in
Karlchens Stimme und rief, die Hände zusammenschlagend: »Jessasmaria! So a
Unglick! Ausgerechnet, wenn S’ nach Prag wollen.«
    Er bot ihr an,

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