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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich hierher nach Wien gekommen. Um einen jungen Mann zu trösten, der einer anderen gehört.
    Ganz gewiss nicht.

35
    Aber so schnell geht’s nicht, dass er wieder fort ist. Er bleibt mir noch erhalten.
    Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass Madame Lascari vor Tau und Tag aufgebrochen ist, denn sie hat ein Gastspiel in Baden-Baden. Madame ist jedes Jahr dort und absolviert einen Auftritt in einem kleinen Privattheater. Die »Burg« hat alle Termine so gelegt, dass während der Zeit keines ihrer Stücke läuft. Normalerweise bleibt sie zwei bis drei Tage fort.
    Gleichzeitig nehmen in dieser Zeit regelmäßig alle »Domestiken« ihre freien Tage. Madame Pfleiderer fährt zu ihren Kindern nach Floridsdorf, der Joseph besucht die Enkel in Dornbach, das Nannerl ist bei ihrem Mann und den Kindern und das Lieserl kümmert sich um ihre alte Mutter.
    Das Palais ist dicht. Der junge Mann ist ausgesperrt – wenn es denn nicht den Zugang über die Küche geben würde, den die Hausherrin nicht bedacht hat. So kann er unbekümmert im Haus herumspazieren, als hätte ihm Felice nicht den Stuhl vor die Tür gesetzt. (Ja, natürlich hätte er das wissen können mit ihrer Abreise, ihr Terminkalender hängt ja im Raum mit der Recamière. Er hat sich aber nicht drum gekümmert. Die anderen Male hat sie ihn ja mitgenommen ...)
    Auf den weiß und rosa Marmorfliesen des Entrees häufen sich an diesem Morgen allerlei Schriftstücke, über die der Edle von Rofrano kopfschüttelnd hinwegsteigt – keine Dienstboten da, die das Zeug auf ein silbernes Tablett und dann aufs Tischchen legen, wie es sich gehört! Er macht das natürlich nicht.
    »Soll ich dich jetzt noch länger am Hals haben?«, fragt Leonie zwischen Ärger und Verblüffung, als er ihr den Stand der Dinge erklärt.
    Er hebt die Schultern bis zu den Ohren.
    »Heut Abend gehst du ins Hotel!«, verkündet sie kategorisch. Nur diesen einen Tag noch. Sie wird das Beste draus machen.
    Gemeinsam fahren sie zum Naschmarkt, um einzukaufen. (Der Schreck von gestern sitzt ihr noch in den Knochen und sie traut sich nicht allein aus dem Haus. Aber weit und breit ist kein Mann mit Trachtenjoppe zu sehen.)
    Dann betritt sie ebenfalls »illegal« das Palais und bemächtigt sich der kalten leeren Küche. Weckt den Herd auf, führt Töpfe und Pfannen ihrer Bestimmung zu, erfüllt den Raum mit Düften.
    Anton guckt neugierig und verständnislos zu bei dem, was sie macht, ohne einen Finger zu krümmen.
    Sie kocht ein einfaches Gericht: Nudeln, frisches Gemüse; aber da noch Vorräte von den exotischen Gewürzen da sind, die sie vor Kurzem besorgt hatte, um Felice mit »Fuego y sapor« für sich zu gewinnen ..., schmeckt alles mannigfaltig und kitzelt den Gaumen, und Anton verdreht vor Entzücken die Augen und küsst seine Fingerspitzen.
    Der Einfachheit halber essen sie in der Küche.
    Beim Kaffee fängt er an, von Felice zu reden. »Als sie mich aufgelesen hat, war ich schon paar Jahre mit der Matura fertig«, sagt er und schaut träumerisch zur Decke. (Matura, das weiß Leonie inzwischen, so nennen sie in Wien das Abitur.) »Und das war nur gut so. Denn wovon hätte ich leben sollen?«
    »Wovon hast du denn vorher gelebt?«, fragt Leonie, wieder im Anbau.
    »Na, was wohl. Ich war Stipendiat. Es hat hierzuland Stipendien für den verarmten Adel, obwohl’s ja offiziell keinen Adel mehr gibt!«, erwidert er und lacht. »Und danach war’s aus. Da kam sie zur rechten Zeit, die Felice, und hat mich aus dem Staub emporgehoben und zu ihrem Assistenten und Sekretär und cavaliere servente gemacht.«
    »Aus dem Staub? Was hast du denn gemacht, bevor sie dich ... aus dem Staub ... «
    Er sieht sie nicht an. »Ich hab ältere Damen getröstet«, sagt er und verzieht einmal wieder aufs Grässlichste den Mundwinkel. »Na ja, manchmal waren’s auch ältere Herren.«
    Leonie muss schlucken. Irgendeinmal, als sie hier frisch angekommen war, hat sie gedacht, der Edle von Rofrano ist ein armer Hund. Damit hatte sie wohl mehr recht, als sie ahnte.
    »Und wieso behauptest du, du bist ihr Sekretär?«, fragt sie, um überhaupt etwas zu sagen.
    »Gott, das sagt man so«, erwidert Anton vage. »Also, ich les Stücke für sie, auf gute Rollen hin. Das weißt du ja!«
    Er deutet mit einer Kopfbewegung auf ihr Regal, wo die Textbücher stehen, die sie aufgelesen hat, als sie aus dem Fenster flogen, und grinst. (Die hat er also inzwischen bemerkt!)
    »Und Briefe schreib ich schon mal an ihrer Stelle! Ich hab eine

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