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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Deutschland kommen würde. Da musste es erst um feigen Mord gehen, damit er aufwachte. Da musste erst Schlomo Laskarow blutend auf dem Pflaster liegen, totgeschossen von einem von denen , damit ihm die Augen aufgehen konnten ...
    »Ich hatte eine Warnung geschickt«, sagt er leise.
    »Ich weiß es, Papa«, erwidert Leonie.
    »Ich hatte nicht geglaubt, dass sie es – dass sie es wirklich tun würden. Ich habe das zu spät begriffen.«
    Sie schweigt. »Ein Pogrom im Scheunenviertel und eine von Vandalen gestörte Theatervorstellung waren dir zu wenig, um etwas zu begreifen?«, sagt sie dann hart.
    »Damit hatte ich nichts zu schaffen.« Seine Stimme bebt.
    »Der junge Schauspieler, den sie umgebracht haben, deine Leute – er war mein Geliebter. Wusstest du das?«
    » Dann habe ich es gewusst.«
    Schweigen und die Schritte auf dem Pflaster.
    Dann sagt Harald Lasker leise: »Leonie, wir haben einander sehr verletzt.«
    » Du hast mich verletzt!« Sie ist stehen geblieben, ballt die Fäuste. »Was habe ich dir getan? Ich habe versucht, meinen Weg zu finden – aber der war dir nicht recht, weil er dich zurückgeführt hätte zu dem, was du verleugnest: zu deinen Wurzeln. Dazu, dass du ein Jude bist. Und alle Verletzungen, die du erlitten hast, die hast du dir selbst zugefügt, Vater!«
    Sie sieht ihn an nun, sieht seinen zuckenden Wangenmuskel, seine Augen, flehend, fast schwarz vor Verzweiflung. Versucht, sich zu beruhigen. Ihr Zorn und ihre Liebe zu ihm halten sich die Waage.
    »Es ist schön, dass du hier eine Arbeit gefunden hast. Weit weg von diesen ... diesen Kameraden«, sagt sie.
    Er nickt stumm.
    Sie setzen ihren ziellosen Weg fort. Unbemerkt haben ihre Schritte sie durchs Gassengewirr zu einem grünen Flecken inmitten der Häuserzeilen getragen. Eine schöne, stille Gegend. Ein paar Linden, Bänke darunter. Wie auf Verabredung setzen sie sich.
    »Wie lebst du so?«, fragt Leonie. Das erste Mal überwindet sie sich, legt ihrem Vater die Hand auf den Arm.
    Er hebt die Achseln. »Ich bin von früh bis spät im ›Spitzacker‹. Wohne möbliert, ein Zimmer.«
    »Und sonst?«
    »Nichts weiter. Ich kann in meinem Beruf arbeiten, das genügt mir. Politik interessiert mich nicht.«
    »Wenn sie dich nicht einholt.«
    »Was meinst du damit?« Lasker runzelt die Brauen.
    »Papa.« (Sie lauscht sich selbst hinterher. Sie hat ihn mit dem vertraulichen Namen angesprochen! Also gut. Papa.) »Papa, was in Deutschland passiert ist oder noch passiert, das geschieht hier auch. Was willst du machen, wenn du siehst, wie sie hier die Juden zusammenschlagen? Aufs Land fahren und einen Heurigen trinken?«
    »Lass mich!« Es klingt gequält.
    Ich sollte ihn nicht so bedrängen, sagt sich Leonie. Ihr ist heiß geworden vor Zorn, aber auch vor Erbarmen und Liebe. Ihr Vater. Ein gut aussehender Mann in den besten Jahren, ein Koch der Extraklasse. Wirtschaftet in einem Beisel herum und wohnt möbliert. Das kann doch nicht alles gewesen sein ...
    Sie steht auf. »Ich gehe zurück ins ›Spitzacker‹. Da sitzt, glaube ich, noch jemand und wartet auf meine Rückkehr.«
    »Ein neuer Freund?«
    »Ein Freund, Papa. Mit der Liebe geht es nicht wieder so schnell.«
    Er beißt sich auf die Lippe. Sie sagt: »Kommst du mit?« »Ach«, sagt er und sieht an ihr vorbei, »ich bleibe noch.« »Ab der nächsten Spielzeit werde ich auftreten. Du kannst mich
    finden.«
    Er nickt. »Wo ich zu finden bin, weißt du ja.«
    Sie zögert einen Moment. Dann beugt sie sich herunter und umarmt ihn, kurz und heftig. »Leb wohl, Papa. Ich komme irgendwann vorbei.«
    »Leb wohl, meine Kleine. Viel Glück auf dem Theater. Ich werde dich bestimmt sehen.«
    Leonie läuft mehr die Straße hinunter, als sie geht. Die Tränen sitzen ihr im Hals und machen ihr das Schlucken schwer.

33
    Liebe Isabelle, lieber Gaston!
    Ich wollte, ich könnte Euch schreiben: Ja, ich habe den Buchstaben, Felice hat sich einsichtig gezeigt. Aber noch ist es nicht so. Auch Gastons dringender Brief hat bisher noch keine Sinnesänderung bei ihr bewirkt.
    Dass ich trotzdem fest davon überzeugt bin, dass ich meine Aufgabe lösen kann, liegt daran, weil sich alles andere in meinem Leben auf eine wundersame Weise fügt.
    Ich werde in der nächsten Saison am Josefstädter Theater auftreten!
    Und vielleicht schon in diesem Sommer erwartet mich dort eine kleinere Aufgabe. Alles passt zusammen. Ich spiele, wenn es sich denn ergibt, als Zweitbesetzung in einem Stück. In der Spielpause, das schwöre

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