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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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losreißt und mich ansieht. Der tiefe Wunsch, der Wunsch, sich wieder intakt zu fühlen, steht ihr in den Augen geschrieben.
    »Die beiden sind so schön … merkst du, wie sie zusammengehören?«, murmelt sie erstickt. »Ich kann … ich kann einfach … ich wollte ihnen nicht nachspionieren. Ich hab sie einfach gesehen, und …« Sie lässt den Türrahmen los und greift unsicher nach meiner Hand, dann wendet sie mir das Gesicht zu.
    Ich zögere.
    Solange sie keinen Wunsch ausgesprochen hat, sollte ich ihr nicht helfen. Dritte Vorschrift. Ich sollte sie dazu bewegen, sich Zugehörigkeit zu wünschen, gleich jetzt und hier, solange sie noch so verzweifelt ist. Genau wie die Ältesten es verlangen. Ich sollte alles in meiner Macht Stehende tun, um so schnell wie möglich nach Caliban zurückzukehren.
    Ich werfe einen Blick hinüber zu Aaron und Ollie und sehe dann Violas Augen. Sie braucht mich. Mich, keine Wünsche, keinen Wunschgewährer. Einfach mich, einfach nur Dschinn. Niemand hat mich je gebraucht, nicht auf diese Art. Niemand in Caliban braucht jemand anderen. Wie könnten wir einander dort auch brauchen, wenn wir nicht einmal verschieden genug sind, um Namen zu haben?
    Violas Hand liegt in meiner. Ich drehe sie von der Tür weg, setze sie mit dem Rücken gegen die Wand und streiche ihr die Haare von den Lippen. Sie zieht die Knie an die Brust, und in ihren Augen ist keine Spur von Gelächter oder Humor mehr zu erkennen.
    »Du brauchst nicht hierherzugehören, zu diesen Leuten«, sage ich, nachdem ich einen Moment lang um Worte gerungen habe.

7
    Viola
    D ie vier Bier, die ich getrunken habe, lassen den Flur schwanken und kippen. Er dreht sich, obwohl ich an der Wand lehne, also packe ich Dschinn an der Schulter, damit es aufhört. Er verspannt sich und kommt dann näher, um mir mehr Halt zu geben. Ich atme den Geruch nach Honig und Gewürzen ein, der Dschinn ständig zu umgeben scheint.
    »Ich war nicht immer so eine Null«, murmele ich. »Ich habe auch mal dazugehört. Ich habe gedacht, Lawrence und ich, das würde eine von diesen ganz großen Liebesgeschichten – erst die Kinderfreundschaft, dann werden sie erwachsen und lieben sich ewig und all das. Aber dann, eines Tages, liebt er mich plötzlich nicht mehr …« Ich schließe die Augen, und ein paar Tränen rollen mir über die Wangen. »Es war fürchterlich. Auf einmal hat es keine Möglichkeit mehr gegeben, wie ich jemals das sein könnte, was er will. Ganz gleich was – es ist einfach nicht drauf angekommen, wie ich mich frisiert oder angezogen oder wie ich gelächelt habe. Ich habe einfach nicht sein können, was Lawrence sich wünscht. Ich kann diese große Liebesgeschichte nie haben. Ich kann nie …« Ich lasse die Worte verklingen.
    Auch wenn ich es nicht will, ich kann nicht anders, als an den Abend zu denken, an dem Lawrence es mir gesagt hat. Mein Zimmer war in blaues Licht getaucht, und die flamingofarbenen Wände hatten einen matten Lavendelton angenommen, in dem alles wunderschön aussah. Lawrence küsste mich – mein letzter echter Kuss –, ich sank gegen ihn und drängte mich näher. Haut an Haut, prickelnde Nähe und keinerlei Scham, dafür Schönheit und Berührung und Liebe. Und dann? Seine Worte. Warte. Ich muss dir etwas sagen. Damit war alles vorbei. Und ein Teil von mir war fortgerissen worden.
    Alle anderen haben es kommen sehen , erinnert mich die Stimme in meinen Gedanken. Niemand außer dir war überrascht.
    Ich atme tief aus – rieche den Alkohol in meinem eigenen Atem – und schließe die Augen. Sie haben es alle gewusst. Nur ich nicht. Die immer gleichen Gedanken, die tagtäglich in meinem Hirn kreisen, seit dem Moment, als Lawrence es mir erzählt hat. Aber darunter vergraben liegt ein weiterer Gedanke, der mich tadelt.
    Viola, du hast es von Anfang an gewusst.
    Du hast dich dafür entschieden, nur die Gespräche bis tief in die Nacht, das Händchenhalten, die Fechtstunden, Haut an Haut und das Fehlen jeder Scham zu sehen.
    Du hast die Augen verschlossen vor seinen verstohlenen Blicken auf andere Jungen, vor der Art, wie er, selbst wenn er dich geküsst hat, nicht wirklich die Hände eingesetzt hat.
    Denn wenn ich es gewusst habe, dann ist es meine Schuld.
    Es ist deine Schuld, dass du jetzt so vernichtet bist.
    Mein Magen rumort, ich will Dschinns Hand packen und mit ihm davonrennen, aber meine Knie fühlen sich wacklig und schwach an – ob es der Alkohol ist oder die Erinnerungen, da bin ich mir nicht

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