Drei Wunder zum Glück (German Edition)
verspürte eine Mischung aus Enttäuschung und geheimem Stolz. Sie wollte mehr wissen. Wenn sie keine Zeit mit Rosanna verbringen konnte, wollte sie zumindest so viel wie möglich über sie erfahren.
»Achtung!«, rief da eine vertraute Stimme vom Strand her.
Hazel blickte hinüber. Nur ein paar Meter weiter stand der Märchenprinz persönlich, der Typ mit dem kastanienbraunen Haar vom Eiscafé. Bevor sie noch etwas sagen konnte, warf er ihr eine Bierdose zu, die in einem beeindruckend hohen Bogen auf sie zuflog. Sie fing sie mit beiden Händen, das kalte Aluminium brannte an ihren Handflächen.
»Hey, Luke«, rief Maura, als er sich zu ihnen gesellte. Sein Haar war zerzauster und länger, als Hazel in Erinnerung hatte, und selbst in der Dunkelheit konnte man ein gewisses Funkeln in seinen braunen Augen sehen.
»Gute Idee«, witzelte Craig, als die Jungs sich mit einem Schlag auf die flache Hand begrüßten, »das neue Mädchen mit Dosen zu bewerfen. Irgendwie ein bisschen wie im Kindergarten.«
Luke lachte. Er trug weite Cargo-Shorts, die ihm bis zu den Knien gingen, und ein lodengrünes T-Shirt. Ein Ärmel war höher geschoben als der andere, und Hazel konnte sehen, wo seine Bräune endete. Sie war überrascht über sich selbst. Weil sie so erleichtert war, ihn wiederzusehen – als hätte sie darauf gewartet, dass er auftauchte.
»Oh, wir kennen uns schon ewig«, erwiderte Luke und stieß Hazel mit dem Ellbogen an. »Sieht so aus, als hätte das mit meiner Wegbeschreibung geklappt.«
»Sieht ganz so aus.« Hazel nickte und zog die Arme enger an den Körper. Maura und Craig gingen weiter vor zum Wasser, Hazel senkte den Blick und zog mit ihrer Zeh eine Linie in den Sand.
»Also …«, fragte Luke. »Wie läuft es denn bis jetzt?«
Er setzte sich in den Sand und klopfte auf den Platz neben sich. Hazel setzte sich vorsichtig hin und zog ihre Füße an. Hätte sie doch nur einen Pulli mitgenommen! Die Sonne war inzwischen fast versunken, und es wurde bereits ein wenig kühl.
»Ganz gut.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab den Job bekommen.«
»Das habe ich mir fast gedacht«, sagte Luke und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. Hazel blickte auf die Dose in ihren Händen und tippte mit den Fingern darauf, wie sie es bei Maura gesehen hatte. Sie war bisher nur auf wenigen richtigen Partys gewesen – lediglich ein- oder zweimal mit ihren Kolleginnen von der Drogerie, die schon etwas älter waren als sie. Sie öffnete die Dose, nahm einen tiefen Schluck und versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen. Das Bier war bitter und nicht so kalt, wie die Dose glauben ließ.
»Woher kennst du denn Maura und Craig?«, fragte Hazel, nachdem sie noch einen Schluck genommen hatte. Sie drehte ihre Dose im Sand und machte winzige Kreise damit.
»Es ist eine kleine Insel«, sagte Luke, bevor er sie mit einem schelmischen Lächeln anblickte und hinzufügte: »Und es ist eine noch kleinere Scheune.«
Hazel sah abrupt auf, als er sich zurücklehnte und seine Ellbogen in den Sand grub. »Du wohnst in der Scheune?«
»Genau.« Luke nickte und streckte seine langen Beine aus. Seine Waden waren gebräunt und kräftig, mit einem dunkelblonden Haarflaum. »Ich habe gestern nach dir Ausschau gehalten, aber du hattest wohl mit Jaime genug zu tun.«
Wie aufs Stichwort lief Jaime an ihnen vorbei, den Blick auf das flackernde Feuer gerichtet. Sie trug ein übergroßes Sweatshirt und knielange Shorts, und Hazel bemerkte zum ersten Mal, dass sie leichte X-Beine hatte, genau wie sie selbst. Aber nicht, dass ihr das irgendwie das Gefühl gegeben hätte, tatsächlich etwas mit ihr gemeinsam zu haben.
Luke pfiff durch die Zähne, und als Jaime sich zu ihm umdrehte, hob er seine Dose. Jaime hob die Hand, um zurückzuwinken, steckte sie jedoch sofort wieder in ihre Hosentasche, als sie Hazel entdeckte.
»Na, sieht so aus, als hätte ich recht gehabt«, meinte er.
Hazel seufzte und nahm noch einen Schluck. Diesmal schmeckte es schon besser. Und sie konnte bereits eine gewisse Leichtigkeit spüren.
»Arbeitest du auch auf der Farm?«, fragte Hazel. Sie versuchte immer noch, die Tatsache zu verdauen, dass er nur wenige Meter entfernt von dem Büro schlief, wo sie den ganzen Tag verbracht hatte. Sie hasste es, keine Ahnung von Dingen zu haben, die genau vor ihren Augen passierten. Das gab ihr das Gefühl, als gäbe es einen Geheimcode, den jeder außer ihr kannte.
»Nein.« Luke schüttelte den Kopf und wischte sich den Sand von
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