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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bleibt der Mund offen. »Du wolltest Felices Schmuck klauen?«
    »Das liegt alles offen herum!«, verteidigt er sich matt. »Ich hab schon öfters das eine oder das andere kleine Stück genommen. Besonders wertvoll war eh nichts mehr, das meiste hat sie selbst versetzt. Was siehst du mich so an? Man muss schließlich leben, diese und jene Kleinigkeit extra, ein paar Schilling in der Tasche zum Klimpern ... Felice hält mich kurz, was das betrifft. Sie hat’s nie gemerkt. Dass sie gerade heute dazukommen musste, wo ich doch gar nicht wirklich vorhatte ... « Er seufzt.
    »Anton, du bist ein Dieb?« (Flüchtig schießt mir durch den Kopf, dass ich ja auch versucht habe, heimlich an das Mem heranzukommen. Aber das ist etwas anderes ...)
    Er wiegt den Kopf. »Muss man es denn gleich so hart benennen? Sagen wir mal: Ich bin jemand, der Gelegenheiten nicht widerstehen kann.«
    (Ich denke an die Apfelfrau.)
    Mir reicht es endgültig. »Raus jetzt!«, sage ich energisch. »Keine Widerrede. Ich rufe einen Fiaker, und ab ins Hotel mit dir.«
    Er angelt nach seinen Schuhen, hält inne. Sagt: »Nur wenn du mitkommst.«
    »Bitte?«
    »Mitkommen. Mit ins Hotel. Wir können ja ein Zimmer mit zwei Betten nehmen. Wir ...«
    »Aber warum in aller Welt sollte ich mit dir ins Hotelzimmer gehen?«
    »Du hast doch auch gerade was Schlimmes erlebt. Da ist man doch nicht gern allein. Wir könnten noch drüber reden ... «
    »Was soll das alles?«
    Der Edle von Rofrano seufzt erneut tief. Leise und bedrückt antwortet er: »Ich sag’s dir. Ist ein bissel peinlich.« Und dann rückt er mit der Wahrheit heraus: »Seit ich fort bin aus dem Internat, hab ich immer versucht, es so einzurichten, dass ich nicht die ganze Nacht allein sein musste. Irgendwer hat sich immer gefunden. Das ist es eben; ich kann nachts nicht allein sein. Ich ... «
    Er versucht sein schiefes Grinsen; es misslingt. Das Eingeständnis muss ihn allerhand gekostet haben. »Albern, nicht?«
    »Was passiert da?«, frage ich vorsichtig. (Schließlich kenne ich mich aus mit Albträumen und üblen Visionen.)
    »Ach!«, erwidert er unwillig. »Das ist doch egal. Jedenfalls nichts Gutes.« Er sieht mich an, sein Mund zuckt. Jetzt fängt er auch noch an, mit dem Bein zu zappeln.
    »Im Internat«, sagt er, stockt. Führt die Hand zum Mund, lässt sie wieder sinken. »Da gab’s so Strafen.«
    »Strafen? Haben sie dich geschlagen?«
    Er reißt die Augen auf. »Na, geschlagen wurd eh, jeden Tag gab’s was. Im Unterricht mit’m Stahllineal und dann noch jede Woche der große Abwasch, öffentliche Züchtigung für die, die schlecht waren oder irgendwas ausgefressen hatten. Daran gewöhnt man sich schon.« Er zuckt die Achseln. »Aber dann gab’s noch den Karzer, wenn man was ganz besonders Schlimmes gemacht hatte. Das war ... das war ein Raum, so klein, da passte nur ein Bett rein und ein Nachttopf. Kein Fenster, kein gar nichts. Kalt. Kein Ton war zu hören. Und nur ein trübes Lampenlicht.« Er schaudert. »Na ja, wir waren ja sonst zu zehnt im Schlafsaal. Nie allein. Und dann auf einmal ...«
    Er lacht ein bisschen. »Auf einmal bist du in so einem Loch. Ich denk, als sie gemerkt haben, wie sehr ich mich fürcht, haben sie mich lieber da reingesteckt fürs kleinste Vergehen, statt mir den Hintern zu versohlen. War halt wirkungsvoller. Die andern fanden’s noch komisch. Die dachten, das wär ein Privileg, Karzer statt den Stock. Die haben’s mir dann noch extra heimgezahlt.«
    Er atmet tief und stockend aus. Zieht den Mund schief. Dann dringlich: »Bitte, Leonie. Nur diese Nacht. Morgen wird mir Felice ... bestimmt wird sie mir verzeihen. Es wird kommen, wie’s kommen muss. Sie braucht mich, ich brauche sie. Bitte. Ich lieg ganz still, so wie ich bin. Angezogen. So. Ganz eng an der Wand. Und du – du hältst meine Hand, bis ich eingeschlafen bin. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?«
    Er macht mich hilflos, seine leise Stimme, sein Bitten.
    Als ich neben ihm liege, meine Hand in der seinen, dreht er den Kopf zu mir, die Augen halb geschlossen. Seine Wimpern flattern, diese dichten dunklen Wimpern. (Anfangs habe ich gedacht, er schminkt sich die Augen.)
    »Weißt du, dass ich sie sehr liebe?«, murmelt er. »Diese überspannte Person.«
    »Vergiss es nur nicht diese Nacht«, erwidere ich.
    Dann bette ich Anton, Edler von Rofrano, auf meinen Arm, und zögernd ziehe ich seinen zerzausten Kopf zu mir heran. Er tut einen tiefen Atemzug. Dann schläft er.
    Nicht deswegen bin

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