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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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wieder langsamer, damit er mit ihr gleichziehen konnte, und blickte auf ihre Füße in den braun-silbernen Nikes, die nun mit ihm im gleichen Takt liefen. Sie hatte nie vorher darüber nachgedacht, aber mit jemand anderem zu laufen, fühlte sich ein wenig wie Tanzen an.
    »Es ist toll hier«, sagte sie. »Ich meine, auch wenn ich noch nicht wirklich viel von dem Touristenzeugs gemacht habe.«
    Olivia erwartete fast, dass er lachte oder ihr sagte, sie versäume nicht viel. In einer so berühmten Stadt fremd zu sein, war etwas peinlich. Es wäre viel cooler, die erfahrene Reisende zu sein statt das neue Mädchen, das alles mit großen Augen betrachtete.
    Doch stattdessen drehte Soren sich zu ihr und sah sie ernst an. »Du musst dir das alles ansehen«, sagte er mit aufrichtiger Überzeugung. »Ich meine, es gibt natürlich schon manches, was du auslassen kannst. Fisherman’s Wharf, das ist das Hafenviertel, das ist zum Beispiel immer total überfüllt und eigentlich auch langweilig, aber man sollte es trotzdem mal gesehen haben. Und dann ist da natürlich noch der Golden Gate Park, der Coit Tower, das Presidio oder der Farmer’s Market am Ferry Building …«
    Olivia merkte, wie sie sich völlig entspannte, während er erzählte. Normalerweise hatte sie immer das Gefühl, sich beweisen zu müssen, wenn sie mit einem Typen plauderte. Doch bei Soren war es anders. Er erinnerte sie irgendwie an einen kleinen Jungen.
    »Ich hätte noch eine Frage«, begann sie und fühlte sich plötzlich ganz mutig. »Ich meine, ich kann es natürlich erraten, aber ehrlich gesagt war ich noch nie bei einem solchen Markt, also habe ich gerade nur überlegt … was genau ist der Farmer’s Market, den du gerade genannt hast?«
    Olivia war noch niemals auf einem richtigen Bauernmarkt gewesen, und sie wusste auch nicht, ob der Farmer’s Market hier wirklich ein solcher Markt war. Doch seit Bowies Mutter mit überquellenden Taschen voller Gemüse zurückgekommen war, das frisch geerntet aussah, war Olivia neugierig gewesen, wo es wohl herkam.
    »Du warst noch nie auf einem Bauernmarkt?«, fragte Soren nach. Seine Stimme war locker und es klang nicht abschätzig, sondern so als freue er sich einfach, es ihr zu erklären. »Es gibt einige davon hier in der Stadt«, erklärte er. »Doch der am Samstag beim Ferry Building, das ist der beste. Bauern von überall aus der Gegend kommen mit allem, was gerade Saison hat. Und du darfst fast überall probieren. Lass das Frühstück ausfallen, und du hast ein vollwertiges Essen nur durch Kostproben …«
    Olivia lächelte und hörte ihm zu, betrachtete Soren, der begeistert mit den Händen gestikulierte. Sie umrundeten die letzte Biegung, und Olivia wurde fast ein wenig traurig. Bald wären sie zurück in der Schule. Vielleicht würde er ihr in den Fluren zuwinken oder zulächeln, doch sie wusste, sie würden keine weitere Gelegenheit haben, so ungezwungen zu reden wie jetzt.
    Sie lächelte und nickte, während Soren weiter von den verschiedenen Verkaufsständen erzählte. Und zusammen mit der leichten Enttäuschung, die sie verspürte, erkannte sie plötzlich auch eine andere Empfindung, die sie schon fast vergessen hatte:
    Sie hatte Hunger.

18
    Olivia eilte nach der Schule durch die überfüllte Halle, und Violet hüpfte aufgeregt neben ihr auf und ab. Das gesamte Volleyballteam der Mädchen kam gerade, angeführt von Lark als deren Kapitän, aus der Umkleide und marschierte den Flur entlang. Violet schlängelte sich zwischen ihnen hindurch und reckte den Hals, um besser sehen zu können.
    »Ich wusste, wir hätten früher gehen sollen«, meinte sie besorgt. »Was ist, wenn wir sie verpasst haben?« Violet hatte Olivia den ganzen Nachmittag auf ihre Einkaufstour mit Calla vorbereitet, und Olivia hatte ihr Bestes getan, um ihr zu folgen. Doch sie hatte den Sportunterricht an diesem Vormittag wie betäubt verlassen und spulte in Gedanken immer wieder ihre Unterhaltung mit Soren ab. Unnötig zu sagen, dass der Gedanke, jetzt gleich den Nachmittag mit seiner Freundin zu verbringen, sie da nur runterzog.
    »Da ist sie«, rief Violet und deutete durch das Glas auf eine der dunklen Holzbänke vor dem Gebäude. Calla sah wie immer toll aus, in einer ausgeblichenen roten Tunika mit goldenen Stickereien am Kragen in der Art eines Sari, indigoblauen Stretchjeans und einem hellgelben, um den Hals geschlungenen Schal.
    Sie sprach in ihr iPhone, und Olivia wartete schweigend ein Stück entfernt, um sie nicht zu

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