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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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völlig übergeschnappt bin«, scherzte Calla und fuhr mit der Hand über ein Stück roten Futterstoff.
    »Bitte nicht berühren«, bat Posey, immer noch in ihrem Ledersessel, schnippisch. »Und ja, das bist du.«
    »Heiliger Strohsack!«, rief Violet aus.
    Olivia sah Posey an. Eine kleine Ader an ihrem Hals pochte sichtbar.
    »Na ja«, sagte Calla und senkte langsam die Hand wieder. »Vielleicht komme ich gerade ungünstig. Ich denke, ich sollte lieber ein andermal wieder vorbeischauen, wenn ich einen Termin gemacht habe.«
    Calla ging zurück zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte und Posey freundlich anlächelte. »Es war nett, dich kennenzulernen«, sagte sie. »Du kannst wunderbar nähen.«
    Posey senkte den Kopf. »Danke«, stieß sie hervor.
    Calla öffnete die Tür und sah sich zu Olivia um. »Kommst du?«, fragte sie.
    Olivia nickte. »Nur einen Moment noch, bitte«, sagte sie und nickte mit dem Kopf in Poseys Richtung. Calla lächelte höflich und trat auf die Straße hinaus.
    Olivia beugte sich über die Ladentheke zu Posey. »Es tut mir wirklich leid«, entschuldigte sie sich.
    Posey zuckte mit den Schultern und weigerte sich, Olivia in die Augen zu schauen. Stattdessen steckte sie einen Stoß Quittungen in einen braunen Umschlag.
    »Möchtest du noch ein Kleid oder nicht?«, fragte sie.
    Olivia wäre am liebsten zu ihr gesprungen und hätte sie umarmt, aber sie schaffte es, sich auf ein einfaches »Ja, bitte« zu beschränken.
    Draußen wühlte Calla in ihrer Tasche und zog schließlich eine Wasserflasche heraus.
    »Es tut mir so leid«, sprudelte Olivia hervor. »Ich hatte keine Ahnung, dass sie so reagieren würde.«
    Calla nahm einen Schluck Wasser und winkte ab. »Mach dir deswegen keine Gedanken«, antwortete sie. »Kreative Menschen sind immer launisch. Du kannst dir deine Kunden nicht aussuchen, wenn du nicht wirklich Talent hast.«
    Olivia nickte, und Calla zog ihren Mantel wieder an. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Sonne war hinter einer Wolkenschicht verschwunden.
    »Da muss ich wohl die übliche Einkaufsrunde drehen.« Calla seufzte. »Ich kann gar nicht glauben, wie lange ich das hinausgeschoben habe. Aber ich musste meiner Mom ständig bei den Vorbereitungen helfen.«
    Olivia nickte und hoffte, ihr Lächeln war mitfühlend genug. Auch sie zog ihren Mantel enger um sich.
    »Ach, was soll’s.« Calla lächelte und sah auf ihre große Männeruhr mit dem dicken Lederarmband, die sie um ihr schlankes Handgelenk trug. »O nein! Meine Mom wird ausflippen. Ich soll sie in zehn Minuten beim Caterer treffen. Anscheinend gab es irgendeine Krise mit den Krebsen …«
    Violet verzog das Gesicht, und Olivia lachte. Glücklicherweise tat Calla das auch.
    »Sehen wir uns morgen?«, fragte Calla.
    Olivia nickte. »Klar«, sagte sie, schob den Träger ihrer Tasche höher über die Schulter.
    Calla drehte sich um und winkte Olivia noch einmal zu, als sie die Straße überquerte. »Wünsch mir Glück!«, rief sie. »Oh, und danke noch mal, dass du es versucht hast.«
    »Jederzeit«, antwortete Olivia, und merkte, dass sie es genau so gemeint hatte.

19
    Olivia und Violet saßen auf der Rückbank eines muffig riechenden Taxis, das am Eingang zum Golden Gate Park in einen Stau geriet. Die breiten Straßen der Stadt stießen hier auf eine Art grünen Flaschenhals, und in der Ferne konnte Olivia die Pfade erkennen, die sich um exotische Bäume und Büsche herumschlängelten.
    »Hör auf damit«, sagte Violet, als Olivia vielleicht zum zwanzigsten Mal besorgt erst auf ihre Uhr und dann aus dem Fenster starrte. »Bei solchen Anlässen kommt sowieso niemand pünktlich.«
    Olivia nickte und begann geistesabwesend am Saum ihres Kleides zu zupfen, das Posey gestern Abend in einer Kleiderhülle auf der Veranda der Larsens hinterlassen hatte.
    Nach der katastrophalen Begegnung zwischen Calla und Posey hatte Olivia schon befürchtet, dass Posey diesmal nicht käme oder, noch schlimmer, ihr irgendetwas ganz Fürchterliches nähen würde. Doch ein Blick darauf hatte Olivia alle Angst genommen.
    Das Kleid war völlig anders als das erste, das Posey genäht hatte, auch wenn es genauso toll aussah. Es war kurz, viel kürzer als alles, was Olivia je vorher getragen hatte. Und es war trägerlos. Doch das silberne Mieder bestand aus Lagen von gebündeltem Tüll, so dass genug Stoff vorhanden war, um Olivia nicht das Gefühl zu geben, völlig entblößt zu sein, es aber trotzdem sowohl sexy als auch schlicht

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