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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fest,
»meine Augen haben schon zu tränen angefangen .«
    Sie runzelte leicht die Stirn.
»Was soll das heißen ?«
    »Sie geben mir direkt das
Gefühl, ich wäre Leo Stahl .«
    »Hm .« Sie biß sich in die Unterlippe. »Man tut, was man kann. Der Einfall mit Stahl
war nicht sonderlich clever. Aber Stahl war damals der einzige mögliche Weg .«
    »Natürlich«, stimmte ich zu.
    »Ich habe zehn Jahre meines
Lebens der Firma geopfert«, erklärte sie. »Ich kenne meinen Bruder besser, als
er meint. Er will gar nicht im Stuhl des Geschäftsführers sitzen, er will mir
lediglich das Leben schwermachen. Innerhalb von zwei Jahren wird er alles, was
ich aufgebaut habe, zerstören. Vor zwei Wochen erst habe ich ihm angeboten, ihn
auszuzahlen. Er hat mir ins Gesicht gelacht .«
    »Vielleicht wird er jetzt, da
er heiraten will, ruhiger und besonnener«, meinte ich.
    »Mit der kleinen Stripperin?«
Sie lachte.
    »Ich muß Ihr großzügiges
Angebot leider ablehnen«, erklärte ich. »Es bleibt also bei den fünftausend .«
    »Ich werde Ihnen den Scheck per
Post schicken«, versetzte sie kalt. »Sie verpassen eine einzigartige
Gelegenheit, Boyd .«
    »Das ist die Misere meines
Lebens«, bekannte ich.
    »Ich ...«
    Das Telefon klingelte. Sie
fluchte leise. Dann nahm sie den Hörer ab und meldete sich gereizt. Wenig
später huschte ein häßliches Lächeln über ihr Gesicht, und sie hielt mir den
Hörer hin. »Sollte das ein Zufall sein? Mein Bruder
möchte Sie sprechen .«
    Ich meldete mich. »Boyd.«
    »Jonathan Lord hier.« Sein Ton
klang leicht gespannt. »Finden Sie nicht, daß Cindy inzwischen wieder zurück
sein sollte ?«
    »Von wo?«
    Er lachte ungläubig. »Von ihrer
Wohnung natürlich.«
    »Was, zum Teufel, hat sie denn
dort zu suchen? Ich habe ihr doch ausdrücklich gesagt, sie soll immer in Ihrer
Nähe bleiben .«
    »Wollen Sie mich auf den Arm
nehmen ?« Seine Stimme verriet Unsicherheit. »Ich stand
selbst neben ihr, als sie mit Ihnen telefonierte .«
    »Ach du Schreck!« Ich schloß
einen Moment die Augen. »Erwähnte sie zufällig etwas davon, daß ich eine
Erkältung hätte ?«
    »Ja, sie sagte, Ihre Stimme
hätte heiser geklungen. Aber was soll das denn ?«
    »Eine ganze Menge. Was habe ich
denn angeblich gesagt ?«
    »Sie wollten sie sofort in
ihrer Wohnung sprechen. Es wäre dringend, aber Sie könnten die Sache allein
erledigen. Ich sollte lieber zu Hause bleiben, damit ich nicht in die
Geschichte verwickelt würde. Nach dem, was Sie gestern abend für uns getan haben, vertraue ich Ihnen natürlich .«
    »Wie lange ist Cindy schon weg ?«
    »Ich weiß nicht genau. Ungefähr
eine Stunde.« Sorge schwang in seiner Stimme. »Es ist doch hoffentlich alles in
Ordnung ?«
    »Das müssen wir erst feststellen«,
meinte ich zähneknirschend. »Schnappen Sie sich ein Taxi und fahren Sie zu
Cindys Wohnung .«
    Ich legte auf. Erst jetzt
bemerkte ich, daß Maxine mich gespannt beobachtete. »Mein Bruder ruft, und Sie
eilen ?«
    »Ganz recht .« Ich nickte.
    »Sie arbeiten doch nicht
zufällig auch für ihn ?«
    »Nein, dieser Dienst ist
gratis«, versetzte ich. »Es ist möglich, daß die kleine Vickers in großen
Schwierigkeiten steckt .«
    Sie eilte zum Schrank, riß das
Jerseykleid heraus und streifte es über. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich
mitkomme ?«
    »Ich weiß zwar nicht, was
geschehen ist, aber es könnte unter Umständen gefährlich werden .«
    »Ziehen Sie den Reißverschluß
zu .« Sie wandte mir den Rücken zu. »Das Risiko nehme
ich auf mich. Wenn Sie und Jonathan mich beschützen, brauche ich doch keine
Angst zu haben, oder ?«
    »Ich glaube, daß Sie Schutz
überhaupt nicht nötig haben«, brummte ich.
    »Sie sind so unglaublich
charmant, Boyd«, stellte sie ironisch fest.
    Unten schlüpfte sie in ihr
Cape, stülpte sich den Hut auf und musterte mich mit seitlich geneigtem Kopf.
»Meine Rechnung ist nicht ganz aufgegangen«, erklärte sie. »Ich hatte mir eine
idyllische Schlafzimmerszene vorgestellt, statt dessen gehen wir auf Abenteuer aus. Falls Sie eine Schwäche für flachbrüstige Frauen
haben sollten — ich kann auch eine Schlankheitskur machen .«
    »Kommen Sie«, sagte ich und zog
sie am Arm zur Tür. »Wir dürfen keine Zeit verlieren, ich habe ein
ausgesprochen ungutes Gefühl .«
    »Sie haben ein entschieden
großes Herz. Erst Ursula Owen, dann Cindy Vickers. Allerhand!«
    »Ich mache mir Sorgen«, fuhr
ich sie ungeduldig an. »Denken Sie denn immer nur an sich selbst ?«
    »Jawohl«,

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