Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
sein, nicht wirklich.«
»Wovon redest du eigentlich?«, gebe ich bitter zurück. Ich weiß das schon. Glaubt mir einfach, ich weiß das.
»Trotz alledem bist du immer noch einer von uns. Und weil du einer von uns bist, möchte ich, dass du glücklich bist, mein Freund. Ich habe gedacht, du würdest es sein, wenn du erst wieder zu Hause bist, aber es ist nicht so. Dschinn haben sich eigentlich nicht zerbrochen zu fühlen, so wie Sterbliche es tun, aber jetzt stehst du hier und kommst dir allem Anschein nach zerbrochen vor, noch dazu ohne eine Möglichkeit, heil zu werden. Ich sehe es dir an den Augen an, auf die gleiche Art, wie ich Sterblichen anmerke, wie ich drücken muss, damit sie sich endlich was wünschen. Wenn also dein Wunsch, dich wieder ganz zu fühlen, dermaßen von diesem Mädchen abhängig ist – bitte sehr. Du bekommst unbeschränkten Zugang zu ihr, solange du deine Verpflichtungen deinen eigenen Leuten gegenüber nicht vergisst.«
Ich presse vor Wut und Kummer die Lippen aufeinander. »Sie hat mich vergessen. Es ist vorbei. Ich will sie nicht wiedersehen, und jetzt werde ich es müssen. Ich werde mich nicht davon abhalten können. Ich werde dabeistehen müssen und zusehen, wie sie … lebt. Ohne mich.«
Der Ifrit zuckt die Achseln. »Dann habe ich deine Gefühle für sie wohl überschätzt.«
Mir fällt der Unterkiefer herunter. »Wie kannst du es wagen? Weil ich nicht mit ansehen will, dass sie mich vergessen hat?«
»Nein. Weil nichts jemals wirklich vorbei oder vergessen ist. Wenn sie ein Stück von dir ist und du ein Stück von ihr bist, dann ist das Gedächtnis nichts als eine Hürde – unser Zauber deckt Erinnerungen nur ab, er löscht sie nicht. Ich hätte gedacht, zumindest auf der Grundlage dessen, was ich gestern Abend in deinen Augen entdeckt habe, dass es eine Hürde ist, gegen die sich anzugehen lohnt. Wie gesagt – außer natürlich, ich habe deine Gefühle für sie überschätzt.«
Ich verstumme und starre erst auf den Boden hinunter, dann wieder dem anderen Dschinn ins Gesicht.
Der Ifrit seufzt. »Ich bin Ifrit geworden, weil ich das Leben meiner Dschinn-Gefährten schützen wollte. Was für ein Lebensretter wäre ich, wenn ich zuließe, dass du hier rumsitzt und mitten im Paradies allmählich dahinschwindest?«
Nichts als eine Hürde. Nichts als eine Hürde.
Ich erwidere seinen Blick. »Was ist aus all deinen Weisheiten darüber geworden, dass Vögel und Fische nirgends gemeinsam leben können?«
Der Ifrit zuckt die Achseln. »Ich würde vorschlagen, du übst schon mal, die Luft anzuhalten, mein Freund«, sagt er und stößt dann die Doppeltür des Verhandlungssaals auf. »Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass du verrückt geworden bist, nur damit das klar ist!«, ruft er mir noch über die Schulter zu, bevor die Türflügel wieder zuschlagen.
Der Luftzug reißt mir die Formulare aus der Hand, die sich wie Blätter über den Marmorfußboden verstreuen. Ich sammle die Papiere langsam wieder ein, ein seltsames, schwirrendes Gefühl im Herzen.
31
Viola
E s ist Mitternacht, und das Café hat seit fast einer Stunde geschlossen. Alle Welt ist gegangen, ein paar mit anderen Leuten nach Hause, einige wenige auch zu Partys. Lawrence und ich sitzen bei ihm im Wintergarten – das heißt, jeder von uns liegt auf einem der karierten Sofas, und wir sehen fern, indem wir das Spiegelbild an der gläsernen Decke verfolgen.
»Ich gehe mir was zu trinken holen. Willst du auch was?«, frage ich, während ich aufstehe und die Arme über den Kopf strecke.
Lawrence, der immer noch kräftig nach Kaffee und Vanille riecht, schüttelt den Kopf.
Meine Hand tastet sich durch den Kühlschrank, bis ich auf eine Getränkedose stoße. Ich bin im Begriff, sie zu öffnen, als ich Lawrences Stimme höre, gedämpft von der Entfernung und dem Geräusch des Fernsehprogramms. Ich seufze. Seine Mutter klammert sich nach wie vor an die Hoffnung, Lawrence würde irgendwann aus »dieser schwulen Phase« herauswachsen und sich wieder mit mir zusammentun. Fast jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, treibt sie ihn in die Enge und erkundigt sich nach unserer »Zukunft«. Ich werde wohl rübergehen und ihn retten müssen – wieder mal.
In dem Flur, der zum Wintergarten führt, zögere ich kurz und warte auf eine Pause in der Unterhaltung, damit meine Unterbrechung möglichst unpeinlich vonstattengeht.
»Woher willst du eigentlich wissen, dass es ihr nicht wieder einfällt, wenn sie dich sieht?«, fragt
Weitere Kostenlose Bücher