Dreifach
selbst erstaunte,bedachte sie die beiden mit einem unbekümmerten Stewardessenlächeln, stand von ihrem Hocker auf und sagte: »Das ist eine ganze Menge, um es auf einmal zu verdauen, nicht wahr? Ich werde darüber nachdenken, während ich ein Bad nehme.«
Und sie ging hinaus.
*
Allmählich wurde ihr alles klar, als sie – die verschlossene Tür zwischen sich und ihnen – in dem heißen Badewasser lag.
Das war es also, was Nathaniel tun mußte, bevor er sie wiedersehen konnte: ein Schiff stehlen. Und dann würde er sie zehn oder fünfzehn Jahre lang nicht aus den Augen lassen, wie er geschrieben hatte ... Vielleicht bedeutete es, daß er seine Arbeit aufgeben wollte.
Aber natürlich würde keiner seiner Pläne Erfolg haben, da seine Feinde über alles Bescheid wußten. Dieser Russe hatte vor, Nats Schiff zu rammen, und Hassan wollte die Coparelli noch vorher kapern und Nat überrumpeln. In beiden Fällen war Dickstein in Gefahr, in beiden Fällen wollten sie ihn vernichten. Doch Suza konnte ihn warnen.
Wenn sie nur wüßte, wo er war.
Wie schlecht ihr Vater und Hassan sie kannten! Hassan nahm als arabischer männlicher Chauvinist einfach an, daß sie gehorchen würde. Ihr Vater setzte voraus, daß sie auf der Seite der Palästinenser sein würde, weil er es war und weil er die Intelligenz der Familie verkörperte. Er hatte nie gewußt, was im Geist seiner Tochter vorging – genausowenig wie in dem seiner Frau. Eila hatte ihn immer mühelos betrügen können; er hatte nie geahnt, daß sie nicht so war, wie sie schien.
Suza begriff, was sie tun mußte, und wieder wurde sie von Entsetzen gepackt.
Schließlich gab es doch eine Möglichkeit, Nathaniel zu finden und ihn zu warnen.
Die beiden wollten, daß sie Nat fand.
Suza wußte, daß sie ihren Vater und Hassan täuschen konnte, denn sie wähnten sie schon jetzt auf ihrer Seite. Warum sollte sie nicht tun, was sie wollten? Sie könnte Nat finden – und ihn dann warnen.
Würde sie dadurch nicht alles noch schlimmer machen? Um ihn selbst zu finden, mußte sie auch Hassan zu ihm führen.
Aber sogar wenn Hassan ihn nicht entdeckte, drohte Nat Gefahr von den Russen.
Wenn er jedoch rechtzeitig gewarnt würde, könnte er beiden Gefahren entkommen.
Vielleicht würde es auch möglich sein, Hassan irgendwie abzuschütteln, bevor sie Nat erreichte.
Was war die Alternative? Zu warten, weiterzumachen, als wenn nichts geschehen wäre, und vielleicht für immer vergeblich auf einen Anruf zu hoffen ... Es war teilweise die Sehnsucht, Dickstein wiederzusehen, die sie so denken ließ, teilweise die Befürchtung, daß er nach der Kaperung tot sein könnte, so daß dies ihre letzte Chance sein mochte. Aber sie hatte auch gute Gründe, zu handeln: Wenn sie nichts tat, würde sie vielleicht Hassans Absicht durchkreuzen, aber dann blieben immer noch die Russen und deren Plan.
Ihre Entscheidung war gefallen: Sie würde so tun, als arbeitete sie mit Hassan zusammen, um Nathaniel zu finden.
Suza war eigenartigerweise glücklich. Sie saß in der Falle, doch sie fühlte sich frei; sie gehorchte ihrem Vater, aber sie hatte endlich den Eindruck, ihm Widerstand zu leisten. Was auch geschehen mochte, sie gehörte zu Nathaniel.
Aber sie hatte Angst.
Sie stieg aus der Wanne, trocknete sich ab, zog sich anund ging nach unten, um ihnen die gute Nachricht mitzuteilen.
*
Am 16. November 1968 drehte die Coparelli um 4.00 Uhr morgens vor Vlissingen an der niederländischen Küste bei und nahm einen Hafenlotsen an Bord, der sie durch den Kanal der Westerschelde nach Antwerpen steuern sollte. Vier Stunden später, am Eingang zum Hafen, wurde er von einem weiteren Lotsen abgelöst, der sie durch die Docks brachte. Vom Haupthafen aus glitt sie durch die Royers-Schleuse, am Suez Canel entlang, unter der Sibirienbrücke hindurch und ins Kattendijk-Dock, wo sie an ihrem Liegeplatz festmachte.
Nat Dickstein beobachtete sie.
Als er sie langsam heranrauschen sah, den Namen Coparelli an ihrer Seite las und an die Fässer Yellow Cake dachte, die bald ihre Laderäume füllen würden, überkam ihn ein ganz merkwürdiges Gefühl. Es glich dem, was er empfand, wenn er Suzas nackten Körper betrachtete ... Ja, es war ein Gefühl der Lust.
Er schaute vom Liegeplatz Nummer 42 zu der Eisenbahnstrecke hinüber, die fast bis an den Rand des Kais führte. Ein Zug – elf Waggons und eine Lokomotive – stand jetzt auf den Gleisen. Zehn Waggons hatten je einundfünfzig versiegelte 200-Liter-Fässer
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