Dreifach
erreichten das Haus, traten in die Küche und sahen Suza. Die beiden tauschten einen Blick und wußten, daß sie die Antwort gefunden hatten.
*
Bevor die beiden Männer ins Haus zurückkamen, war es Suza beinahe gelungen, sich einzureden, daß sie sich getäuscht hatte. Sie konnte nicht gehört haben, daß Nat Dicksteins Ermordung geplant wurde. Es war einfach unwirklich: der Garten, der Fluß, die Herbstsonne, ein Professor und sein Gast ... Mord paßte nicht hierher, die ganze Vorstellung war so absurd wie ein Eisbär in der Sahara. Außerdem gab es eine sehr gute psychologische Erklärung für ihren Fehler: Sie hatte beabsichtigt, ihrem Vater zu gestehen, daß sie Dickstein liebte, und sie hatte sich vor seiner Reaktion gefürchtet – Freud hätte wahrscheinlich voraussagen können, daß sie sich nun einbilden würde, ihr Vater wolle ihren Geliebten umbringen. Weil sie von dieser Argumentation fast überzeugt war,brachte sie es fertig, den beiden zuzulächeln und zu fragen: »Wer möchte Kaffee? Ich habe gerade ein paar Tassen gemacht.«
Ihr Vater küßte sie auf die Wange. »Ich wußte nicht, daß du zurück bist, mein Kind.«
»Bin gerade eingetroffen. Ich wollte schon in den Garten gehen, um dich zu suchen.« Weshalb lüge ich?
»Du kennst Yasif Hassan nicht – er war einer meiner Studenten, als du noch klein warst.«
Hassan küßte ihr die Hand und starrte sie so an wie alle, die Eila gekannt hatten. »Sie sind genauso schön wie Ihre Mutter.« Seine verblüffte Stimme verriet, daß er weder einen Flirt noch eine Schmeichelei beabsichtigte.
Ihr Vater sagte: »Yasif war vor ein paar Monaten hier, kurz nachdem einer seiner Kommilitonen uns besucht hatte – Nat Dickstein. Du hast Dickstein, glaube ich, getroffen, aber du warst schon wieder fort, als Yasif kam.«
»Hat das eine ... etwas mit dem ... anderen zu tun?« fragte Suza. Sie hätte die Unsicherheit ihrer Stimme verfluchen mögen.
Die beiden Männer sahen sich an, und ihr Vater antwortete: »Allerdings.«
Nun war ihr klar, daß es stimmte, daß sie sich nicht verhört hatte. Die beiden wollten tatsächlich den einzigen Mann umbringen, den sie je geliebt hatte. Sie war den Tränen gefährlich nahe und wandte sich ab, um mit Tassen und Untertassen zu hantieren.
»Ich möchte dich um etwas bitten, mein Kind – etwas sehr Wichtiges, um deiner Mutter willen. Setz dich.«
Nein, dachte Suza, es kann nicht noch schlimmer werden, bitte, nein!
Sie holte tief Atem, drehte sich um und nahm ihm gegenüber Platz.
»Ich möchte, daß du Yasif hilfst, Nat Dickstein zu finden.«
Von diesem Moment an haßte sie ihren Vater. Plötzlichwußte sie, daß seine Liebe zu ihr nicht ehrlich war, daß er sie nie als Persönlichkeit gesehen hatte; er hatte sie ausgenutzt wie früher ihre Mutter. Nie wieder würde sie sich um ihm kümmern, ihm dienen; nie wieder würde sie sich Sorgen darüber machen, wie er sich fühlte, was er brauchte, ob er einsam war ... Sie erkannte im gleichzeitigen Aufblitzen von Einsicht und Haß, daß ihre Mutter irgendwann auch an diesem Punkt angelangt sein mußte. Nun würde sie das gleiche tun wie Eila und ihn verachten.
Ashford fuhr fort: »In Amerika gibt es einen Mann, der wissen könnte, wo Dickstein ist. Ich möchte, daß du ihn mit Yasif zusammen besuchst.«
Sie schwieg. Hassan hielt ihre Sprachlosigkeit für Unverständnis und begann zu erklären. »Sehen Sie, dieser Dickstein ist ein israelischer Agent, der gegen unser Volk arbeitet. Wir müssen ihn aufhalten. Cortone – der Mann in Buffalo – unterstützt ihn vielleicht. Allerdings wird er sich weigern, uns zu helfen. Aber er wird sich an Ihre Mutter erinnern und Ihnen deshalb vielleicht entgegenkommen. Sie könnten ihm erzählen, daß Sie und Dickstein ineinander verliebt sind.«
»Haha!« Suzas Lachen klang etwas hysterisch, und sie hoffte, daß die beiden es den falschen Ursachen zuschreiben würden. Sie beherrschte sich, und es gelang ihr, völlig gefühllos zu werden, ihren Körper still und ihre Miene ausdruckslos erscheinen zu lassen, während sie ihr von dem Yellow Cake, dem Mann an Bord der Coparelli, dem Leitstrahlsender auf der Stromberg, von Mahud und seinem Kaperungsplan und davon erzählten, was all das für die Palästinensische Befreiungsbewegung bedeuten würde. Am Ende war sie gefühllos und brauchte es nicht mehr vorzutäuschen.
Schließlich fragte ihr Vater: »Also, mein Kind, hilfst du uns? Wirst du es tun?«
Mit einer Selbstbeherrschung, die sie
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