Drei Wunder zum Glück (German Edition)
einzige Wolke am Himmel zu sehen. In der Ferne spiegelte sich die Sonne glitzernd im Meer.
Hazel seufzte und öffnete den Ordner.
Ein wunderbarer Tag für Büroarbeit.
10
Hazels Blick verschwamm, und ihr Kopf pochte. Nachdem Jaime zurückgekommen war, um die Bedienungsanleitung für das Laufband zu holen, hatte sie Hazel gleich noch eine endlose Reihe von langweiligen Aufgaben gegeben, vom Sortieren unbezahlter Rechnungen bis zum Überprüfen eines Kartons voller Farbbandkassetten.
Hazel hatte nicht nur Kopfschmerzen, sondern sie kam fast um vor Hunger. Jaime hatte ihr mittags ein trockenes Truthahn-Sandwich gebracht, aber das war schon Stunden her. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie im Büro bleiben sollte, und überlegte gerade, sich etwas zu essen zu holen, als sie Stimmen hörte. Rasch sprang sie vom Stuhl auf und spähte aus dem Fenster wie eine Gefangene aus ihrer Einzelzelle. Sie war so hungrig nach Unterhaltung wie nach richtigem Essen.
Ein muskulöses Mädchen mit blonden Zöpfen kam die Treppe hoch, gefolgt von einem schlaksigen Jungen mit einem dunklen Ziegenbärtchen. Sie waren beide etwa Mitte zwanzig. Vor einer Tür blieben sie stehen und wollten sie schon öffnen, als Hazel rasch in den Flur hinaustrat.
»Hi!«, sagte sie mit einem Hauch mehr Begeisterung als beabsichtigt. »Ich meine, hallo. Ich bin Hazel. Ich … arbeite jetzt hier. Mit Jaime.«
Das Mädchen machte einen Schritt auf sie zu und wischte dabei die Hände an den Seiten ihres schmutzigen Overalls ab. »O hallo! Rosanna erzählte uns schon, dass wir nach einem neuen Gesicht Ausschau halten sollen.« Sie lächelte. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen. »Ich bin Maura, und das ist Craig.« Craig winkte ihr zu und verschwand dann in einem der Zimmer am Flur.
»Entschuldige, haben wir dich gestört?«, fragte Maura und spähte über Hazels Schulter ins Büro. »Beim Füttern kann es manchmal ziemlich laut zugehen.«
»Aber gar nicht«, wehrte Hazel ab. »Mir sind schon die Augen übergegangen von dem vielen Gedruckten.«
Maura lachte, ihre Zöpfe wippten. »Wir wollten gerade zum Lagerfeuer am Strand«, erklärte sie. »Das gibt es einmal in der Woche. Willst du nicht mitkommen?«
Zu Hause war Hazel sehr geübt darin, Einladungen abzulehnen, und sah kaum jemanden außerhalb der Schule oder Arbeit. Aber plötzlich war sie dankbar für die Möglichkeit, in Gesellschaft zu sein. Besonders in Gesellschaft von anderen Menschen als Jaime. Sie lächelte. »Vielen Dank. Sehr gerne.«
»Cool.« Maura nickte und ging zurück zu ihrer Tür. »Ich muss mich nur noch frischmachen, dann holen wir dich ab.«
Hazel nickte und ging wieder zurück ins winzige Büro. Jaime wurde wahrscheinlich sauer, weil sie nicht alles geschafft hatte, und wenn sie am Lagerfeuer auftauchte, gefiel ihr das sicher noch weniger. Aber das war Hazel egal.
Vielmehr bekam sie dadurch nur noch mehr Lust mitzukommen.
Die Sonne stand tief am Himmel, als Craig den Mädchen voraus einen langen Pfad durch das Wäldchen entlangging. Stechmücken schwirrten um ihre Köpfe, und Hazel schlug nach einer, die es auf ihren Knöchel abgesehen hatte. Der Pfad mündete in eine Lichtung im Wald, wo zehn oder zwölf Autos, hauptsächlich Pick-ups und verbeulte Fließhecklimousinen, geparkt waren. Über eine wacklige alte Treppe gingen sie hinunter zum Strand, dabei bemühte Hazel sich, nicht nach unten zu sehen.
Am Strand warfen Maura und Craig ihre Schuhe auf einen Haufen in den Dünen. Hazel tat es ihnen nach und bohrte gleich ihre Zehen in den kühlen, feuchten Sand. Dann sah sie zu, wie ein paar ältere, sonnengebräunte Jungs das Feuerholz in einem Loch am Rand der Klippen als Pyramide aufschichteten und es schließlich anzündeten.
»Es gibt Burger und Hotdogs«, erklärte Craig und deutete auf die andere Seite des Feuers zu einem Holzkohlengrill, wo Emmett Bratlinge auflegte.
»Auch vegetarische, wenn dir das lieber ist«, fügte Maura hinzu und bückte sich, um ihre Jeans hochzukrempeln.
»Danke«, sagte Hazel und sah sich um, während sie Craig zu einer blauen Plastikkühltasche folgte. »Kommen Rosanna und Billy auch?«
»Glaub ich kaum.« Craig zuckte mit den Schultern, holte etliche Bierdosen aus dem Kühler und bot sie rundherum an. Hazel lehnte höflich ab, doch Maura nahm eine und tippte zweimal mit den Fingernägeln darauf, bevor sie den Deckel aufzog.
»Sie lassen uns abends unser eigenes Ding machen«, erklärte Maura. »Rosanna ist cool.«
Hazel
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