Drei Wunder zum Glück (German Edition)
völlig fremden Frau hörte, glaubte sie wirklich daran. Sie war auf dem Weg zurück nach draußen, unbekannt in der Menge von Rosannas und Billys Freunden, als sie eine Unterhaltung hinter sich aufschnappte:
»Weißt du, wessen Werk das hier ist?«, fragte eine Frau. Hazel erstarrte und lauschte angestrengt auf die Antwort. Es war das erste Mal, dass sie gespannt darauf war, was über sie geredet wurde.
»Es ist von einer Freundin Rosannas, glaube ich«, antwortete eine andere Frau. »Ein junges Mädchen, das hier wohnt. Großartige Fotos, nicht wahr?«
»Ja«, stimmte die Erste zu. »Wer immer sie ist, sie ist unglaublich talentiert. Und ich bin überrascht zu hören, dass sie noch jung ist. Es liegt eine echte Reife in ihren Arbeiten, findest du nicht auch?«
Hazels Wangen wurden knallrot. Sie eilte nach draußen und ging hinüber zum Zelt, dabei machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit. Sie hatte beinahe das lange Büfett erreicht, als eine vertraute Stimme hinter ihr ausrief: »Seht euch nur mal dieses Kleid an!«
Bevor sie noch wusste, wie ihr geschah, stand Rosanna neben ihr und drehte sie zu sich herum.
»Du siehst absolut umwerfend aus«, sagte sie, als Billy auch schon an ihrer Seite auftauchte. Sie hatten sich den ganzen Abend schon untergehakt. Hazel hatte zugesehen, wie sie von einem Gast zum nächsten gingen und tapfere Gesichter machten, während sie Pläne schmiedeten, bald wieder zu Besuch auf die Insel zurückzukommen.
»Danke«, sagte Hazel leise, während Rosanna die Hand ausstreckte, um eine der goldenen Blüten zu berühren. Hazel war nun doch ein bisschen verlegen und fühlte sich inmitten der sommerlich gekleideten Gäste leicht overdressed.
»Das Einzige, was daran vielleicht irritiert«, sagte Rosanna und strich leicht über Hazels Schulter, »ist, dass es zwar wunderschön, aber ein Kleid für die Stadt ist.«
Rosanna zwinkerte Hazel zu und hakte sich wieder bei Billy unter. Maura und Craig gingen mit ihnen zum Büfett, und die Unterhaltung drehte sich um die Pläne für den Herbst, Mauras bevorstehende Reise nach Neuseeland und Craigs Traum, eines Tages selbst eine Farm zu haben. Aber alles, was Hazel wirklich hören konnte, waren Rosannas Worte, die ihr noch im Kopf herumspukten:
Ein Kleid für die Stadt.
Rosanna hatte recht. Genau das war es! Es war nicht für die Insel gedacht, auch nicht für Hazels Leben in San Rafael. Hatte Posey also doch genau gewusst, was sie da nähte?
Hazel stellte sich vor, in New York zu sein, wie sie sich umzog, um in ein schickes Restaurant zu gehen, vielleicht mit Kerzen auf den Tischen, schweren Speisekarten und interessanten Kunstwerken an den Wänden. Oder vielleicht wäre sie auf dem Weg zu einer Galerie, die Ausstellungseröffnung irgendeines neuen Fotografen. Oder vielleicht, ganz vielleicht, wäre es ihre eigene Ausstellung, mit ihren eigenen Fotografien an den Wänden, damit alle Welt sie sehen konnte …
»Wo sind denn die ganzen Fleischbällchen abgeblieben?«
Hazel drehte sich um und sah Jaime neben sich am Büfett stehen. Sie musterte die ausgedünnte Auswahl von Speisen, ihr Teller war bereits voller Zahnstocher und Papierchen. Der Appetit einer Schwangeren hatte sich inzwischen eingestellt, und das Büfett war plötzlich Jaimes neuer bester Freund geworden.
»Ich weiß, ich weiß«, seufzte sie und zupfte an ihrem immer noch locker sitzenden Kleid, um ihr kleines Bäuchlein zu verbergen. »Ich bin unförmig.«
Hazel lachte und schüttelte den Kopf. »Bist du nicht«, widersprach sie. »Du siehst toll aus.«
Jaime strich über ihren Bauch und seufzte. »Ich werde es Rosanna bald erzählen müssen«, flüsterte sie. »Sie reisen schließlich morgen ab.«
Hazel blickte zu Rosanna und Billy, die vor einem großen Porträt standen und sich anscheinend mit einem potentiellen Käufer unterhielten.
»Es ist noch nicht zu spät, um mit ihnen zu gehen, weißt du«, sagte Hazel leise. »Ich bin sicher, Rosanna würde sich freuen, dich in ihrer Nähe zu haben.«
Hazel sah, wie Jaime nervös auf ihrer Unterlippe herumkaute. »Ich weiß nicht …«, fing Jaime an. »Sie hat schon so viel, womit sie zurechtkommen muss. Ich will nicht auch noch eine Last für sie sein.«
Hazel schüttelte den Kopf. »Du wärst keine Last«, sagte sie. »Ihr könntet einander helfen.«
Sobald sie das gesagt hatte, wusste sie, dass es so kommen würde. Jaime würde mit Rosanna gehen und mit ihr in San Francisco leben, bis das Baby zur Welt kam.
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