Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Spiegelbild, als Jaime in ihrem einzigen weißen Sommerkleid aus dem Bad kam, ihr Haar in einem Handtuchturban.
»Wow«, sagte sie staunend. »Na, wenn du dich nicht aufhübschen kannst, wer dann?«
Hazel wurde rot und drehte sich zu ihr um. »Ich bin zu aufgetakelt, oder?«, fragte sie unsicher. »Ich meine, mit dem Kleid für heute Abend?«
Jaime beugte den Kopf vor und rieb sich energisch die Haare trocken. »Ich weiß nicht«, sagte sie gedämpft mit weiterhin gesenktem Kopf. »Ich würde sagen: Tu’s! Gib Luke etwas, woran er sich erinnern kann.«
Hazel warf Jaime einen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu und biss sich erneut auf die Lippen. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich so gehen kann«, sagte sie und zupfte am Kleid. »Das bin ich irgendwie so gar nicht.«
Jaime ließ das Handtuch zu Boden fallen und prüfte ihre nassen Locken. »Wer immer du bist«, sagte sie. »Du siehst jedenfalls gut aus. Aber warte mal, ich habe eine Idee.«
Jaime zog eine ihrer Schubladen auf, griff ganz nach hinten und holte einen kleinen Wildlederbeutel heraus, öffnete ihn und griff hinein.
»Das dürfte das Ganze einen Tick zurücknehmen«, meinte sie, zog eine lange Silberkette heraus und legte sie um Hazels Hals. An der Kette hing eine glatte, purpurfarbene Muschel in Form einer Kidneybohne, fast wie ein schiefer Halbmond.
Jaime hakte den Verschluss ein und machte einen Schritt zurück, um das Ergebnis zu bewundern. »Perfekt.«
Hazel berührte die Muschel mit den Fingern. Sie war auf einer Seite glatt wie Glas, auf der anderen etwas rauer.
»Wie wunderschön«, flüsterte Hazel und drehte die Muschel in ihrer Hand.
»Sie gehörte meiner Großmutter«, sagte Jaime und kniete sich auf den Boden, um nach Schuhen zu suchen. »Sie trug sie an ihrem Hochzeitstag. Sie soll Glück bringen in Zeiten des Wandels … oder so.«
»Jaime, das kann ich nicht annehmen«, fing Hazel an, doch Jaime winkte ab und zog die schwarzen Flipflops heraus, die sie gefunden hatte.
»Sie gehört dir«, sagte Jaime. »Außerdem habe ich noch eine ganze Menge ähnlicher Anhänger. Sie sammelte solche Dinge unentwegt. Das liegt wohl in der Familie.«
Hazel lächelte und betrachtete wieder ihr Spiegelbild. Wenn sie genau hinsah, konnte sie sehen, dass das Innere der Muschel nicht einfach nur purpur war, es waren Lagen über Lagen von jedem Purpur, den man sich nur vorstellen konnte, bis er schließlich ganz sanft ins Weiß überging.
Einen Augenblick lang hätte Hazel schwören können, die Halskette schon einmal gesehen zu haben. Aber sie konnte sich einfach nicht erinnern. Vielleicht hatte sie am Strand mal eine ähnliche Muschel gesehen.
Was immer es war, sie fühlte sich stärker, wenn sie die Kette trug. Wie Jaimes Quilt war es ein Erbstück ihrer Familie, und Hazel wusste, sie würde sie für immer und ewig bei sich tragen.
»Hey«, sagte Jaime plötzlich. »Jetzt sehe ich es erst. Was ist denn mit deinem Haar passiert?«
Sie betrachtete Hazel im Spiegel. Hazel lächelte und warf ihr langes, rotbraunes Haar mit einer übertriebenen Bewegung über die Schulter. »Tatataaa: Das ist eigentlich meine Naturfarbe«, sagte Hazel. »Nun bin ich wirklich keine Blondie mehr, oder?«
Jaime grinste sie augenzwinkernd an. »Oh, für mich wirst du immer Blondie bleiben.«
Hazel lachte und betrachtete sich wieder im Spiegel, die Kette blitzte in der späten Nachmittagssonne auf. Hazel hatte es zuerst nicht gemerkt, aber mit all den richtigen Zutaten – ihrer natürlichen Haarfarbe, ihrem Lächeln, der Kette, selbst Poseys Kleid, das jetzt passend schien, gab es keine Frage:
Das war nun endlich sie selbst!
Als Hazel ins Studio kam, waren bereits viele Gäste da.
Sie hatte Jaime und die anderen in dem extra aufgestellten weißen Pavillon auf der Wiese zurückgelassen und war auf dem von Lampions erleuchteten Weg zum Studio gegangen. Davor war sie kurz stehen geblieben und hatte noch einmal tief Luft geholt.
Es war das erste Mal, dass sie ihre Fotografien irgendwo anders als an der Wand eines Klassenzimmers sah. Und auch wenn sie sie bereits am frühen Nachmittag gesehen hatte, wirkte der Raum irgendwie anders, wenn so viele Leute anwesend waren. Es war beinahe, als könnte sie die Fotos als das sehen, was sie wirklich waren. Sie waren nicht nur eine Marotte von ihr oder ihre persönlichen Krücken, um die Welt mit anderen Augen betrachten zu können.
Es waren Fotografien, und sie waren verdammt gut!
Aber erst als sie das von einer
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