Drei Wunder zum Glück (German Edition)
nie wirklich wusstest, woher du kamst oder wer du warst. Ich kann nicht dafür verantwortlich sein, dass jemand das empfindet. Ich dachte, ich könnte es. Ich dachte, es wäre in Ordnung. Aber ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht.«
Ein Kloß bildete sich in Hazels Hals, und sie schluckte schwer. »Was ist mit dem Stipendium?«, fragte sie leise.
Jaime zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich ja später noch einmal bewerben. Nur weil ich ein Baby bekomme, heißt das ja nicht, dass mein Leben vorbei ist.«
Hazel sah zu, wie Jaime geistesabwesend an den Grashalmen zupfte, die zwischen den Holzdielen hochwuchsen. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, die Lippen aufeinander gepresst. Sie sah auf einmal um Jahre älter aus, als wäre sie bei dem Gedanken, auf der Insel zu bleiben, sich niederzulassen, bevor ihr Leben richtig angefangen hatte, irgendwie über Nacht gealtert.
Das war Hazels Schuld. Sie hätte sich niemals wünschen sollen, dass Reid zurückkam. Er ging jetzt fort, wenn er nicht bereits fort war, denn das war es, was die Zukunft immer für ihn bereitgehalten hatte. Es machte ihn nicht zu einem schlechten Menschen – es machte ihn nur zu jemandem, der noch nicht bereit war, eine Vaterrolle zu übernehmen.
Genau wie Jaime noch nicht dafür bereit war, eine Mutter zu sein. Hazel schaute in die Augen ihrer Freundin und sah in ihren Gesichtszügen plötzlich Jaimes Zukunft wie einen Film im Schnelldurchlauf. Es war ein Leben voller Abenteuer und Reisen, in denen sie ihrem eigenen Weg folgte.
Egal, was es für Hazel bedeutete, sie durfte Jaime nicht bitten, all das aufzugeben.
»Jaime«, sagte Hazel. »Ich bin hierhergekommen, um mich zu entschuldigen, denn was ich getan habe, war falsch.«
Jaime schüttelte trotzig den Kopf und wollte unterbrechen, doch Hazel hob die Hand.
»Du bist der erste Mensch, der für mich eine richtige Freundin geworden ist, und gestern Abend war ich keine für dich.« Hazel seufzte. »Ich habe nur an mich selbst gedacht. Ich habe nicht daran gedacht, was das Beste für dich ist. Und es tut mir leid.«
Zuerst rührte Jaime sich nicht, aber dann konnte Hazel eine ganz winzige Bewegung der Entspannung in Jaimes schmalen Schultern sehen. Sie hörte auf, Gras zu zupfen, ihr Blick war ruhig, als sie auf die Jahresringe in einem Holzbrett starrte.
»Du musst das Stipendium annehmen«, sagte Hazel. »Es ist deine Zukunft.«
Jaime legte die Hände in den Schoß, ihre Schultern waren nach wie vor gesenkt. Hazel meinte, sie sähe, wie Jaimes Unterlippe zitterte, und setzte sich neben sie auf den Boden der Veranda. »Du tust das Richtige«, sagte Hazel. »Wirklich!«
»Und was ist mit dem Baby?«, flüsterte Jaime, den Kopf immer noch gesenkt. »Woher soll es wissen …?« Jaimes Stimme brach, und sie schüttelte den Kopf.
»Was wissen?«, fragte Hazel und legte eine Hand auf Jaimes Schulter.
»Woher soll es jemals wissen, wie schwer diese Entscheidung war? Was, wenn es einfach denkt, es sei mir egal gewesen?«, fragte Jaime, hob den Kopf und begegnete Hazels Blick. Eine Träne war zwischen Jaimes langen, dunklen Wimpern hängen geblieben, und sie blinzelte sie weg. »Wie soll dieses Baby jemals wissen, wie sehr ich es bereits liebe?«
Hazel biss die Zähne zusammen, um die Tränen zurückzudrängen. Sie rückte näher zu Jaime und umarmte sie. Jaimes Selbstbeherrschung verflog und sie fing an, bitterlich zu weinen. Hazel hielt sie weiter im Arm und wiegte sie sanft hin und her.
»Glaub mir«, sagte Hazel und zog Jaimes Kopf ganz nah zu sich. »Sie wird es wissen.«
29
Poseys Kleid passte einfach nicht.
Hazel stand vor der geöffneten Kleiderhülle, biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Irgendwie hatte Posey es in der Vergangenheit immer geschafft, mit ihren Entwürfen genau das Richtige zu treffen. Doch diesmal lag sie völlig daneben.
Das Kleid war natürlich wundervoll, und Hazel wusste, dass es auch perfekt passen würde, sobald sie hineingeschlüpft war. Das war nicht das Problem.
Das Problem war, dass es zu … schön war. Es war glänzend schwarz und sehr elegant, im Miederbereich waren edle goldene Blumen eingestickt. Die Träger waren schmal und lagen sanft auf ihren Schultern, der lange Rock war enganliegend.
Sie betrachtete sich im Spiegel und hielt die Luft an. Es wäre definitiv nicht ihre erste Wahl für eine Sommerparty, aber eines war offensichtlich: Sie sah umwerfend aus.
Sie starrte immer noch wie benommen auf ihr eigenes
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