Drei sind einer zuviel
Schachtel mit
den Cognac-Kirschen geblieben ist«, sagte Peter.
»Das beste ist, sie lassen ihn erst mal
ausnüchtern«, riet ihnen der Tierarzt, alle drei zur Tür hinausschiebend; denn
er war zu einer Kuh gerufen worden, die Schwierigkeiten mit dem Kalben hatte.
Sie luden Lumpi fürs Wochenende bei Gumpi ab und
fuhren zum Schmalzlerhof, um Benedikt und ihre Reisetaschen abzuholen.
Schon von weitem sahen sie den roten Alfa Romeo
in der Morgensonne leuchten.
»Anna ist gekommen«, rief Peter entzückt. Anna
auf dem Rückweg vom Meer.
Karlchen erschrak. »Was will die hier?? Wir
wollen nach Prag!«
»Wir fahren ja auch«, beruhigte sie Peter, »aber
wo sie den großen Umweg gemacht hat, können wir sie ja nicht gleich wieder
rausschmeißen, oder?«
»Wir kommen nie weg, wir kommen nie weg!«
jammerte Karlchen.
Benedikt humpelte ihnen entgegen: »Was war mit
dem Hund?«
»Ein Karton Cognac-Kirschen, das gibt ’nen
Brummschädel!« Er sah sich um. »Wo ist Anna?« Als ob sie auf dieses Stichwort
gewartet hätte, erschien sie in der Haustür — bronzebraun, mit güldenen
Sandalen, güldenen Kettchen am Knöchel und am Bauch. Ein weißes, nach hinten
gebundenes Seidentuch unterstrich noch ihre Mittelmeerbräune. Peter verschlug
es den Atem. Karlchen ahnte: Prag war vergessen.
Benedikts Arm fing Karlchens Schulter ein, so
schob er sie auf Anna zu. »Das ist unser Karlchen!«
Sie versetzte ihm einen Tritt, und als er sie
fragend anschaute: »Sag Charlotte!«
»Charlotte Müller, genannt Karlchen«,
verbesserte er sich.
»Guten Tag.« Eine kühle dünne Hand und ein interessiertes
Mustern begegneten ihr.
Sie musterte zurück und faßte sich schließlich
unbehaglich an den Kopf: »Ich bin nicht zum Haarewaschen gekommen.«
»Ich auch nicht«, sagte Anna heiter.
»Sie
bleiben diesmal hoffentlich länger hier?« Nun trat Karlchen auch an Peters
Wadenbein, so stark, daß er kurzfristig die Balance verlor. Wie konnte er nur
solche Frage stellen!
»Bis
morgen mittag, wenn es euch recht ist.«
»Aber
natürlich, Anna, es ist toll, daß Sie da sind.«
»Geht nicht«, sagte Karlchen. Alle drei sahen
sie erstaunt an. »Das heißt, Sie können gern allein hier bleiben. Wir drei
jedenfalls fahren jetzt nach Prag. Wir sind eh schon spät dran.«
Benedikt nickte dazu.
Peter hatte gar nicht hingehört. Er schaute Anna
hingerissen an. »Sie sind irre braun.«
»Danke«, lächelte sie zurück. »Wie lange wollt
ihr denn nach Prag?«
»Na — jetzt hin und morgen abend zurück.«
»Es reicht auch noch, wenn wir morgen früh
starten«, meinte Peter.
»Prag ist doch keine Kaffeefahrt!« rief Karlchen
erbost.
»Da muß ich ihr recht geben. Anderthalb oder gar
ein Tag ist viel zuwenig für diese herrliche Stadt. Außerdem soll’s Regen
geben«, sagte Anna. »Da fahrt doch lieber an einem anderen Wochenende.«
Altes Aas, dachte Karlchen und hörte zu ihrer
großen Verblüffung, wie nun auch Benedikt ihrer Reise in den Rücken fiel.
»Ja, vielleicht hat Anna recht. Vielleicht
sollten wir wirklich die Fahrt verschieben. Was meint ihr?«
Karlchen
äußerte ihre Meinung, indem sie ins Haus ging und die Tür hinter sich zuschlug.
»Jetzt ist sie eingeschnappt — ich meine die Tür«, lächelte Anna dazu.
»Ich schau mal.« Peter ging ihr nach.
»Das ist also Karlchen.«
Benedikt gab ihr Feuer für ihre Zigarette.
»Ja, das ist unser Karlchen.«
»Reizend! Sie hat so was Gesundes. Schläfst du
mit ihr?«
»Nein. Und Peter auch nicht, falls es dich
interessiert.«
»Was für ’n drolliges Verhältnis! In Berlin wäre
dir das nie passiert, Benny. Oder muß ich jetzt St. Benedikt zu dir sagen? St.
Benedikt der Platonische.«
»Zu unseren Berliner Freunden hätten die beiden
auch gar nicht gepaßt, und heute weiß ich nicht, ob ich selbst noch zu unserer
alten Clique passen möchte.«
»Ach, das ist doch bloß Trotzgerede, du machst
dir selber was vor! Komm nach Berlin zurück, ich besorg dir ’n Job. Ich kenne
ja genügend Leute.«
»Wie schön für dich! Wenn du was für mich tun
willst, dann drück mir die Daumen, daß ich ’nen Preis im hiesigen
Architektenwettbewerb gewinne.«
»Du könntest wirklich ein bißchen netter zu Anna
sein«, sagte Peter zu Karlchen, die verbittert im Herdfeuer herumstocherte.
»Sie hat dir nichts getan.«
»Doch. Was der gebrochenen Kardanwelle und
Bennys Rücken und deinem verlorenen Paß und Lumpis Suff nicht gelungen ist, das
hat sie geschafft. Sie hat unsere Reise nach
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