Drei Unzen Agonie
trete .«
»Sie sitzt zu Hause und wartet
darauf, daß die Polizei sie abholt«, sagte ich. »Sie kann einem wirklich leid
tun. Sie weiß jetzt, daß Fremont sich ihrer nur bedient hat, um an die Formel
heranzukommen, und sie hat die beste Stellung verloren, die sie je hatte .«
»Sie haben soviel Herz, Boyd«,
stellte Maxine hämisch fest. »Aber es war ja auch nicht Ihre Formel, nicht Ihr
Geld, nicht Ihre Firma .«
»Warum wollen Sie sich an
Ursula rächen, wenn Sie den Anstifter in der Hand haben ?« versetzte ich. »Sie müssen doch ein bißchen Grips besitzen. Wie wär’s, wenn Sie
ihn zur Abwechslung mal gebrauchen würden ?«
»Was?« Sie war am Rande eines
Wutanfalls. Dann beherrschte sie sich. »Wovon reden Sie überhaupt ?«
»Sie waren glückselig über Ihre
geplante Heirat mit Fremont, bis Sie entdeckten, daß er Sie nicht um
Ihretwillen, sondern um der Firma willen heiraten wollte«, sagte ich. »Jetzt
haben Sie die Waffe in der Hand, sich an ihm zu rächen. Mit diesem Geständnis,
unterstützt von Ursulas Aussage, können Sie ihn vor Gericht schleppen und ihn
für den Rest seines Lebens ruinieren. Sie können ihn ja vor die Wahl stellen:
Entweder landet er vor dem Kadi, oder er erklärt sich damit einverstanden,
Ihnen seine Firma zu Ihren Bedingungen zu überlassen .«
»Hm«, meinte sie verträumt.
»Die Idee ist nicht übel .«
»Sie könnten sogar großzügig
sein«, fuhr ich fort. »Setzen Sie eine Klausel in den Vertrag ein, der ihn auf
Lebenszeit verpflichtet, für Sie tätig zu sein; zahlen Sie ihm dafür ein gutes
Gehalt .«
»Sie sind ein Wunder, Boyd !«
»Nur spezifizieren Sie seinen
Tätigkeitsbereich nicht«, sprach ich weiter, als hätte ich sie nicht gehört.
»Dann könnte er für alle möglichen Arbeiten eingesetzt werden. Dieses Jahr
könnten Sie ihn beispielsweise in eine Uniform stecken und als Portier
anstellen. Nächstes Jahr könnte er dann als Laufbursche beschäftigt werden .«
»O ja.« Sie leckte sich die
Lippen. »Der Einfall ist wirklich gut .«
»Aber ich erwarte dafür eine
Gegenleistung«, erklärte ich. »Ursula Owen.«
»Sie sind widerlich sentimental !« Sie zuckte gereizt die Schultern. »Zum Teufel mit dem
Mädchen. Aber sie ist natürlich fristlos entlassen, und richten Sie ihr aus,
daß sie mich bei ihrer Stellungsuche lieber nicht als Referenz angeben soll .«
»Danke«, sagte ich. »Und jetzt
brauche ich nur noch den Scheck .«
»Den schreibe ich oben .«
Sie schritt mir voraus zum
Aufzug, und wir fuhren schweigend hinauf zum dritten Stock. Oben bat mich
Maxine, zur Feier des Tages einen Drink zu mixen. Ich ging folgsam zur Bar und
klirrte mit den Gläsern.
»Was ist denn aus meiner
Freundin Mrs. Malone geworden ?« erkundigte ich mich.
»Sie hat heute frei. Ich
glaube, sie wollte verschiedene Zaubermittel als Gegengift gegen meine
Teufelskünste besorgen«, erwiderte Maxine vergnügt. »Sie hält mich für eine
Hexe. Immerhin mal etwas anderes; die meisten Leute halten mich einfach für ein
Biest .« Sie nahm die Bürste vom Toilettentisch und
begann sich mit langen, trägen Bewegungen das Haar zu bürsten. Ihre Augen
folgten mir, als ich die Gläser von der Bar durchs Zimmer trug. »Sie können
meinen Drink hier abstellen .«
Ich stellte das Glas auf den
Toilettentisch und setzte mich auf die Couch. Sie legte die Bürste nieder, zog
den Reißverschluß ihres Jerseykleids auf und streifte es ab. Ich sah ihr zu,
während sie das Kleid in den Schrank hängte und dann ganz unbefangen auch den
schwarzen Unterrock auszog. In Höschen und Büstenhalter trat sie wieder zum
Toilettentisch und hob ihr Glas.
»Auf Charles Fremont, meinen
künftigen Hausmeister«, sagte sie.
»Den Portier und Laufburschen«,
ergänzte ich.
Wir tranken. Dann hob sie
erneut ihr Glas. »Auf meinen Bruder Jonathan, auf daß er niemals
Geschäftsführer der Firma House of Sorcery werden möge .« Darauf
trank sie allein. Dann blickte sie mich über den Rand ihres Glases hinweg an.
»Ich muß Ihnen noch den Scheck über fünftausend Dollar ausschreiben, Boyd.
Wären Sie an einer zusätzlichen Null interessiert ?«
»Die Nullen sind die Würze des
Schecks«, murmelte ich gescheit.
»Dann verhindern Sie, daß
Jonathan Geschäftsführer wird«, sagte sie eindringlich. »Wie Sie das
fertigbringen, ist mir gleichgültig. Ich zahle Ihnen dafür fünfzigtausend
Dollar .« Ihre Oberlippe zuckte. »Und mich bekommen Sie
als Zugabe, wenn Sie wollen .«
»Komisch«, stellte ich
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