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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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rundliche, kurzbeinige Kostümchefin, Nadelkissen am Handgelenk, Bandmaß um den Hals, das Blusenrevers voller Sicherheitsnadeln, und – wie sollte es anders sein! – Danny Goldstein, der sich als Bühnenbildassistent natürlich verantwortlich fühlt für meine Garderobe.
    Die Erste Schneiderin vermisst mich sorgfältig in der Länge und der Breite und notiert alles in einem schwarzen Kaliko- Büchlein mit der Aufschrift »Maße Ensemble Damen«, was mein Herz vor Stolz klopfen lässt.
    Während des Maßnehmens hält sich Daniel keusch im Hintergrund, aber dann gibt er der Kostümfrau ein paar gescheite und kenntnisreiche Hinweise, was sie an meinem Smeraldina-Kostüm anders gestalten müsse als bei dem der ersten Besetzung, und wirft dabei gleich ein paar Skizzen aufs Papier; Stift und Zeichenblock hat er ja immer parat.
    »Fräulein Lasker hat eine schmalere Taille als Frau Ebeny, die Darstellerin«, gibt er an. »Also, das sollten Sie betonen. Lassen Sie die Streifen am Mieder spitz zulaufen, dann sieht das aus, als könnte man diese Smeraldina in der Mitte durchbrechen.« Er lacht mich verlegen an. »Und der fußlange Rock – also, es wäre gut, wenn wir ihn zwei Handbreit kürzer machen als beim Kostüm Nummer eins. Fräulein Lasker hat ja schlankere Fesseln. Falls sie einverstanden ist, natürlich.« Und er lächelt mich an.
    Fräulein Lasker ist mit allem einverstanden.
    Dann geht’s noch in die Schuhmacherei und zum Maskenbildner. (Du lieber Himmel, was so ein großes Theater doch alles hat! Wenn ich an unsere »Jiddische Schmiere« in Berlin denke, wo wir vieles allein machen mussten!) Bei dem einen hinterlasse ich meinen Fußabdruck in warmem Wachs und bei dem anderen wird mir der Kopf vermessen wegen der Perücke, beziehungsweise den Perücken, die ich hier am Haus tragen werde – spätestens in der nächsten Spielzeit, wenn es mit der Einspringerei jetzt noch nicht klappen sollte.
    Gegen Mittag verlasse ich das Theater mit Goldstein zusammen.
    »Na, wie fühlst du dich?«, fragt er lächelnd.
    »Manchmal denke ich, ich muss meine Schultern einziehen vor lauter Glück!«, sage ich.
    »Harte Arbeit kommt auf dich zu!«
    »Vor harter Arbeit habe ich mich noch nie gescheut!«
    Er schmunzelt, als habe er keine andere Antwort erwartet.

31
    Danny hat mich zum Mittagessen eingeladen, in ein kleines Restaurant ganz in der Nähe des Josefstädter Theaters, von dem er schon einmal sprach.
    »Da gibt es so interessantes Essen!«, hat er erneut ge - schwärmt. »Der halbe Orient scheint sich da zu versammeln. Ist bloß ein kleines Beisel, aber selbst mittags bekommt man kaum einen Tisch, vom Abend mal ganz zu schweigen. Und wie gesagt, die Kollegen vom Theater sind inzwischen fast alle Stammgäste.«
    Das Restaurant oder »Beisel« heißt »Spitzacker«, einfach nach der Gasse, in der es sich befindet, und Danny hat mir den Weg beschrieben. Abholen kann er mich nicht, er hat noch im Theater zu tun.
    So mache ich mich denn rechtzeitig auf den Weg, schlendere gemächlich durch die mir inzwischen vertrauten Straßen der Stadt, in der ich nun wohl doch für eine Weile leben werde – als stolzes Mitglied eines berühmten Ensembles. Ich male mir aus, wie meine erste Premiere wohl verlaufen wird. Der Applaus, die Glückwün - sche hinterher ... Ich werde meine Sache gut machen, da bin ich mir sicher. In den Theaterferien des nächsten Jahres werde ich dann nach Spanien fahren, um für Isabelle den dritten Buchstaben zu holen.
    Meine Stimmung ist so gut, dass ich im Augenblick das sichere Gefühl habe, dort wird es nicht solche Schwierigkeiten geben wir hier und vorher in Berlin. Gaston wird die Verwandten ausfindig machen – und angesichts der Tatsache, dass ich ja schon zwei der Zeichen habe, kann es nicht so schwer sein, sie zu überreden, mir das dritte herauszurücken.
    Rundum guten Mutes durchquere ich Gassen und Straßen des Achten Bezirks, der Josefstadt.
    Überall riecht es schon nach Mittagessen, die Hausfrauen sind eifrig bei der Arbeit. Hin und wieder geht ein Fenster auf, irgendein Frauenkopf taucht auf, und eine durchdringende Stimme ruft: »Bastel!«, oder: »Miezerl! Einikummen!« – Und dann taucht über kurz oder lang aus irgendeinem benachbarten Hinterhof ein Kind in kurzen Hosen oder im Röckchen mit Kniestrümpfen auf und saust zum mütterlichen Mittagstisch.
    Von irgendwo hört man das dumpfe Geräusch des Teppichklopfens; fleißige, reinliche Leute! Mir gefällt dieser Bezirk. Vielleicht sollte

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