Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
der sich gerade auf der Ferse umdrehen wollte, um zu verschwinden, fährt unter dem Wirbeln dunkelblauer Seide wieder zu mir herum, eine Augenbraue hochgezogen.
Oh, Mist.
»Viola?«
Das ist jetzt beim besten Willen nicht mehr abzubiegen, stimmt’s?
Er ist ein Freund, daher wird es das mit dem Protokoll nicht so wichtig nehmen und mich auch nicht bei den Ältesten verpetzen. Alles in Ordnung.
»Meine Herrin. Sie hat drauf bestanden, dass ich sie mit ihrem Vornamen anrede«, erkläre ich. Merkt er mir an, dass ich es mag , sie so zu kennen?
»Trotzdem … wow. Sei vorsichtig damit, die erste Vorschrift so zu verletzen. Die Regeln sind zu unserem eigenen Schutz da, weißt du noch?«
»Natürlich. Aber du weißt genau, wie Teenagermädchen sind. Nicht gerade die unproblematischsten Herrinnen. Außerdem, du hast’s nötig, mir mit dem Protokoll zu kommen.« Ich grinse, in der Hoffnung, ihn abzulenken.
Der Ifrit lacht. »Dass sie die Einhaltung der Vorschriften bei den Ifrit nicht kontrollieren, bedeutet nicht, dass ich nicht versuche, mich dran zu halten. Nur wären manche Drücker eben unmöglich durchzuführen, wenn man die Regeln nicht bräche.«
»Immer diese Ausreden«, sage ich.
»Yeah, yeah. Bis demnächst also, mein Freund«, sagt er.
Ich nicke ihm zu, und als der Ifrit verschwindet, atme ich vor Erleichterung tief aus – was, wenn er mich jetzt gefragt hätte, warum ich nicht will, dass er drückt? Ich hätte … was tun müssen? Lügen? Die Wahrheit gestehen? Ihm die Zähne einschlagen?
Moment mal. Warum will ich eigentlich nicht, dass er drückt? Viola ist einfach nur meine Herrin. Einfach nur die Person, der ich gerade Wünsche gewähre. Wir kennen uns erst seit ein paar Tagen. Trotzdem verspannen sich bei der Vorstellung, dass jemand bei ihr einen Drücker einsetzt, meine Muskeln, und in meinem Magen beginnt es zu rumoren.
Denk an Caliban. In Caliban passiert so was nie. Niemand dort bewirkt jemals, dass du dich so fühlst. Dafür sorgen schon die Ältesten. Du bist einen Schritt näher daran, diese ganze Verdrehtheit hier hinter dir zu lassen und nach Hause zurückzukehren.
Ich seufze und lasse mich auf den Boden fallen, um mich wieder an die Eiche zu lehnen. Ein Schritt näher an zu Hause.
9
Viola
E twas hat sich verändert.
Der Gang dreht sich nicht mehr. Dschinn ist verschwunden, und ich taste in dem trüben Licht nach seinem Arm. Ich sitze auf dem Fußboden. Noch etwas ist anders. Als hätte ich kurz geschlafen und wäre gerade wieder aufgewacht, nur dass während des Schlafs alle meine Ängste, Befürchtungen und Sorgen von mir abgefallen sind. Jetzt fühle ich mich erfrischt, und in der Brust spüre ich ein funkelndes, fast kristallenes Gefühl, das mir die Gewissheit gibt, ich könnte alles tun –
»Viola?«
Ich sehe mich um – der Name klingt normal, ganz und gar nicht so, wie wenn Dschinn oder Lawrence ihn ausspricht. Dann merke ich, warum.
Aaron Moor steht neben mir und blickt mit einem verwirrten Lächeln auf mich herunter.
»Was machst du da?«, fragt er und legt den Kopf schief.
Dann streckt er den Arm aus und zieht mich so rasch auf die Füße, dass mir schwindlig wird, woraufhin er mir einen Arm fest um die Taille legt. Ich drücke die Knie durch und versuche, nicht zu atmen. Dies ist mit Sicherheit ein Irrtum. Es ist dunkel. Er muss mich mit jemandem verwechselt haben.
»Viola. Ich bin Vi…« Ich verschlucke den Rest des Satzes. Auf einmal weiß ich, was sich verändert hat.
Ich habe mir etwas gewünscht. Ich habe mir Zugehörigkeit gewünscht, wie Aaron und Ollie sie haben.
»Nein, ich habe damit nicht gemeint …«, beginne ich, doch das Gefühl von Panik, mit dem ich rechne, bleibt aus. Stattdessen fühle ich mich plötzlich … glücklich. Erleichtert geradezu. Aaron streicht mir die Haare aus den Augen und grinst mich an.
»Komm schon«, sagt er. »Gehen wir wieder nach unten – ich will dich ein paar Leuten vorstellen.«
»Was?«
»Ein paar Freunden – ich weiß nicht, ob du sie kennst.« Aaron studiert mich einen Moment lang – ich bin sicher, mir steht der Mund offen. »Übrigens, du siehst unglaublich aus. Ich fasse es einfach nicht, dass ich das bisher nicht gemerkt habe. Wahrscheinlich war ich einfach zu sehr auf Ollie fixiert … Na ja, jetzt nicht mehr – wir haben uns getrennt. Wie hätte ich mit ihr zusammenbleiben können, wenn jemand in der Nähe ist, der so schön ist wie du?«, schließt er mit einem behutsamen
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