Drei Wunder (German Edition)
eleganter Abendgarderobe und Violet, die in ihren Jeans, den nackten Knien und den blassen Armen aussah, als käme sie gerade vom Strand –, da war es so offensichtlich, dass man es nicht ignorieren konnte.
»Vielen Dank an alle fürs Kommen«, rief Calla nach einer Runde herzlichem Applaus in das Mikrophon. »Ich weiß, meine Mom hat Ihnen allen schon ein wenig über unsere Arbeit erzählt und wie wichtig Ihre Beiträge dazu sind. Ich möchte Sie lediglich noch einmal daran erinnern, dass Ihre Unterstützung nicht unbedingt darin bestehen muss, persönlich nach Afrika zu reisen und ein Haus zu bauen …«
Die Menge lachte beifällig, und Olivia sah sich weiter um.
»Um genau zu sein«, fuhr Calla fort, »haben ein paar Freunde und ich ein Projekt an unserer Schule – der Golden Gate High – geplant, und Sie müssen lediglich in Ihren Kleiderschrank schauen, um zu helfen!«
Olivia hörte Violet einen Pfiff ausstoßen und drehte sich um. »Oh, hallo da drüben«, säuselte Violet, und Olivia folgte ihrem Blick. Ganz allein, nur ein paar Schritte von ihr entfernt, an einen Schaukasten gelehnt, stand Soren. Sein aschblondes Haar war ordentlich gekämmt, er war frisch rasiert, und er sah auf eine liebenswerte Weise aus, als fühle er sich in seinem stahlgrauen Anzug äußerst unwohl. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, bevor Olivia schnell wieder zurück zur Bühne sah.
»Wir haben beschlossen, unseren eigenen Secondhandladen zu eröffnen«, verkündete Calla, aber Olivia konnte kaum richtig zuhören. Der verschwommene Umriss von Soren, den sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, wurde immer deutlicher, und Olivias Atem ging schneller.
»Alle Einnahmen werden dieser Wohltätigkeitsorganisation zugutekommen«, fuhr Calla fort. »Wir nehmen von nächster Woche an Spenden entgegen, und wir planen eine wirklich tolle Kick-off-Aktion …«
Als Olivia sich umdrehte und Soren jetzt direkt neben sich fand, hörte sie Callas Stimme nur noch von ferne. Seine Hände steckten in den Hosentaschen, und einer seiner Ellbogen befand sich so nahe an ihrem Arm, dass sie den Stoff seiner Anzugjacke an ihrer Haut spüren konnte.
»Ich habe sie gefragt, ob sie nicht auch was von Beethoven spielen könnten«, sagte Soren und deutete auf ein Highschool-Jazz-Trio in einer Ecke des Raumes, das zurückhaltende Hintergrundmusik in afrikanischen Rhythmen spielte. »Sie sagten, Beethoven gehöre nicht zu ihrem Repertoire.«
Olivia lächelte und zog die Schultern zurück, um die klare Linie ihres trägerlosen Kleides zu unterstreichen. »Amateure«, witzelte sie.
Sorens gespielt ernstes Stirnrunzeln verwandelte sich in ein fröhliches Lächeln, seine Wangen röteten sich leicht. Er deutete auf die Ausstellung hinter ihnen.
»Hast du schon die Informationen über das lebende Dach gelesen?«, fragte er und machte ein paar Schritte zurück. Olivia folgte ihm und gab vor, eine Reihe von Fotos zu studieren, die Einzelheiten zum neuartigen Dachgarten der Akademie zeigten. »Es ist echt unglaublich«, fuhr Soren fort und deutete auf ein Paar Jeans, das an einer Wäscheleine hing. »Das ganze Gebäude hier ist mit Jeansstoff statt mit Fiberglas isoliert!«
Olivia nickte, so wie jemand nicken würde, der Jeansstoff gut fand, doch sie konnte nicht anders, als zu bemerken, wie niedlich Soren an seinem gestärkten Hemdkragen zerrte.
»Da bist du ja.« Eine klare Stimme ertönte hinter Olivia, die nicht einmal bemerkt hatte, dass Calla die Bühne verlassen hatte. Doch plötzlich stand sie da, in jeder Hand ein Glas, und bot Olivia eines davon an. »Ich hatte gehofft, dass ihr beiden euch heute Abend hier kennenlernt.«
Calla trat an Sorens Seite und hakte sich bei ihm ein. Ihr Kleid war blassgrün und nahm die smaragdgrünen Tupfer in ihren braunen Augen auf. Es war aus glattem Satin und hätte an jeder anderen wie Unterwäsche ausgesehen, doch auf Callas honigfarbener Haut sah es elegant und weltgewandt aus.
»Tut mir leid, Schatz. Ich konnte nur zwei stibitzen«, sagte Calla zu Soren und hob ihren Drink. Soren zuckte mit den Schultern und blickte verlegen auf den polierten Bambusboden. »Hast du die Cocktails schon probiert?«, fragte Calla Olivia.
»Ähm, nein«, stieß Olivia hervor und versuchte, sich weniger auf das nervöse Flattern ihres Magens und mehr auf ihren hellrosa Drink zu konzentrieren. »Was ist es denn genau?«
Calla zuckte mit den Schultern. »Es ist wie ein Bellini, aber stärker«, erklärte sie, nahm einen kleinen
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