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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Prag verhindert. Und ich hab mich
so drauf gefreut. Wenn ich mich schon mal auf was richtig freue!«
    »Wir fahren ja nach Prag — bloß eben nicht
dieses Wochenende. Na und? Ist das so schlimm?«
    »Ja.« Sie stopfte ein paar Scheite auf die Glut,
schloß die Feuerstelle mit Eisenringen und setzte den Wasserkessel drauf. »Was
macht Anna eigentlich — beruflich, meine ich?«
    »Sie ist Schaufensterdekorateurin — so eine auf
Socken, mit dem Mund voll Nadeln — , aber sie ist keine x-beliebige, sondern
ein Star auf ihrem Gebiet«, erzählte Peter, was er von Benedikt wußte. Und da
Anna gerade mit ihm ins Haus kam, machte er ihr den Vorschlag: »Wenn Sie mal
was Keramisches zum Dekorieren brauchen, Anna, die Firma Müller aus Montabaur
töpfert Ihnen jeden noch so ausgefallenen Wunsch, nicht wahr, Karlchen?«
    »Nein.« Sie wollte noch sagen, daß sie sich ihre
Kunden selber aussuchen würden, aber Peter schleppte bereits einen Karton mit
Ludwig-Bechern aus der angrenzenden Kammer herbei, wo Karlchen ein kleines
Depot eingerichtet hatte. »Schaun Sie sich die an — sind die nicht herrlich?«
    Anna betrachtete sie lange. »Saukomisch. Manche
schielen sogar. Das wär mal was für ein naives Fenster. Haben Sie nur Ludwigs?«
    »Inzwischen ist auch Richard Wagner in Serie
gegangen«, wußte Benedikt von Karlchen.
    »Na fabelhaft. Ich brauche unbedingt die Adresse
der Firma. Die sollen mir Ludwigs und Richards mit Silberblick liefern«,
beschloß Anna.
    Armer Lauterbach, dachte Karlchen, so wird deine
Kunst verarscht.
    Es gelang Anna noch mehrmals an diesem Tage, sie
zu verärgern. Zum Beispiel kochte sie selbst das Abendessen mit Gemüsen und
Kräutern, die sie vor ihrer Abreise auf einem italienischen Markt gekauft
hatte. Käse und Rotwein stammten auch aus Italien.
    Die Männer futterten stöhnend vor Behagen, von
Nebels und Karlchens Küche nicht gerade verwöhnt. Dieser war bei soviel
Lobhudelei der Appetit vergangen, was bei Karlchens Appetit etwas heißen
wollte.
    Als später die Verbrüderung zwischen Peter und
Anna stattfand und sie befürchten mußte, daß auch sie mit einbezogen würde,
stand sie rasch auf und erklärte, sie müßte zu Gumpi fahren und ihren Hund
abholen, und ob ihr einer seinen Wagen leihen könnte. Danke. Tschüs.
    Weg war sie.
    Anna schaute ihr kopfschüttelnd nach. »Und ihr
glaubt wirklich, das ist alles so platonisch zwischen euch?«
    »Nun fang nicht schon wieder an. Wie oft soll
ich dir noch sagen — «
    »Okay, Schätzelchen, beruhige dich. Aber dann
verstehe ich nicht, warum sie mich am liebsten kratzen und treten würde. Wenn
das nicht Eifersucht ist — «
    »Kein Wunder, wenn man so ausschaut wie du, so
erfolgreich ist und auch noch hervorragend kocht. Das verträgt keine Frau«,
sagte Peter. Aber irgendwie hatte ihnen Karlchens Abgang die Stimmung
verdorben. Eine gewisse Spannung war fort.
    »Was sie wohl beim Gumpi so lange macht? Sie
müßte doch längst wieder hier sein.«
    Gegen elf Uhr erschien sie mit ihrem noch immer
dösigen, aber halbwegs ausgenüchterten Hund auf dem Hof.
    »Ich hab beim Gumpi gegessen. Also so
phantastisch habe ich noch nie gegessen. Jetzt geh ich schlafen, gute Nacht.«
Sie nahm sich eine Flasche Mineralwasser mit und verschwand.
    Ihr kleines Radio spielte noch lange sehr laut
aus ihrer Kammer heraus.
    Erstens wollte Karlchen damit schlafstörend an
ihre Existenz erinnern, und zweitens war sie durch die Musik gehindert, selbst
zu hören, was sich in den anderen Kammern tat — ob Anna bei Benedikt oder bei
Peter — Karlchen traute Anna wirklich alles zu. Sie war gekränkt und fühlte
sich verdrängt, ausgebootet, minderwertig.
    So dünn sein wie Anna, so bronzebraun statt
krebsrot mit Sommersprossen. So selbstsicher wie Anna, so erfolgsbewußt. So
weltstädtisch.
    So begehrt wie Anna. Nicht nur Peter flippte in
ihrer Nähe aus. Selbst Benedikt, der sie nicht mehr zu lieben vorgab, hatte in
der Unterhaltung wie zufällig seine Hand auf ihr Knie gelegt. (Karlchen sah ja
alles!)
    Selbst Benedikt...

15
     
    Am nächsten Morgen deckte Karlchen gar zierlich
den Frühstückstisch mit Müller-Keramik, stellte eine Müller-Vase mit
Glockenblumen dazu und an die Marmeladendose einen Zettel: »Guten Morgen.
Wartet nicht auf mich. Ich habe schon gefrühstückt und weiß nicht, wann ich
wiederkomme. K.«
    Danach brach sie mit Lumpi und festem Schuhwerk
zu einem Ausflug auf.
    »Sie wird erst wiederkommen, wenn ich fort bin«,
sagte Anna und verbarg nun nicht

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