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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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uns schweigend an. Dann sagt sie mit eisiger Ruhe: »Du bist auf der Buchstabensuche. Das ist die falsche Stelle. Übrigens: So schnell könntest du an keiner Grenze sein, wie ich dir die Landjäger hinterherschicke.«
    »Ich wollte es nicht stehlen!«
    »So? Was dann?«
    »Es – an mich nehmen. Und dann mit dir reden.«
    »Und das nennst du ›nicht stehlen‹?«
    Ich schweige. Mein Gesicht glüht. Sie hat ja recht. Auch wenn ich damit nicht einfach weglaufen wollte. Ich hatte vor, es an mich zu bringen.
    Felice schüttelt den Kopf. »Du bist besessen. Einfach besessen. Steh auf und geh hinaus hier. Ich werde in Zukunft Sorge tragen, dass meine Räume abgeschlossen werden.«
    Ich erhebe mich vom Boden. »Felice, ich ... «
    Sie streckt den Arm aus, deutet mit dem Finger zur Tür. Wie man einen Hund rausschickt. In mir erwacht der Trotz. Sie weiß doch, was auf dem Spiel steht! Zumindest für mich. Dass ich deswegen hier bin. Auch wenn sie sicher nicht begreift, nicht begreifen will, was Isabelles Werk bewirken soll.
    »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!«, sage ich. »Das könnte wirklich sein!«, entgegnet sie. Droht sie mir?
    Und dann lacht sie. Höhnisch, hochmütig, überlegen. Im Hinausgehen drehe ich mich noch einmal um. Sehe sie vierfach:einmal in Person und dreimal in ihren Spiegeln. Sie nimmt sich mit langsamer Bewegung den Hut mit dem Schleier vom Kopf.
    Liebe Isabelle, lieber Gaston!
    ich habe eine Dummheit begangen. Habe aus lauter Ungeduld versucht, das Zeichen einfach an mich zu nehmen. Ich weiß selbst nicht, wie ich mir vorgestellt habe, wie es dann weitergehen sollte. Irgendwie wollte ich Felice vor vollendete Tatsachen stellen, sie zwingen ...
    Es ist schief gelaufen, und unser Verhältnis, das ohnehin schon belastet war, hat einen weiteren bösen Sprung bekommen. Wahrscheinlich würde sie mich vor die Tür setzen, aber der Wahrheit die Ehre: Man ist in diesem Haus sehr auf Gastons Geld angewiesen.
    Ich gebe aber die Hoffnung nicht auj denn hier in Wien bahnen sich gerade Dinge für mich an ... Ich möchte darüber erst sprechen, wenn ich Genaueres weiß. Und das bedeutet, dass ich keinesfalls vorhabe, hier fortzugehen. Und schon gar nicht ohne den Buchstaben.
    Tief in meinem Inneren weiß ich, dass es gelingen wird.
    Es umarmt Euch Eure Leonie

24
    Die Zuversicht, die ich in meinem Brief ausdrücke – sie ist leider nur halb wahr. Meine Stimmung schwankt wie ein Halm im Wind. Wird es möglich sein, jetzt noch mit Felice vernünftig zu reden, sie zu überzeugen? Und wird das Theater in der Josefstadt mich ernsthaft wollen? Ich bin aufgewühlt und unruhig.
    Aber am nächsten Tag bekomme ich Post! Diesmal klopft die Frau Pfleiderer eigenhändig an die Tür meiner Dependance und überreicht mir mit einem Knicks und vor Neugier runden Augen ein ziemlich umfangreiches Kuvert. »Gnä’ Fräulein ham da ein dickes Packerl. Ich hab’s gleich vom Tablett genommen und zu Ihnen gebracht! Falls es denn wirklich für Sie ist. Da steht was von Lamedé drauf.«
    »Das ist sehr freundlich, Frau Pfleiderer!«, sage ich und gebe mir Mühe, gleichmütig zu klingen. »Lamedé ist mein zweiter Name. In Berlin am Theater habe ich mich so genannt.« Mir zittern die Knie. Wenn das jetzt vom Josefstädter Theater ist ... In meiner Einfalt bilde ich mir ein, das könnte ja schon der Vertrag sein!
    Natürlich will die Haushälterin mehr wissen. Sie knetet ihre Schürze. »Haben S’ Freunde hier in Wien, die Ihnen a Präsent machen wollen?« (Natürlich hat sie auf den Poststempel gelinst und gesehen, dass es nicht von auswärts kommt.)
    Ich habe inzwischen einen Blick auf den Absender geworfen. Danny Goldstein! Also nicht vom Theater. Jedenfalls nicht direkt. Vielleicht will er mich vorbereiten, will mich auf einen Misserfolg einstimmen ...
    Ich sage, was mir gerade einfällt. »Ein Bekannter von Frau Lascari hat mir ein altes Textbuch zugeschickt!« Das klingt, hoffe ich,für die Ohren der Haushälterin einer Theaterdiva irgendwie plausibel, da ihr diese Welt nicht völlig fremd ist.
    »Ah, so is dös!«, sagt sie denn auch und nickt. »Da wird sich Madame aber freuen, dass Sie so eifrig lernen.« Und sie entschwebt.
    Nun allein, öffne ich den großen Umschlag aus braunem Packpapier und breite den Inhalt auf meinem Bett aus.
    Voller Staunen starre ich darauf.
    Es sind Zeichnungen. Alles Zeichnungen von mir. Das also war es, was Goldstein da unten im Zuschauerraum gekritzelt hat, während ich vorgespielt

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