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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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habe!
    Da gibt es rasch hingeworfene Skizzen, die mich in der Bewegung zeigen: wenn ich als Julia ungeduldig durch den Raum stapfe. Mich hinknie. Die Arme ausbreite. Wenn ich als Puck schnüffelnd den Kopf in den Nacken lege, die imaginäre Blume in der Hand. Wie ich mein stelzenbewehrtes Bein hochhebe zu einem stampfenden Tanz. Und dann noch ein paar »Porträts«. Mein Gesicht ganz groß auf dem Blatt. Mit sehnsuchtsvoll geschlossenen Augen und offenem Mund. Mit sprühendem Blick, gerunzelten Brauen, die Lippen vorgewölbt. Mit faunisch geblähten Nüstern, fast schielend ...
    Erst jetzt entdecke ich zwischen den Blättern noch einen kleinen Zettel, fast durchsichtiges feines Papier. Mit dem gleichen schwarzen Bleistift, mit dem er gezeichnet hat, schreibt mir Daniel Goldstein: »Liebes Fräulein Leonie, wenn ich Sie denn so nennen darf! Hier eine kleine Erinnerung an Ihren Auftritt in der Josefstadt. Ich hoffe, Sie haben ein bisschen Freude daran. Wie Sie sehen, war ich sehr beeindruckt. Was die Entscheidung anlangt, so müssen Sie sich noch ein bisschen gedulden. Ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen. Herzlich, Ihr Danny Goldstein.«
    Ich fühle mich stolz und geschmeichelt von diesen Zeichnungen, aber dies Blättchen versetzt mich in Unruhe. »Eine kleine Erinnerung« – das hört sich so an, als wenn’s das nun gewesen wäre! »Wie Sie sehen, war ich sehr beeindruckt« – und die anderen, auf die’s ankommt, die vielleicht nicht? Und noch einbisschen gedulden soll ich mich. Ja du liebe Zeit, wie lange denn noch?
    Mit fahrigen Fingern raffe ich die Blätter zusammen. Ich werde mich bedanken, natürlich. Von ganzem Herzen. Und werde ihn bitten, in der »Josefstadt« zu veranlassen, dass man mir »die Entscheidung« postlagernd mitteilt, nicht an diese Adresse. Das Ja oder das Nein, das möchte ich erst nur für mich allein haben und verarbeiten, nicht vor den zudringlichen Augen oder Fragen dieser Hausgenossen – ganz davon abgesehen, wie ich das mit meiner »Cousine« regeln werde ...
    Diese Zeichnungen (sosehr ich mich über sie freue) machen nicht unbedingt, dass ich gelassen werde. Ich bin aufgewühlt; für diesen Zustand, so zwischen Furcht und Hoffen, habe ich nicht das innere Gleichgewicht. Und wieder liegen traumlose Nächte auf meinen Tagen wie Bleigewichte, die mir jemand an die Schuhe gehängt hat.
    Natürlich gehe ich ständig jeden zweiten Tag aufs Hauptpostamt und frage, ob etwas für mich da ist. Der Beamte schaut schon gar nicht mehr auf, er schüttelt jedes Mal nur den Kopf. Sicher denkt er, da wartet eine Verliebte auf einen Brief vom Schatz ...
    Als ich mich eines Tages wieder aufmache aus meiner Dependance – es ist so gegen Mittag – und gerade am Haupthaus vorbei zum Tor laufe, geht da ein Fenster auf und ich höre Felices gellende Stimme: »Weg damit! Weg mit dem Krempel! Raus! Ist sowieso alles aus! Dauert nicht mehr lange, dann darf ich das Tablett reintragen und bekomme einen Satz: ›Frau Gräfin haben geläutet?‹ als Text aufzusagen. Ich freu mich schon drauf!«
    Aus dem geöffneten Fenster fliegen gleichzeitig mit diesen Worten Bücher herunter auf den Kies, direkt vor meine Füße. Zwei, drei, fünf.
    Dann höre ich Anton, auch er klingt erregt. »Jetzt ist aber Schluss mit dem Unsinn!« Und das Fenster wird klirrend wieder geschlossen.
    Ich stehe und sehe nach oben. Höre die Stimmen, jetzt gedämpft. Man streitet.
    Ich bücke mich und sammele die Bücher auf, glätte die geknickten Seiten. Es sind die Stücke, die Anton auf Rollen für die Lascari durchgesehen hat.
    Zuckmayer: »Der fröhliche Weinberg«, Schnitzler: »Anatol«, Horvath: »Mord in der Moh ren gasse«, und noch ein paar andere, von denen ich noch nie gehört habe. Brandneue Dramen.
    Die wollte ich mir ja ohnehin alle mal ausleihen.
    Ich gucke noch einmal nach oben. Zögere. Nein, die Idee, diese »Wurfgeschosse« jetzt ins Haus zurückzubringen, ist wohl nicht so gut. Ich gehe Felice lieber aus dem Weg im Moment. Gönne uns beiden eine Atempause.
    Worüber die wohl streiten? Es scheint ums Theater zu gehen ... Irgendetwas an der »Burg« regt sie schrecklich auf.
    Ich schiebe die Stücke in meine Handtasche und setze meinen Weg fort.
    »Was haben dir die unschuldigen Bücheln getan?«
    Anton hat sich vor dem nun wieder geschlossenen Fenster aufgebaut, die Hände abwehrend erhoben. Felice versucht, an ihm vorbeizukommen.
    »Recht hast du. Ich sollte selbst hinterherspringen, dann wäre die ganze Angelegenheit

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