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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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er tausendmal vor einem Spiegel geprobt worden.
    Dickstein schaute fasziniert zu. Er hatte kaum eine Vorstellung davon, wie sich so etwas abspielte, wie Männer mit Frauen anbändelten und umgekehrt, und er verstand erst recht nicht, wie eine Frau sich einen Mann angeln konnte, während der Mann gleichzeitig glaubte, der aktive Teil zu sein.
    Sarne hatte offenbar seinen eigenen Charme. Er grinste so schelmisch und jungenhaft, daß er zehn Jahre jünger aussah. Er sagte etwas zu ihr, und sie lächelte wieder. Sarne zögerte wie ein Mann, der weiterplaudern möchte, dem aber nichts mehr einfällt. Dann wandte er sich zu Dicksteins Entsetzen ab.
    Doch die Frau war der Situation gewachsen. Dickstein hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Sie berührte den Ärmel von Sarnes Blazer, und er drehte sich wieder zu ihr um. Eine Zigarette war plötzlich in ihrer Hand aufgetaucht. Sarne tastete seine Taschen nach Streichhölzern ab. Anscheinend rauchte er nicht. Dickstein hätte am liebsten aufgestöhnt. Die Frau zog ein Feuerzeug aus der Abendtasche, die vor ihr auf der Bar lag, und reichte es ihm. Er gab ihr Feuer.
    Es war Dickstein unmöglich, jetzt fortzugehen. Er drängte sich zur Bar und stellte sich hinter Sarne, der die Frau ansah. Dickstein bestellte ein weiteres Bier.
    Die Stimme der Frau war angenehm und einladend, jetzt zog sie alle Register ihres Könnens.
    »Diese Dinge passieren mir ständig«, sagte Sarne.
    »Der Anruf?« fragte die Frau.
    Sarne nickte. »Probleme mit Frauen. Ich hasse sie. Mein ganzes Leben lang haben Frauen mir Schmerz und Leid zugefügt. Ich wünschte, ich wäre homosexuell.«
    Dickstein war verblüfft. Was redete er da? Meinte er es ernst? Versuchte er, ihr einen Korb zu geben?
    Sie sagte: »Weshalb werden Sie es nicht?«
    »Ich mache mir nichts aus Männern.«
    »Werden Sie Mönch.«
    »Sehen Sie, ich habe noch ein Problem: diesen unersättlichen sexuellen Appetit. Ich brauche es dauernd, oft mehrere Male in der Nacht. Das ist wirklich ein großes Problem. Möchten Sie noch etwas trinken?«
    Aha, es war also nur eine Masche. Wie war er darauf gekommen? Dickstein nahm an, daß Seeleute ständig solche Tricks benutzten. Jeder von ihnen mußte ein Fachmann auf diesem Gebiet sein.
    So ging es weiter. Dickstein mußte die Art bewundern, mit der die Frau Sarne an der Nase herumführte, während sie ihn glauben ließ, daß er die Initiative hatte. Sie erzählte ihm, daß sie nur über Nacht in Antwerpen sei und ein Zimmer in einem guten Hotel gemietet habe. Kurz darauf schlug er vor, Champagner zu trinken, doch der Champagner des Klubs sei erbärmliches Gesöff, nicht zu vergleichen mit dem, den sie vielleicht in einem Hotel bekommen würden – in ihrem Hotel zum Beispiel.
    Sie verließen den Klub, als die Vorstellung begann. Dickstein war zufrieden: So weit, so gut. Er sah zehn Minuten lang einer Gruppe von Mädchen zu, die die Beine in die Luft warfen, und ging hinaus.
    Er nahm ein Taxi zum Hotel und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Dann stellte er sich dicht an die Verbindungstür, die zum nächsten Zimmer führte. Er hörte, wie die Frau kicherte und Sarne mit leiser Stimme etwas sagte.
    Dickstein setzte sich auf das Bett und überprüfte denGaszylinder. Er drehte den Hahn rasch auf und zu, und es stieg ein scharfer, süßer Duft zu ihm auf. Keine Wirkung war zu verspüren. Er fragte sich, wieviel man einatmen mußte, bevor das Gas wirkte. Ihm hatte die Zeit gefehlt, das Zeug gründlich auszuprobieren.
    Die Geräusche aus dem Nachbarzimmer wurden lauter, und Dickstein wurde verlegen. Wie pflichtbewußt mochte Sarne sein? Würde er sofort zum Schiff zurückkehren wollen, wenn er mit der Frau fertig war? Das wäre unangenehm. Es würde einen Kampf auf dem Hotelflur bedeuten – unprofessionell und auch riskant. Dickstein wartete gespannt, verlegen, unruhig. Die Frau verstand ihr Geschäft. Sie wußte, daß Sarne danach schlafen sollte, und sie versuchte, ihn zu ermüden. Es schien kein Ende zu nehmen.
    Erst um 2.00 Uhr klopfte sie an die Verbindungstür. Sie hatten abgesprochen, daß sie dreimal langsam klopfen sollte, wenn er schlief, oder sechsmal schnell, wenn er fortging.
    Sie klopfte dreimal langsam.
    Dickstein öffnete die Tür. Mit dem Gaszylinder in der einen und einer Gesichtsmaske in der anderen Hand betrat er leise das Nachbarzimmer.
    Sarne lag flach auf dem Rücken, nackt, das blonde Haar zerwühlt, mit weitgeöffnetem Mund und geschlossenen Augen. Sein Körper sah

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