Dreifach
mit dem aufgedruckten Wort PLUMBAT geladen, der elfte Wagen enthielt nur fünfzig Fässer. Dickstein war diesem Uran nun so nahe. Er konnte hinübergehen und die Eisenbahnwaggons berühren – früh am Morgen hatte er es schon einmal getan und gedacht: Wäre es nicht herrlich, den Hafen einfach mit Hubschraubern und einer israelischen Kommandoeinheit zu überfallen und das Zeug zu rauben.
Die Coparelli sollte rasch wieder in See stechen. Die Hafenbehörden waren zwar überzeugt worden, daß derUmgang mit dem Yellow Cake sicher war, aber trotzdem wollten sie nicht, daß es eine Minute länger als nötig in ihrem Hafen blieb. Ein Kran stand bereit, um die Fässer auf das Schiff zu verladen.
Trotzdem mußten einige Formalitäten erledigt werden, bevor das Verladen beginnen konnte.
Der erste, den Dickstein an Bord des Schiffes gehen sah, war ein Vertreter der Reederei. Er mußte die Lotsen entlohnen und sich vom Kapitän eine Mannschaftsliste für die Hafenpolizei geben lassen.
Als zweiter ging Joseph Cohen an Bord. Er mußte das Verhältnis zu seinen Kunden pflegen. Cohen würde dem Kapitän eine Flasche Whisky überreichen und ein Gläschen mit ihm und dem Vertreter der Reederei trinken. Außerdem hatte er ein Bündel Karten bei sich, die im besten Nachtklub der Stadt freien Eintritt und ein kostenloses Getränk gewährten; diese Karten würde der Kapitän an die Offiziere verteilen. Cohen würde auch den Namen des Schiffsingenieurs ermitteln. Dickstein hatte einen Weg vorgeschlagen: Cohen sollte um die Mannschaftsliste bitten und dann eine Freikarte für jeden Offizier abzählen.
Wie er es auch gemacht hatte, er war erfolgreich gewesen. Als Cohen das Schiff verließ und den Kai überquerte, um in sein Büro zurückzukehren, kam er an Dickstein vorbei, und ohne seine Schritte zu verlangsamen, flüsterte er: »Der Ingenieur heißt Sarne.«
Erst am Nachmittag wurde der Kran eingesetzt, und die Hafenarbeiter begannen, die Fässer in die drei Laderäume der Coparelli zu schaffen. Jede Tonne mußte einzeln verladen und im Innern des Schiffes mit Holzkeilen gesichert werden. Wie erwartet, wurde man an diesem Tag noch nicht fertig.
Am Abend besuchte Dickstein den besagten Nachtklub. An der Bar, in der Nähe des Telefons, saß eine erstaunliche Frau von etwa dreißig Jahren, mit schwarzem Haarund einem langen, aristokratischen Gesicht, das einen etwas hochmütigen Ausdruck hatte. Sie trug ein elegantes schwarzes Kleid, das ihre aufregenden Beine und ihre hohen, runden Brüste betonte. Dickstein nickte ihr fast unmerklich zu, sprach aber kein Wort mit ihr.
Er saß in einer Ecke, hatte die Hände um ein Glas Bier gelegt und hoffte, daß die Seeleute bald kommen würden. Sie mußten einfach kommen. Lehnten Seeleute je ein kostenloses Getränk ab?
Nein.
Der Klub begann, sich zu füllen. Zwei Männer machten der Frau im schwarzen Kleid einen unsittlichen Antrag, doch sie wies beide zurück und zeigte dadurch, daß sie keine Prostituierte war. Um 21.00 Uhr ging Dickstein hinaus in den Vorraum und rief vom dort befindlichen Telefonautomaten Cohen an. Wie verabredet, hatte Cohen unter einem Vorwand mit dem Kapitän der Coparelli telefoniert. Er hatte erfahren, daß alle außer zwei Offizieren von ihren Freikarten Gebrauch machten. Die Ausnahmen waren der Kapitän selbst, der Schreibarbeiten zu erledigen hatte, und der Funker – ein neuer Mann, in Cardiff angeheuert, nachdem Lars sich das Bein gebrochen hatte –, der an einer Erkältung litt.
Dann wählte Dickstein die Nummer des Klubs, in dem er sich aufhielt. Er bat, mit Mr. Sarne sprechen zu dürfen, der, wie er gehört habe, in der Bar sei. Während er wartete, hörte er, wie ein Barkellner Sarnes Namen ausrief; die Stimme war doppelt zu vernehmen: direkt von der Bar her und durch mehrere Meilen Telefonkabel. Schließlich meldete sich jemand am Telefon. »Ja? Hallo? Hier spricht Sarne. Wer ist dort? Hallo?«
Dickstein hängte auf und kehrte rasch in die Bar zurück. Er blickte zum Bartelefon hinüber. Die Frau in dem schwarzen Kleid sprach mit einem großen, sonnengebräunten blonden Mann in den Dreißigern, den Dicksteinfrüher am Tag am Kai gesehen hatte. Das also war Sarne.
Die Frau lächelte Sarne zu. Es war ein freundliches Lächeln, das jeden Mann zu einem zweiten Blick verlokken mußte; es war herzlich, zeigte ebenmäßige Zähne hinter roten Lippen und wurde von einem trägen Augenaufschlag begleitet, der sehr verführerisch war und nicht so wirkte, als sei
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